In festlichem Rahmen und unter großer Beteiligung wurde am 18. September 1938 der evangelische Kindergarten in Neustadt eingeweiht. Es war eine neue gesellschaftliche Einrichtung für diese Burzenländer Gemeinde, die von den Neustädtern errichtet werden konnte. Vorausgegangen waren in den Jahren 1839 bis 1841 der Umbau der Kirche, es folgte dann der Bau der Schule von 1876 bis 1878 und das Gemeindehaus, errichtet in den Jahren 1926 – 1927. Der Kindergarten wurde in den Jahren 1936 bis 1938 gebaut. Laut einer Dokumentation von Beate Schramm, der Schriftleiterin des Briefes der Heimatortsgemeinschaft, der unter dem Titel „Neustädter Nachrichten“ in Deutschland herausgebracht wird, hat der Bau 1.086.550 Lei gekostet, wobei große Mengen Baumaterialien dafür benötigt wurden: insgesamt fünf Waggons Zement, vier Waggons Kalk, 101.700 Stück Mauerziegeln, 39.165 Stück Dachziegeln, 7450 Stück Ziegeln aus feuerfestem Ton für die Pflasterung, 316 Kubikmeter Sand, 50 Fuhren Bruchsteine, 2352 Fuhren Schotter und 287 Kubikmeter Bauholz. Die Nachbarschaften leisteten einen großen Beitrag an freiwilligen Arbeitstagen, die dazu führten, dass der neue Kindergarten rechtzeitig fertiggestellt werden konnte und auch heute noch ein bauliches Schmuckstück von Neustadt darstellt.
Der erste Kindergarten der evangelischen siebenbürgischen Landeskirche wurde am 2. Januar 1869 von der Tochter des Kronstädter Stadtpfarrers Friederike Schiel eröffnet. Daraufhin wurde im Rahmen der Mädchenschule von der Kronstädter Stadtpfarrgemeinde und dem „Frauenverein zur Unterstützung der evangelischen Mädchenschule“ die erste Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen eröffnet. Es wurden weitere Kindergärten sowohl in Kronstadt als auch dem Burzenland eröffnet. In Neustadt kam es im Jahre 1887 dazu. Wie es im „Das sächsische Burzenland“ aus dem Jahre 1898 vermerkt wird, befand sich dieser mehrere Jahre auf einem leeren Bauernhof, bis er in dem Schulhaus untergebracht wurde. Besucht wurde dieser durchschnittlich von 80 Kindern, die monatlich 40 Kreuzer zahlten. Doch stellte sich bald der Raummangel ein, sodass ein neuer Kindergarten von der Gemeinde in den 30er Jahren geplant wurde. Der diesbezügliche Beschluss wurde in der Gemeindevertretung vom 9. Februar 1936 gefasst. Dieser sollte aus Spenden finanziert werden, wobei der Standort neben der Kirchenmauer geplant wurde. Dieser hatte früher als Tanzplatz gedient. Die gesamte Führung der evangelischen Kirchengemeinde von Neustadt – an der Spitze Pfarrer Julius Wolff, der Architekt Wilhelm Schmidts, der Baumeister Heinrich Götz und der Maurermeister Emil Zintz, dem die Arbeiten übergeben worden waren – war anwesend. Den ersten Spatenstich machte Kirchenkurator Heinrich Galter. Die Arbeiten schritten gut voran. Im Juli des Jahres 1936 war das Fundament fertig und es konnte mit dem Aufbau der Mauern begonnen werden, Ende August wurde auch das Dach gedeckt.
Am Einweihungstag riefen die Glocken schon am frühen Morgen zu der festlichen Eröffnung, der ein Gottesdienst vorausging. Die Predigt hielt Pfarrer Julius Wolff. Das Gebäude des Kindergartens, dem heute gegenüber das Bürgermeisteramt von Neustadt steht, zeugt von dem Willen und der Kraft dieser ehemals sehr großen und auch finanziell starken Gemeinschaft der Neustädter Sachsen, bleibende öffentliche Einrichtungen zu bauen.