Siebenbürgen ist reich an sächsischen Kirchenburgen. Wenige von ihnen sind in der Lage als touristische Sehenswürdigkeiten vorgestellt zu werden. Die meisten befinden sich in einem schlechten Zustand und müssten, wenn nicht restauriert, dann zumindest konserviert werden. Das setzt aber Denkmalschutzarbeiten voraus, deren Kosten die evangelische Landeskirche A.B. und die geschrumpften siebenbürgisch-sächsischen Gemeinden aus eigenen Kräften nicht tragen können. Das SOS-Kirchenburgen-Signal ist eine Tatsache, die man in Rumänien und Deutschland längst zur Kenntnis genommen haben dürfte. Nun soll der Kulturtourismus helfend eingreifen.
Nach Bukarest wurde vorige Woche auch in Kronstadt das Projekt „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ auf einer Pressekonferenz im Kapitelzimmer der Honterusgemeinde vorgestellt. Dr. Carmen Schuster (ehrenamtliche Projektmanagerin) erläuterte das Konzept zur Förderung dieser Tourismuskategorie; der Kronstädter Stadtpfarrer Christian Plajer hob, jenseits der kulturellen und historischen Werten, die den ersten, flüchtigen Blicken verborgen bleibenden Stärken dieser Baudenkmäler hervor: die Harmonie, die sie vermitteln, sowohl durch die Anpassung an Landschaft und lokale Gegebenheiten als auch durch ihre Ausstrahlung als kirchliche Räume. Pfarrer Andras Pal und Presbyter Christian Chelu stellten die touristischen Dienstleistungen vor, die bei den Kirchenburgen in Tartlau bzw. Honigberg gesichert werden können.
Im Vorjahr wurde die Schwarze Kirche von 180.000 Touristen besucht, hinzu kommen 20.000 Zuhörer der Sommerorgelkonzerte. Das sind Zahlen, die für sich sprechen und von denen man anderswo (z.B. Schäßburger Bergkirche oder Birthälmer Kirchenburg – je 30.000 Besucher) vorläufig nur träumen kann. Aber das Potenzial ist da; von dem Bekanntheitsgrad der Schwarzen Kirche oder Städten wie Kronstadt und Hermannstadt sollte etwas auch auf die Kirchenburgen in diesen Landeskreisen oder im benachbarten Kreis Muresch ausstrahlen.
Die sächsischen Kirchenburgen sind nicht nur für die Sachsen wichtig und von Interesse, was unlängst auch eine IRSOP-Umfrage im Mai 2013 bestätigte. Sie könnten, wie in Tartlau (35.000 Besucher im Vorjahr), zur Förderung des Tourismus und der wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinden und ihrer Bewohner wesentlich mehr beitragen als das zur Zeit der Fall ist. Dafür müssen diese Kirchenburgen im System der Tourismus-Dienstleistungen integriert werden. Führungen, Unterkunft, begleitende Kulturdarbietungen (die es zum Teil schon gibt), weiter führende Angebote wie Kostproben oder Kochkurse für siebenbürgische Küche gehören dazu.
Werbung auf großen Tourismusmessen für diesen besinnlicheren Kulturtourismus darf nicht fehlen; Smart-Phone-Apps als Infomöglichkeit werden bereits für einige Objekte angeboten. Vor allem aber zählt, wie Projektmanagerin Carmen Schuster unterstreicht, die Eigeninitiative vor Ort.
Mit dem Erstellen von zunächst 700 Ferienpässen, die bei 24 Kirchenburgen freien Eintritt bis Ende Oktober dieses Jahres gewähren, soll nun das Projekt „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ gefördert und auch getestet werden. Sie werden für Spenden ab 50 Lei namentlich ausgestellt und sind im Burzenland bei der Schwarzen Kirche sowie bei den Kirchenburgen Tartlau und Honigberg erhältlich.