Der von REPOM (Renowable Energy Production – Operation and Management) Kronstadt am 17. Mai veranstaltete Energietag bot, wie auch in den Vorjahren, den anwesenden Fachleuten die Gelegenheit, einen Blick in die Zukunft der Energieherstellung zu werfen und die damit anstehenden Herausforderungen nicht nur zu benennen, sondern auch Lösungsvarianten zu suchen. Obwohl nicht alle angekündigten Gäste der Einladung der Veranstalter folgen konnten, werden die Entscheidungsträger (Parlamentarier, Vertreter des Energie-Ministeriums u.a.) nachträglich über die Gespräche, die Vorschläge, die offenen Fragen informiert, so dass der Energietag wohl zu recht als wichtigste Tagung in Rumänien im Bereich der erneuerbaren Energie genannt werden kann.
Eines der Hauptthemen waren die Umwandlungen, die in der Kohleindustrie eintreten werden. Denn Dekarbonisierung bedeutet inzwischen mehr als nur ein Schlagwort der Umweltschützer – es ist eines der Ziele, auf die man sich international geeinigt hat, um der Klimaerwärmung entgegenzuwirken. Philipp Litz, Projekt-Manager von Agora Energiewende (Deutschland) stellte die Pläne vor, die in Deutschland bis 2038 den Kohleausstieg sichern sollen. Es handelt sich um die Schlussfolgerungen einer Kommission, in der Politiker, Vertreter der Wirtschaft, Umweltschutzaktivisten, Gewerkschaftler sich an einen Tisch setzten und Maßnahmen ausarbeiteten die, so hofft man, Anfang nächstes Jahres in ersten Gesetzen berücksichtigt werden. Wie steht es in Rumänien? Da ist zwar kein Kohleausstieg in Aussicht aber die Bedeutung der Kohle wird zukünftig viel kleiner sein. Eine verbindliche nationale Energiestrategie mit dem Jahr 2030 als Zeithorizont soll das festsetzen. Unter Fachleuten heißt es aber weiterhin, die Kohle müsse ihren festen Platz im Energiemix des Landes behalten – das sei für die energetische Sicherheit des Landes unablässig. Das deutsche Modell müsse an rumänische Gegebenheiten angepasst werden. Rumänien sei das einzige EU-Land, wo man noch eine Großinvestition mit Kohle als Rohstoff plane, während Polen, das bekanntlich über große Kohlenreserven verfügt, seine Zukunftspläne nicht mit der Kohle in Verbindung bringt. Im Gegenteil: das polnische Beispiel für die Umgestaltung der Monoindustrie in der Kohleregion in stark entwickelte Wirtschaftsregionen sei ein Beispiel, wie solche Umwandlungen erfolgreich vorbereitet und umgesetzt werden können.
Flexibilität, Dialogbereitschaft, Stabilität für Investoren, ein langfristiges Planen bei dem eigene, momentane Interessen den allgemeinen Zielen weichen, das wären einige der Voraussetzungen, die erforderlich sind, wenn man den bevorstehenden, zum Teil bereits erfolgten Umwandlungen gewachsen sein will. Mit Energie in Verbindung gebracht wird vieles: verschiedene Technologien und Rohstoffe, die Interessen der Hersteller, der Lieferanten und Verteiler (z.B. in der Elektroenergie), die wirtschaftliche Zukunft mancher Regionen, geostrategische Überlegungen, grenzüberschreitende Vernetzungen. Ausschlaggebend und in der EU-Politik dementsprechend berücksichtigt bleiben aber Umweltschutz und Wahrung der Interessen des Endverbrauchers.
Die Bedeutung der erneuerbaren Energiequellen wird steigen. Dieser Prozess hat bereits begonnen und stellt eine gesunde, normale Erneuerung dar, unterstrich Claudia Brându{ (ENEL Group). Nur muss der gemeinsame Wille vorhanden sein und die Dialogbereitschaft. In Rumänien wurde bereits das für 2020 gesetzte Ziel (24 Prozent der Energieproduktion aus erneuerbaren Energiequellen) erreicht; es liegt sogar über dem EU-Durchschnitt (20 Prozent). Für 2030 ist der Prozentsatz auf 27,9 festgelegt, liegt also unter dem EU-Durchschnitt von 32 Prozent, wobei für Prosumer (Hersteller und Verbraucher von erneuerbarer Energie) ein Limit von 750 MW gelten soll. Sorina Ili{iu (Transelectrica) sieht darin eher einen technisch bedingten Grenzwert als eine Einschränkung der grünen Energie.