Gibt es überhaupt Chancen, dass Kronstadt im Jahr 2021 europäische Kulturhauptstadt wird? Um auf diese Frage antworten zu können, muss man zuerst eine andere Frage beantworten: „Wie wichtig ist Kultur für die Bevölkerung der Stadt?“
Falls sie es schafft, Kulturhauptstadt zu werden, sollte die Stadt unter der Zinne nicht nur für Touristen attraktiv sein, sondern in erster Reihe für ihre Bewohner. Laut den Ergebnissen der „Studie für Kulturkonsum der Bevölkerung des Munizipiums Kronstadt“, die vergangene Woche der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, findet mehr als die Hälfte der Bevölkerung Kronstadts, dass Kultur einen wichtigen Stellenwert in ihrem Alltagsleben hat. Dagegen ist nur ein Viertel der Bevölkerung aus der Region um Kronstadt (Zeiden/Codlea, Săcele, Weidenbach/Ghimbav, Predeal, Rosenau/Râşnov, Zărneşti, Brenndorf/Bod, Budila, Neustadt/Cristian, Krebsbach/Crizbav, Mareindorf/Feldioara, Heldsdorf/Hălchiu, Honigberg/Hărman, Tartlau/Prejmer, Petersberg/Sânpetru, Târlungeni und Wolkendorf/ Vulcan) an kulturellen Tätigkeiten interessiert. Was fehlt dem kulturellen Leben in Kronstadt? Welche Meinung haben die Kronstädter über die Veranstaltungen, die in ihrer Stadt organisiert werden? Wie oft besuchen sie überhaupt Theateraufführungen oder Konzerte, wie oft gehen sie ins Kino oder in ein Museum? Auch auf diese Fragen wurden Antworten geliefert. Diese werden wichtige Informationen für die Ausarbeitung der Kulturstrategie und der Vorbereitung der Kandidatur Kronstadts für die „Kulturhauptstadt 2021“ liefern.
Kronstadt hat keine guten Kulturmanager
Die Umfrage wurde zusammen mit der Soziologie-Fakultät der „Transilvania“- Universität erstellt und vom Soziologen Andrei Crăciun vom Nationalen Institut für Bildung und Kulturforschung geleitet. „Diese Umfrage ist für die Kulturstrategie der Stadt im Rennen für die Kulturhauptstadt 2021 sehr wichtig. Kronstadt ist die einzige Stadt Rumäniens, die ein derartiges Dokument hat. Aus den Resultaten der Umfrage kann man bemerken, dass in Kronstadt ein großes Bedürfnis für Kultur existiert. Das ist für uns ein Vorteil. Bei der Wahl der europäischen Kulturhauptstädte wurden schon immer Städte bevorzugt, die ein großes Potential vorweisen. Es waren nicht unbedingt Städte, die schon stark entwickelt sind, was das Kulturleben betrifft. Kronstadt hat das Potential, sich durch Kultur zu entwickeln“, meint Vize-Bürermeisterin Adina Durbac², die außerdem betonte, dass das Management der Kulturinstitutionen leider ein sehr schwacher Punkt Kronstadts ist. Sie hat leider recht.
Man hatte gehofft, dass bis Anfang September die Oper, die Philharmonie, das Puppentheater und das Dramentheater von neuen Intendanten geleitet werden. Ebenfalls gab es Hoffnung, dass es die neuen Direktoren durch innovative Ideen und gewagte Projekte schaffen werden, diese recht konservativen Institutionen, die sich rumänienweit nicht sehr großer Popularität erfreuen, moderner und offener zu gestalten. Ende August haben die Wettbewerbe für die Intendantenposten stattgefunden. Im Rennen waren 12 Bewerber, davon fünf für das Theater, vier für die Philharmonie, zwei für die Oper und eine Person für das Puppentheater. Nach der Überprüfung der Management-Projekte folgte für diejenigen, deren Projekte die Note über 7 erhalten haben, ein Interview mit der Wettbewerbskommission. Auch beim Interview musste man laut Gesetz die Note über 7 erhalten, um überhaupt als Leiter in Frage zu kommen. Das schaffte nur eine einzige Person, und zwar beim Puppentheater. Die restlichen Institutionen haben noch immer keinen Leiter.
Kino ist sehr beliebt
Laut Umfrage hat für 94,1 Prozent der Kronstädter die Familie den höchsten Wert. Danach folgen Schule und Bildung (74,9 Prozent) und Freizeit und Erholung (69,8 Prozent). Für die Bewohner des Kronstädter Kreises stehen auf Platz 2 und 3 die Arbeit (56,7 Prozent) und die Bildung (51,9 Prozent). Kultur ist für 55,5 Prozent der Bewohner Kronstadts und nur 24,4 Prozent der Bewohner des Kreises wichtig.
Fernsehen ist die beliebteste häusliche Freizeitbeschäftigung der Kronstädter Bevölkerung. Laut Umfrage sehen 91,4 Prozent der Befragten täglich fern. Es folgen Musikhören (83,4Prozent), Radio hören (70,3 Prozent) und Filme schauen (64Prozent). Es wurde festgestellt, dass die Kronstädter Bevölkerung eher ein passives Verhalten hat, was die Kultur betrifft. Der Prozentsatz der Leute, die kreative Aktivitäten bevorzugen, ist trotzdem relativ hoch: 7,4 Prozent. Was die Musik betrifft, mögen die meisten Befragten rumänische Popmusik (53 Prozent). Klassische Musik wird von 22,6 Prozent der Befragten im Alter von über 50 Jahren und von nur 6,5 Prozent Befragten zwischen 18 und 34 Jahren bevorzugt. In ihrer Freizeit spazieren Kronstädter gerne in Parks (54,8Prozent machen es wöchentlich), gehen einkaufen (13,7 Prozent) oder treiben Sport (13,4 Prozent).
Was die Kulturaktivitäten außer Haus betrifft, steht Kino am ersten Platz. 11,6 Prozent der Befragten gehen wenigstens einmal im Monat ins Kino. Die zwei privaten Kinos in den Shoppingmalls „Eliana“ und „Coresi“ sind relativ gut besucht und auch die im Vorjahr mit Europäischen Mitteln vom Bürgermeisteramt Kronstadt eröffnete Patria-Kinemathek hat inzwischen ein loyales Stammpublikum gewonnen. An zweiter Stelle steht das Besuchen von lokalen Feiern (16,1 Prozent tun es wenigstens einmal im Monat), gefolgt von Festival-Besuchen (9,5Prozent). Es folgen Museumsbesuche (7,5 Prozent gehen wenigstens einmal im Monat ins Museum). Was Kino-, Festival- und Museumsbesuche betrifft, steht Kronstadt besser als der Landesdurchschnitt. Nicht so gut steht es um Oper-, Philharmonie- und Theaterbesuche (30 Prozent weniger als der Landesdurchschnitt).
Theaterbesuche sind für 8,5 Prozent der Kronstädter wenig-stens einmal im Monat fällig, wobei 53,5 Prozent der Befragten nie ins Theater gehen. Die beliebteste kulturelle Institution Kronstadts ist laut Umfrage die Weberbastei (27,3Prozent der Befragten haben im letzen Jahr hier ein Kulturevent besucht). Es folgen das „Sică Alexandrescu” Dramentheater, die Oper und die Kreisbibliothek. Es wurden 800 Personen in der Stadt Kronstadt und 315 Personen aus dem Kreis befragt. Nach dem 10. Oktober, dem Anmeldeschluss für die Anträge, werden alle Resultate der Umfrage auf der Webseite des Bürgermeisteramtes veröffentlicht.