Klein sind unsere evangelisch-sächsischen Kirchengemeinden geworden. Doch finden immer wieder Ereignisse in diesen statt, die von besonderer Bedeutung für die jeweilige Gemeinschaft sind, die in ihre neue und sicher auch bleibende Geschichte eingehen, den da lebenden Menschen neuen Mut geben. Das vor allem auch dank jener die, wenn auch nicht mehr im jüngsten Alter, sich für die Gemeinschaft einsetzen, Verantwortung übernehmen.
Ein solch besinnlicher Tag – und es war auch von der Witterung her ein sehr schöner Sommertag – wurde kürzlich in Nussbach verzeichnet. Auch wenn da gegenwärtig laut letzter Evidenz nur noch 96 Kirchenglieder von ehemals 653 leben, wurde die Neueinweihung der Orgel in der Evangelischen Kirche A.B. zu einem Festtag - nicht nur für Nussbach, sondern fürs ganze Burzenland und den Kronstädter Evangelischen Kirchenbezirk. Das Presbyterium mit Kirchenkurator Georg Foof haben keine Mühe gescheut, um diesem Ereignis die entsprechende Bedeutung, aber auch Glanz zu geben.
Daran beteiligten sich Bischofsvikar und Dechant des Kronstädter Evangelischen Kirchenbezirkes, Dr. Daniel Zikeli, Stadtpfarrer von Bukarest, Pfarrerin Adriana Florea die nun auch in Nussbach im Einsatz steht, der Kronstädter Stadtpfarrer Christian Plajer, die Pfarrer Andreas Hartig, Kurt Boltres, Dr. Peter Klein, Uwe Seidner, Christian Reich, Altdechant Pfarrer Klaus Daniel, Ortwin Hellman, Kurator des Kronstädter Kirchenbezirkes, Kuratoren der Kirchengemeinden, der Vorsitzende der Nussbacher Heimatortsgemeinschaft in Deutschland, Harald Zelgy, und Klaus Foof seitens des Vorstandes, Wolfgang Wittstock, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK), die Organisten Ursula Philippi und Eckart Schlandt, Kirchenmusiker Kurt Philippi, der Restaurator der Orgel, Bors Laszlo, zahlreiche Gäste.
In der gotischen Saalkirche, errichtet im 14. und 15. Jahrhunderten, um die im 15. und 16. Jahrhundert die Kirchenburg gebaut wurde, begrüßte Pfarrerin Adriana Florea die Anwesenden. „Dies ist der Tag, zum Segen eingeweihet...“ erklang das Eingangslied. Anschließend fand die Einweihungshandlung der Orgel statt, die von Pfarrerin Adriana Florea, Stadtpfarrer Christian Plajer und Pfarrer Christian Reich vorgenommen wurde.
In seiner sehr ansprechenden, zu Herzen gehenden Predigt hob Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli die siebenbürgische Dimension der Orgel hervor, die in jeder Ortschaft auch ein Stück Heimat bedeutet. Sie begleitet die Mitglieder einer Gemeinschaft von der Wiege bis zur Bahre, bei Taufe, Konfirmation, Trauung. „Die Orgel lehrt uns auch, dankbar zu sein. An dem heutigen Tag sind wir dankbar allen die zur Renovierung beigetragen haben, dieses Fest organisierten. Alle Gemeindeinitiativen sind zu begrüßen, die eine Orgelrestaurierung zum Ziel haben“, betonte er. Es war übrigens die vierte Orgeleinweihung seitdem Dr. Daniel Zikeli auch in das Amt als Dechant des Kronstädter Kirchenbezirkes gewählt worden ist.
Dank richtete auch Pfarrerin Adriana Florea an den Orgelbauer Bors Laszlo, an das Nussbacher Presbyterium und Kurator Georg Foof, an die HOG aus Deutschland, an die Spender, an die Menschen, die sich mit Nussbach verbunden fühlen. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatten Organistin Ursula Philippi (Orgel) und Kurt Philippi (Violoncello) übernommen.
Beim anschließenden Empfang auf dem Pfarrhof, von wo man auch einen schönen Blick auf die weite Landschaft voll genießen konnte, kam man ins Gespräch bei Baumstriezel und Fruchtsäften. Orgelrestaurator Bors Laszlo, der aus Tuschnad stammt und da eine Orgelwerkstatt betreibt, in der fünf Mitarbeiter mitwirken, hat sich dieses Projekts angenommen nachdem das Presbyterium von Nussbach im Vorjahr an ihn herangetreten ist. Nach einer 1994 in Budapest abgeschlossenen diesbezüglichen Fachausbildung hat er schon mehrere Orgeln in Siebenbürgen aber auch in Finnland, den Niederlanden, in Deutschland repariert und restauriert. Die Nussbacher Orgel wurde auseinandergenommen und in seiner Werkstatt repariert. Es war der 12. März 2014 als die Orgelpfeifen aus dem Gehäuse ausgebaut und samt Spieltisch in die Werkstatt kamen. Rund vier Monate nahmen ihn die Arbeiten in Anspruch. Nachträglich nahm er noch Stimmungen nach Einwänden der Organisten Ursula Philippi und Eckart Schlandt vor. Gegenwärtig arbeitet er an der Restaurierung der Orgel von Heltau.
Das erste Instrument als Barockorgel in Nussbach wurde von Johann Prause 1793 gebaut. Davon besteht heute aber nur noch das Gehäuse. Ersetzt wurde diese dann 1907 durch eine Orgel, die von den Brüdern Rieger aus Jägerndorf in Schlesien gebaut wurde. 1931 nahm der Kronstädter Orgelbauer Karl Einschenk eine Reparatur an dieser vor. Seither gab es keine Eingriffe mehr. Die über dem Altar befindliche pneumatische Orgel hat zwei Manuale und zehn Register. Somit war es an der Zeit, eine neue Reparatur, eine Generalüberholung, wie Bors Laszlo betonte, vorzunehmen.
Beim anschließenden Orgelkonzert, geboten von Ursula Philippi und Eckart Schlandt, kamen bestens die wiedergewonnenen Toneigenschaften der Orgel zu Gehör. Dazu trug auch die schöne Stimme von Maria Kohlenberg bei, einer jungen Musikpraktikantin aus Deutschland, die sich für ein Musikstudium in Hannover in der Honterusgemeinde vorbereitet. Sie interpretierte zwei Stücke aus Schemellis Gesangbuch „Brunnquell aller Güter“ und „Jesu, meines Glaubens Zier“. Die Vorstellung der restaurierten Orgel wurde von Kurt Philippi vorgenommen, während Ursula Philippi an dieser vier kurze Stücke von Johann Leopold Bella (1843 – 1935) interpretierte. Unter Leitung von Kurt Philippi sangen dann die Gemeindeglieder mit Orgelbegleitung „Ich lobe meinen Gott“ auch als Danksagung für dieses gelungene Werk. Da Orgel und Spieltisch sich auf der Empore über dem Altar befinden, konnte man auf einem Bildschirm die Kunst der Organisten auch bildlich miterleben. Nachdem die beiden Starorganisten Ursula Philippi und Eckart Schlandt vierhändig „Vater unser im Himmelreich“ boten, wurde das Konzert mit „Ein feste Burg ist unser Gott“ abgeschlossen.
Nicht aber auch die Festlichkeit, da die Teilnehmer in den renovierten, schön gestalteten Gemeindesaal zu einem Mittagessen mit vorausgehendem musikalischen Tischgebet eingeladen worden waren. Gedanken und Meinungen wurden da somit weiter ausgetauscht bis hin zu den zum Abschluss dieses erlebnisreichen Tages eingeplanten Gruß- und Dankesworten. Bezirkskirchenkurator Ortwin Hellmann richtete den Glückwunsch an die Nussbacher Kirchengemeinde für dieses mit Erfolg abgeschlossene Vorhaben, wobei die Orgel weiterhin die Tradition zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wahren soll.
Harald Zelgy, Vorsitzender der Nussbacher Heimatortsgemeinschaft in Deutschland, wendete sich mit einem inhaltsreichen Grußwort seitens der im Ausland lebenden Nussbacher an die hiesige Kirchengemeinde. „An dieser Stelle müssen wir dem Presbyterium, Herrn Kurator Foof und allen in Nussbach Verbliebenen danken, dass sie im Vertrauen auf Gott den Mut nicht verloren haben und, trotz aller Widrigkeiten, die Kraft gefunden haben, unsere Orgel in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen, sie mit professioneller Hilfe zu renovieren, so dass ihre Stimme heute wieder rein und kraftvoll zum Himmel emporsteigen kann“, heißt es darin. Lehrerin Katharina Cloos-Szöllösy aus Klausenburg gestand, die schönsten Feste in Nussbach verbracht zu haben. „Familie Foof ist die Seele dieser Gemeinde“, betonte sie zu Recht und wünschte Erfolg auch der jungen Organistin Roberta Varga aus Apa]a, die nun in Nussbach musikalisch die Gottesdienste begleiten wird. Erfolgs- und Glückwünsche richtete an die sächsische hiesige Gemeinschaft, an Georg Foof, der auch das hiesige Ortsforum leitet und aktiv gestaltet, der Vorsitzende des Kronstädter Deutschen Kreisforums, Wolfgang Wittstock.
Solche Festtage wie dieser – es war Samstag, der 11. Juli 2015 -, an denen Vollbrachtes in unserer Gemeinschaft entsprechend gewürdigt wird, kann man sich nur wünschen. Und sicher folgen noch solche, solange die Gemeinschaften jeweiliger Ortschaften, wenn auch noch so klein, sich ihrer Kraft und ihres Mutes bewusst bleiben.