Eine Einführung in Fernsehjournalismus

Internationales Medienseminar des Bayerischen Rundfunks und des Goethe-Instituts in München

Die Seminarteilnehmer und die beiden Mentoren erfreuten sich auf der Kampenwand nicht nur des herrlichen Ausblicks, sondern auch am unvergleichlichen Geräusch der Glocken der Kühe, die auf der Alm weideten.

„Der Reporter ist der Anwalt des Zuschauers, er muss sich für ihn einsetzen und ihm die allerwichtigsten Informationen geben“, sagt der deutsche Journalist Stefan Brainbauer den zehn Teilnehmern an einem Medienseminar, das er gemeinsam mit Elke Dillmann, Journalistin und Medienpädagogin beim Bayerischen Rundfunk (BR) hält. Die beiden Medientrainer führten zwischen dem 15. und dem 19 Juli Lehrerinnen, Journalist/innen und Videobegeisterte aus mehreren Ländern in die Geheimnisse des Fernsehjournalismus ein. Wie findet man ein Thema, wie geht man es an, wie gestaltet man die Bilder und wie nimmt man gute Interviews? Zu diesen und vielen anderen Fragen haben die Gäste im Sitz des BR in München sowie in der zauberhaften Alpenlandschaft und am Chiemsee Antworten erhalten. Ihr Können haben die Beteiligten in kurzen Fernsehbeiträgen zusammengefasst und in kleinem Rahmen vor Rudolf de Baey, Referent für Minderheitenförderung beim Goethe-Institut München, Finanzierer des Seminars und vor Clemens Finzer, Leiter der BR-Medienkompetenzprojekte gezeigt und besprochen.

Dreharbeiten in traumhafter Landschaft
Mit professioneller Technik haben die Teilnehmer am Seminar, in Gruppen aufgeteilt, an unterschiedlichen Themen gearbeitet. Eine Gondel mit nur vier Plätzen wurde zum Thema für Videobeiträge. Sie verbindet das Tal in Aschau i.Chiemgau mit der Kampenwand, einem der höchsten Berge der Region Chiemsee-Alpenland. Die wunderschönen Aussichtspunkte von über 1500 Metern Höhe auf den Chiemsee und auf die Berchtesgadener Alpen bis in die Hohen Tauern mit Großglockner bereicherten weitere TV-Materialien. Eine Bauernlandlerin, die im Rahmen eines Projekts, bei leichten Wanderungen Informationen zu Heilkräutern und botanischen Raritäten vorstellt, hat auch viel Interesse geweckt. Bilder und Text zum prunkvollen Schloss Herrenchiemsee auf der Herreninsel stellten das Gebäude vor, das der bayerische König Ludwig II. 1878 als eine Verherrlichung des französischen Königs Ludwig XIV. errichten ließ und das dem Schloss Versailles ähnlich ist. Manche Teilnehmer filmten und interviewten den Kapitän eines Schiffs, das täglich auf der Chiemsee verkehrt, und erfuhren somit die Geschichte der Schifffahrt am See.
Spannend war auch ein Beitrag über Schwester Magdalena, einer Nonne, die seit Jahrzehnten im Benediktinerkloster auf der Fraueninsel lebt. Sie hat Auskunft über die Seminare gegeben, die die Nonnen organisieren, über eine Schule, die sie einst geführt haben , aber auch über die berühmten Klosterliköre und den Marzipan, die die Nonnen in ihrem Kloster herstellen.

Gute Bilder und kurzer Text
All die schönen Eindrücke von der Alm, dem See, den Kräutern, den Bauten aber vor allem von den Menschen, die die Beteiligten getroffen haben, sollten nun spannend präsentiert werden. Beim Schnitt im BR, boten Stefan Brainbauer und Elke Dillmann Techniken und Tipps, um gute Geschichten so darzustellen, dass sie die Zuschauer fesseln. Dafür müssen sowohl die Bilder als auch der Text sehr interessant sein. „Man braucht immer auch ein WOW-Bild“, punktet der Trainer, eine spannende und gleichzeitig schöne Aufnahme, die im Sinn bleibt. „Für Fernsehbeiträge eignen sich kurze, knappe Sätze, die die Bilder ergänzen“, unterstreicht Dillmann.

Zu Besuch beim Bayerischen Rundfunk

Das Programm des Medienseminars in der bayerischen Landeshauptstadt war sehr abwechslungsreich und hat unter anderen auch den Besuch des neuen Sitzes des BR vorgesehen. Im Stadtbezirk Freimann werden neue Gebäude für die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt errichtet, wo der Großteil der Büros (Radio, Fernsehen, soziale Medien, Technik, Verwaltung etc.) zusammenziehen werden und somit besser zusammenarbeiten können. Studios, große Videokameras, unzählige Reflektoren, Mikrofone und Live-Aufnahmen waren beeindruckend. Ebenso war auch der Weg bis zum BR in Freimann. Dieser führte (per Fahrrad) durch den Englischen Garten, einem der weltweit größten innerstädtischen Park, wo sich Hunderte sonnten, badeten und Volleyball spielten.

Die Beteiligten aus Kasachstan, Lettland, Polen, Rumänien, Serbien, Tschechien, der Ukraine und Ungarn, alle Mitglieder der deutschen Minderheit, wollen das Gelernte in Zukunft in ihrem Arbeitsalltag anwenden.

Das Medienseminar findet bereits zum dritten Mal statt, bislang haben die Teilnehmer über Zeitung- und Radiojournalismus gelernt. Die Veranstalter hoffen, im kommenden Jahr ein Seminar zum Thema soziale Medien zu veranstalten.