Der 6. August 2023 wird in die Geschichte von Petersberg eingehen. Es ist der Tag an dem die evangelische Kirche nach dreijährigen Restaurierungsarbeiten an ihr und der Kirchenburg in einem Festgottesdienst neugeweiht wurde. Ein Tag der Freude und der Dankbarkeit sowohl für die Kirchengemeinde in Petersberg als auch für ihre heute in Deutschland lebenden Landsleute. Es ist die Erfüllung eines Traumes, eine Segensgeschichte wie Bischof Reinhart Guib in seiner Festpredigt sagte. Auch zu träumen müsse man wagen, wobei es noch wichtiger sei zu wissen, wer die Wünsche mit bleibender Wirkung erfüllen kann – nämlich Gott. Die Petersberger haben ihre Kirche in neuem Glanz erstrahlen sehen können. Sie soll nun mit Leben erfüllt werden, sie könnte in einem Gemeindeverband wachsen denn „Nur zusammen sind wir stark“, sagte der Bischof. In der Kirche bei der auch der besondere Blumenschmuck den Pfarrfrau Elke Klein angefertigt hatte, auffiel, versammelten sich gut über 200 Personen. Rund die Hälfte von ihnen waren Mitglieder der Heimatortsgemeinschaft Petersberg die diesen Festtag den sie gemeinsam mit der Kirchengemeinde veranstaltet haben, in ihrer Heimat feiern wollten. Die Petersberger Kirchengemeinde selber zählt rund 80 Personen. Mit dabei waren Freunde aus der Partnergemeinde Uebigau (Sachsen), als Gäste der Petersberger Bürgermeister Marian Arhire, der deutsche Vizekonsul in Hermannstadt Sven Christian Kunerth, Pfarrer, Kirchenmitglieder aus anderen Burzenländer Gemeinden. Der Festgottesdienst wurde mit Liedern eröffnet die der von Ilse Abraham geleitete Chor sang – ein vereinter Chor für diesen Anlass bestehend aus Mitgliedern des Petersberger Heimatchors und des Kirchenchors. An der Orgel spielte Ursula Philippi wobei auch Hans Fladda (Trompete) zum Einsatz kam was dem Gottesdienst einen zusätzlichen festlichen Charakter verlieh. Die Einweihung der Kirche nahmen Bischof Reinhart Guib, Pfarrer Dr. Peter Klein (Petersberg) und Pfarrer Ingolf Walther (Uebigau) vor. Die Schriftlesung erfolgte in Ungarisch, Rumänisch, Tschechisch und Deutsch (genauer in sächsischer Mundart) – alles im Zeichen der Ökumene. Die Verabreichung des Abendmahls wurde, wie in Petersberg üblich, in Sechser Reihen vor dem Altar vorgenommen.
Dem Aufruf von Pfarrer Klein, beim Festgottesdienst die sächsische Tracht (die Kirchentracht) zu tragen, waren viele nachgekommen. An einem solchen Festtag gemeinsam zusammenzufinden könnte in der Tat auch einen „moralischen Aufbau“ mit sich bringen. Bei seiner Ansprache im Gemeindesaal der orthodoxen Kirchengemeinde, wo der gesellige Teil dieses Festes stattfand, hatte der Vorsitzende der HOG Petersberg Manfred Binder hingewiesen, dass die erfolgreiche Renovierung nicht allein aufs äußere Erscheinungsbild zu reduzieren sei: „Doch während wir die äußeren Veränderungen bewundern und uns über den physischen Zustand unserer Kirche freuen, sollten wir nicht vergessen, dass die wahren Schätze dieser Stätte in den Herzen und Seelen jedes Einzelnen von uns liegen. Die Gemeinschaft, die hier zusammengehalten wird, das Gebet, das hier gesprochen wird, und die Liebe die wir hier teilen, sind die wahren Grundlagen unseres Glaubens. Eine renovierte Kirche ist nur ein äußeres Zeichen für das, was in unserem Inneren lebendig ist.“
Die Aufzählung aller Renovierungsarbeiten die an Kirchenburg und Kirche in den letzten drei Jahren erfolgten, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Genannt werden sollen nur einige von ihnen so wie sie in dem von der HOG Petersberg herausgebrachten Heft („Die Kirchenburg Petersberg. Zeittafel und Überblick über die Baumaßnahmen anlässlich der Neuweihng am 06.08.2023“) aufgezählt werden: Ausbesserungen an den Dächern von Kirche, Glockenturm, Kloster, Fruchtkammern, Ersetzen der schadhaften Traufen wie auch der Dachkehlen und Anschlüssen zwischen Dächern und Mauern; neue Fenster bei Kirche und Kirchturm; Ausbesserung des Kirchendachbodens und der Steinpflasterung im Kirchenschiff; Montage von Rauchmeldern für Kirche, Turm, Kapelle, Kloster, Altes Rathaus und alle Fruchtkammern sowie eines neuen Blitzableiters, Modernisierung der Elektroinstallationen in Kirche, Glockenturm und Kirchhof; Ausbesserung des Bewurfs der Fassaden. In der Kirche wurde die ursprüngliche Wandmalerei hinter dem Altar freigelegt, der Rest der Kirche wurde innen neu gemalt; Inschriften wurden neugezeichnet; die Kirche erhält neue Buntglasfenster, die Glocken wurden neu gelagert und das Geläute automatisiert. Die Zwingmauer wurde neu verfugt und neu gedeckt. Der Kirchhof wurde um bis zu 40cm abgesenkt, ein Teil der abgetragenen Erde wurde auf dem Alten Friedhof und im Zwinger verteilt. Im Kirchhof, wo Rollrasen verlegt wurde, befindet sich nun auch eine neue Abflussrinne. Fruchtkammern und Kirche haben Regenrinnen.
Es war ein langer, zum Teil auch steiniger Weg bis die Restaurierungsarbeiten erfolgreich abgeschlossen werden konnten, sagte Dr. Klein. Manchmal waren auch Umwege notwendig. Was besonders wichtig war, die gesamte Restauration als ein Ganzes zu betrachten und sich nicht auf Teilbereiche zu beschränken. Das setzte voraus, dass auch die rund 650.000 Euro die über ein EU-Förderungsprojekt zur Verfügung standen, nicht für die komplette Restaurierung ausreichten. Aus eigenen Mitteln, aus Benefizkonzerten, aus Spenden kamen weitere 300.000 hinzu. Corona-Pandemie, Preiserhöhungen bei Baumaterialien und Bauarbeiten, Probleme mit den Bauunternehmen – all das konnte mit Gottes Hilfe überwunden werden. Pfarrer Klein dankte allen Partnern und Förderern, den Behörden (Bürgermeisteramt, Bauarbeiter, Bauaufsicht, Ämter für Qualitätsaufsicht und Kontrolle, allen an der Projektabwicklung Beteiligten) für ihren Beitrag zu diesem Erfolg.
Der Sonntag war der Höhepunkt dieser Festlichkeiten. Begonnen hatte die Veranstaltungsreihe aber bereits am Freitag. Die angereisten Petersberger konnten die Alte Schule besuchen. Anschließend stellte ihnen Pfarrer Lic² Bor{an die neue orthodoxe Kirche vor. Beim Rathaus wurden sie von Bürgermeister Marian Arhire empfangen der ihnen über die Wandlungen sprach die die Ortschaft in den letzten Jahrzehnten erfahren hat, was für manche Gäste die seit längerer Zeit nicht mehr da zu Besuch waren, mit Sicherheit mit Interesse verfolgt wurde.
Am Samstag konnte ein Ausflug auf dem Hausberg der Petersberger – der Leimpesch, gemacht werden und der herrliche Ausblick auf das Heimtatdorf genossen werden. Am Nachmittag wurde der Toten am Friedhof gedacht und Kränze niedergelegt. Die Burzenländer Blaskapelle spielte die dazu passende Musik aber diesmal dynamischer. Am Abend fand im Zwinger ein gemütlicher Grillabend statt mit musikalischer Begleitung durch die „Burzenbläser“.
Musik und Tanz gab es im Gemeindesaal den ganzen Nachmittag bis in die späten Abendstunden. Manfred Binder und die HOG hatten auch für eine große Überraschung sorgen können. Im Saal trafen ein die von Otto Wellmann geleitete Blaskapelle aus Landshut und eine Projekt-Tanzgruppe (Leitung: Astrid Göttert und Margot Wagner). Dank des Bayerischen Kulturwerks der Siebenbürger Sachsen und des Landesverbandes Bayern des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, dessen Vorsitzender Werner Kloos sie begleitete, konnten diese Kulturgruppen im Rahmen der Haferlandwoche in Reps und Dörfer des Repser Ländchens auftreten. Per Bus folgten sie der Einladung und kamen auch nach Petersberg wo sie mit viel Begeisterung und reichem Beifall empfangen wurden.
Blasmusik und Tanzgruppe brachten ihren Beitrag zum Burgfest und feierten gleich mit. Das Pfarrehepaar Elke und Peter Klein eröffneten später den Tanznachmittag wobei „Trio Saxonia Plus“ mit deutschen Schlagern, internationalen Hits aber auch rumänische Unterhaltungsmusik vergangener Jahrzehnte voll das Geschmack des Publikums traf, welches begeistert tanzte. Im Saal aber auch im Kirchhof nach dem Gottesdienst waren auch „Die Bartscher“ zu hören – drei Bläser und ein Akkordeonist aus Deutschland mit einem reichen Repertoire ihres Genres.
Bei einem vortrefflichen Mittagessen, einer großen Süßgebäckauswahl wo der Baumstriezel nicht fehlen konnte, bei Kaffee, Erfrischungsgetränken, Bier und Wein sowie beim Abendbüfett, bei Tanz und Musik und unter guten Freunden und Bekannten konnte die Stimmung nur hervorragend sein. Aber auch in dieser Runde wurde nicht vergessen, welches historische Ereignis der Anlass dazu war. Das klang auch an den Ansprachen von Pfarrer Walther, von Manfred Binder, von Bürgermeister Arhire und von Pfarrer Peter Klein als Gastgeber heraus. Der Bürgermeister sprach von dem Erbe der Sachsen in Petersberg, auf das man stolz sei und das zu erhalten sei, als ein Zeichen der Geschichte und der Vielfalt dieser Burzenländer Ortschaft. Die evangelische Kirche gelte als Symbol dafür das nun in neuer Pracht erscheint. Für die Petersberger Sachsen von hüben wie drüben sind nun ihre Kirche und Kirchenburg so schön wie nie. Ein berechtigter Grund für Zuversicht und Stolz.