Kürzlich veröffentlichte Karl-Heinz Brenndörfer in Stuttgart den Band „Die Elektrifizierung des Burzenlandes. Von der Vision zum Strom“ als Ergebnis eingehender Forschungen, die er vornahm, um diese „Pionierleistung unserer Vorfahren in einer Zeit, als die Elektrizität selbst noch fast in den Kinderschuhen steckte“, am Anfang des 20. Jahrhunderts, zu dokumentieren. Der 1944 in Heldsdorf geborene Autor, der das Honterus-Gymnasium in Kronstadt besuchte und anschließend eine Ausbildung zum Elektromechaniker machte, ist somit auch von der fachlichen Ausbildung her, eine kompetente Person im Bereich. Bis zu seiner 1982 erfolgten Aussiedlung nach Deutschland war er als Energietechniker beschäftigt.
Die Zeitgeschichte wurde zu seinem Hobby, sodass der Autodidakt schon mehrere diesbezügliche Bücher veröffentlichte. Sein erstes Buch „Banditen, Spione und Helden?“ erschien 2005 und bezog sich auf den antikommunistischen Widerstand in Rumänien in den Jahren 1948-1962. Zwei Jahre später erschien sein zweites Buch „Kriminalfälle im Burzenland“. Mit Unterstützung der Honterusgemeinde brachte er 2011 den Band „Der Schwarze-Kirche-Prozess, Erlebnisberichte und Dokumentation“ heraus. Auch hat er wesentlich zum Erscheinen der Dokumentation „Chronik der Blaskapellen des Burzenlandes“ beigetragen. Karl-Heinz Brenndörfer ist aktiv in der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland impliziert. Von 1992 bis 2007 war er Vorsitzender der Heimatgemeinschaft der Heldsdörfer und Herausgeber der Publikation „Wir Heldsdörfer“. Seit 2007 ist er zum Vorsitzenden der Regionalgruppe Burzenland im Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften gewählt worden.
In dem aufliegenden Band benutzt der Autor als Dokumentation zahlreiche Archivunterlagen, Berichte aus der „Kronstädter Zeitung“, Aussagen von Fachleuten aus dem Bereich, eine reiche Illustration. Schon als Kind wurde er von dem Elektrizitätswerk seines Geburtsortes immer wieder angezogen. Als er dann in seiner beruflichen Laufbahn in einem Kronstädter Großbetrieb zuständig für die Verteilung der Energie wurde, erhielt er Einblick auch in die Mängel der Stromwirtschaft im kommunistischen Rumänien, der Energiekrisen, der aufgezwungenen Sparmaßnahmen für die Bevölkerung oder gar in den am 10. Mai 1977 für 20 Minuten verzeichneten Zusammenbruch des ganzen energetischen Systems des Landes, von dem aber die Bewohner nicht informiert wurden.
In seiner Analyse bezieht sich Karl-Heinz Brenndörfer auf die anfangs errichteten Kleinkraftwerke in den sächsischen Ortschaften des Burzenlandes, die in der Vor- und Zwischenkriegszeit in Funktion standen, nachträglich an das Verbundnetz des Landes angeschlossen wurden. Einige dieser stehen auch heute in Funktion und werden privat betrieben. Die geschichtlich technischen Voraussetzungen für den Beginn der Entwicklung der Elektrizität im Burzenland finden wir in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Eine wichtige fördernde Rolle spielte die 1881 in Paris stattgefundene Elektrotechnische Ausstellung und nachher die Erfindung des Transformatorentechnik. In Siebenbürgen war Initiator und Triebfeder der Elektrifizierung Dr. Carl Wolff, Direktor der Allgemeinen Sparkasse Hermannstadt. Im Burzenland waren es Unternehmer, Landwirte, Lehrer aus den Gemeinden, von denen die Initiative ausging. Vorreiter in der Elektrifizierung war da Zeiden, wo das Elektrizitätswerk am Neugraben errichtet wurde. In einer Tabelle werden die Stromerzeugeranlagen im Burzenland, die Leistungen, das Jahr der Inbetriebnahme, primärer Antrieb u.a. angegeben. Aufschlussreich sind die Voraussetzungen, unter denen die Stromleitungen, die Installationen in den Wohnhäusern und die Straßenbeleuchtung, die Porzellanisolatoren angebracht wurden, die Kenntnisse der Elektriker voraussetzten.
Nach diesen allgemeinen und einführenden Betrachtungen geht der Autor auf die einzelnen Ortschaften des Burzenlandes ein, auf den Bau der Elektrizitätswerke und die Art, wie die Elektrifizierung da durchgeführt wurde. In Zeiden schlug die historische Stunde 1903, wobei die „Erste Zeidner Elektrizitätswerk Aktiengesellschaft“ am 1. März 1902 gegründet wurde. Zweck war Strom an Private, Gewerbetreibende und Körperschaften für Beleuchtung und Maschinenbetrieb zu liefern. Im Jahre 1908 wurde in Heldsdorf eine gleiche Aktiengesellschaft gegründet (HEWAG), um die Geldmittel für den Bau eines Elektrizitätswerkes zu beschaffen. Diesbezüglich konnte der Autor mehrere Dokumentationen auswerten, die ihm zur Verfügung standen, was den Bau des Elektrizitätswerkes, dessen technischen Daten bezüglich der Wartung auch in den späteren Jahren betrifft. Karl-Heinz Brenndörfer geht auch auf die jetzigen Gegebenheiten ein, wo Energie auch vermittels von Solarzellen in Heldsdorf erzeugt wird.
In allen Beiträgen bezüglich der Elektrifizierung in den einzelnen Ortschaften bezieht sich der Autor auf die Initiatoren, auf gegründete Aktiengesellschaften oder Vereine, auf technische Lösungen, bietet Reproduktionen von abgeschlossenen Verträgen oder Aktien.
In Rosenau gingen die Sachsen unter der Anleitung von Schulrektor Johann Bergel an das erste gemeinsame große Projekt, dem der unabhängigen Stromversorgung. 1910 gründeten sie dann die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, 1912 war das Elektrizitätswerk I errichtet. Durch den weiteren Ausbau konnte ein Verbundnetz REA aufgebaut werden, durch das Strom auch an andere Ortschaften geliefert wurde. Es war nicht nur Neustadt, sondern auch Weidenbach, die an das Verbundnetz angeschlossen wurden. Zu der Gründung der Burzenländer Elektrizitäts-Aktien Gesellschaft, zu der aufgerufen worden war, und wofür sich Vertreter von Gemeinden und Unternehmer ausgesprochen hatten, sollte es nicht mehr kommen. In Wolkendorf wurde 1911 mit dem Bau des eigenen Elektrizitätswerkes begonnen. Petersberg, Brenndorf, Honigberg schlossen sich an das Rosenauer Verbundnetz an. Tartlau wurde dann die fünfte Gemeinde nach Zeiden, Heldsdorf, Rosenau, Wolkendorf, die über ein eigenes Kraftwerk verfügen sollte. Marienburg und Rothbach wurden ebenfalls an das Rosenauer Netz angeschlossen. Nußbach konnte teilweise durch den eigenen Generator gespeist werden, bis es 1954 an das Landesverbundnetz angeschlossen wurde. In Schirkanyen wurde 1931 ein Privatwerk errichtet, das als solches bis 1944 funktionierte.
Was die Elektrifizierung von Kronstadt betrifft, ging diese schleppend voran und in verschiedenen Abständen. Der 1911 gewählte Bürgermeister Dr. Karl Ernst Schnell sah es als eine seiner wichtigsten Aufgaben an, den Bau eines städtischen Elektrizitätswerkes und die Stromversorgung auch durch andere Anbieter zu sichern.
Karl Heinz-Brenndörfer geht kurz auch auf die diesbezüglichen Situationen in den anderen nicht-sächsischen Ortschaften des Burzenlandes wie Zernescht, Tohan, S²cele ein, bietet eine Einsicht in die noch funktionierenden Kleinkraftwerke im Jahr 2015. Es war keine leichte Aufgabe, die sich der Autor für diese Dokumentation gestellt hat, da er auch gegen Schwierigkeiten ankämpfen musste, um an offiziellen Stellen in Besitz von Daten zu gelangen, Zugang zu Werken zu erhalten, Fotos machen zu dürfen. In den letzten Jahren wurde des öfteren auch von der Gründung eines technischen Museums in Kronstadt gesprochen. Ob es einmal dazukommen wird, ist immer noch fraglich, doch wäre auch die Elektrifizierung des Burzenlandes ein Bereich der darin als Pionierleistung aufgenommen werden müsste.
Karl-Heinz Brenndörfer ist es durch diesen Band gelungen, eine weitere aufschlussreiche Dokumentation über die wirtschaftliche Entwicklung, als Teil der Geschichte des Burzenlandes, zur Verfügung zu stellen. Der rund 230 Seiten starke Band, der zahlreiche Illustrationen, Wiedergaben von Dokumenten, Presseberichten umfasst, kann bei dem Autoren Karl-Heinz Brenndörfer, Werner-Haas-Weg 5, 70469 Stuttgart, Telefon 0049-711-850289, E-Mail khbrenndoerfer@gmx.de bestellt werden.