Spaziergänger, die am Kronstädter Soldatenfriedhof in der Constantin-Lacea-Straße vorbeikommen, werden die Gruppe Jugendlicher bemerkt haben, die hier arbeiten. Es sind Teilnehmer des vom „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ organisiertem Jugendlager, das auf dem Soldatenfriedhof Arbeiten zur Instandhaltung durchführt. Es sind 19 deutsche und 4 rumänische Jugendliche, die unter Anleitung von vier Lehrkräften der „Jörg Zürn“ Gewerbeschule aus Überlingen am Bodensee zwei Wochen ihrer Ferien (und Urlaub!) für diesen Zweck geopfert haben. Es ist schon der vierte Einsatz dieser Schule in Kronstadt, ein Zeichen, dass es auch den Verantwortlichen am Herzen liegt, hier weiter tätig zu sein.
Neben den Arbeiten gibt es auch ein reiches Programm um Land und Leute kennen zu lernen. So sind eine Stadtführung, Besuch der Schwarzen Kirche, der Nikolauskirche, von Tartlau, dem Kloster von Sâmbăta, der Törzburg, Schloss Peleş und noch mehr vorgesehen. Einen Höhepunkt bildet der Besuch in dem Heim in Schirkanyen für das Spenden mitgebracht wurden.
Es ist faszinierend mitzuerleben, wie sich die Einstellung zu Rumänien bei den Teilnehmern an dieser Art von Lagern ändert. Wenn zu Beginn meist negative Erwartungen vorhanden waren, ändert sich das grundlegend. Es ist zu hoffen, dass auch heuer der Zweck erreicht wird, Land und Leute besser kennenzulernen, Freundschaften zu schließen und bei dem Abschied „Auf Wiedersehen“ zu sagen.
Heute brennt unsere Welt wieder an allen vier Enden. Nordkorea steht nach dem misslungenen Start seiner Langstreckenrakete vor einem Atombombentest, Indien erprobt erfolgreich eine Langstreckenrakete für seine Atombomben, Israel und der Iran rasseln mit den Säbeln, in Irak herrscht praktisch Bürgerkrieg und Afghanistan ist weit weg vom Frieden. Dazu Bürgerkriege in Syrien, in Südamerika, Terror weltweit.
In dieser wirren Zeit könnten und sollten die Soldatenfriedhöfe wieder mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit treten, ihre Mahnung lauter verkünden. So ist es kein Zufall, dass der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auch heuer in Kronstadt ein Jugendlager zur Pflege des Soldatenfriedhofes unter der Zinne organisiert hat.
In diesem Zusammenhang sei an eine Frau erinnert, die vor bald einem Jahrhundert in Siebenbürgen für die vielen, nach dem §rsten Weltkrieg vorhandenen Soldatengräber gesorgt hat, deren tragisches Schicksal aber auch als Beispiel für viele andere gelten kann. Es ist Auguste Schnell. Wir wollen einen Rückblick auf die nach dem 1. Weltkrieg von Auguste Schnell ins Leben gerufene sächsische Kriegsgräberfürsorge werfen. Leider sind sehr wenige konkrete Daten erhalten geblieben, so dass auch dieser Überblick fragmentarisch bleibt.
Auguste Schnell wird am 6.1.1870 in Kronstadt als Tochter der Auguste, geborene Hertel und des Geschichtssekretärs Dr. Friedrich Schnell geboren. Sie zieht bald nach Hermannstadt, wo sie bis zu ihren Tode am 2.2.1946 lebte.
Auguste Schnell war Lehrerin und betätigte sich auch als Schriftstellerin, sie verfasste mehrere Lehrbücher . Durch ein schweres Ohrenleiden musste sie ihren Beruf als Lehrerin aufgeben. Anschließend war sie 25 Jahre lang als Beamtin des siebenbürgisch-sächsischen Landwirtschaftsvereins tätig, bis sie am 31.12.1929, 60 Jahre alt, pensioniert wurde.
Ihre letzten Lebensjahre waren für sie, durch die Veränderungen die der 23. August 1944 brachte, sehr schwer. Sie starb am 2.2.1946 in einem staatlichen Altenheim in Hermannstadt. Nur wer die Verhältnisse in diesen Anstalten kennt, kann sich vorstellen, wie viel Leiden das bedeutete.
Schon während des 1. Weltkriegs organisierte Auguste Schnell eine Sammel- und Verteilungsstelle für Spenden für die Kriegsopfer, die sie mustergültig leitete. Durch ihre Besuche in den Lazaretten kam sie mit vielen Verwundeten in Berührung, für die sie Nachrichten in die Heimat vermittelte. Aber auch viele Todesanzeigen musste sie den Angehörigen mitteilen. Dadurch erhielt sie viele Wünsche, die Gräber würdig zu schmücken. So war es ein kleiner Schritt, als sie bald nach dem Ende des 1. Weltkriegs beginnt, sich um die vielen, weit zerstreut liegenden deutschen und österreichischen Soldatengräber zu kümmern. Aus dieser Tätigkeit entwickelte sich dann die Siebenbürgisch-Sächsische Kriegsgräberfürsorge.
Auguste Schnell gelingt es mit Hilfe ihrer Mitarbeiterinnen (Lotte Schmidt in Kronstadt, Luise Olah in Schäßburg, Eugenia Dobrowski in Bistritz), der Pfarrer, Frauenvereine, Nachbar- und Schwesterschaften und Schulen in den sächsischen Gemeinden in Südsiebenbürgen und dem Nösnerland, ein Netz zur Pflege und Erhaltungen dieser Gräber aufzubauen. In dem „Rundschreiben an alle Bezirkskonsistorien und Presbyterien“ des Landeskonsistoriums unserer Kirche, Zahl 2734 vom 16. Juli 1925 werden die Kirchengemeinden aufgerufen, die in ihren Friedhöfen befindlichen Soldatengräber („Heldengräber“) zu pflegen.
Am 18. August 1928 schreibt Bischof Teutsch in dem Rundschreiben an alle Bezirkskonsistorien, Presbyterien und Pfarrämter“ (Zahl 3449) unter anderem: „Es ist im Allgemeinen wohl nicht notwendig, in unseren Kreisen darauf hinzuweisen, dass es eine Ehrenpflicht des lebenden Geschlechts ist, die Soldatengräber zu pflegen und in gutem Stand zu erhalten und zwar nicht nur für den einen Tag, der gesetzlich dem Andenken der Gefallenen bestimmt ist, sondern das ganze Jahr hindurch …
Die Pfarrämter werden angewiesen im eigenen Wirkungskreis dafür zu sorgen, dass sämtliche Kriegsgräber jederzeit erkennen lassen, dass treue Hände davon Zeugnis ablegen, dass in den Herzen der Lebenden die Ehrfurcht vor den Gefallenen, die Pflege ihres Andenkens zur selbstverständlichen Pflicht macht.“
Hier sei aber auch erwähnt, dass laut den Berichten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. auch im Altreich, vor allem in Craiova und Piteşti die dortigen evangelischen Kirchengemeinden die Pflege der Kriegsgräber übernommen hatten.
Die Siebenbürgisch-Sächsische Kriegsgräberfürsorge hat in 61 Gemeinden auf 67 Friedhöfen rund 20.000 Gräber betreut. Die Arbeit wurde ehrenamtlich geleistet. In den Gemeinden, in denen die Unterstützung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge angenommen wurde, kamen diese der Kirchengemeinde oder Schule zur gute, die meisten Gemeinden lehnten aber jede Beihilfe ab.
Nach dem 23. August 1944 führten die Gemeinden diese Tätigkeit weiter. Die auf den Gemeindefriedhöfen liegenden Gräber wurden so instande gehalten, wie die der eigenen Familienmitglieder. Erst mit dem großen Exodus der 90-er Jahre wurde die Situation auch dieser Gräber prekär, wie die der evangelischen Friedhöfe überhaupt.