Fogarasch baut nicht auf eine Jahrhunderte alte Geschichte der Siebenbürger Sachsen wie im Falle vieler anderer Ortschaften aus Siebenbürgen, blickt aber auf stolze Geschichte zurück, deren bauliches Zeugnis die mittelalterliche Festung auch heute darstellt.
Die im Stadtzentrum befindliche evangelische Kirche, ein Bauwerk vom Anfang des 19. Jahrhunderts, das da befindliche Pfarramt und auch hiesiger Sitz des Ortsforums bilden den Mittelpunkt des geistlichen und kulturellen Lebens der noch hier lebenden sächsischen Gemeinschaft, die gegenwärtig rund 300 Seelen zählt.
Weitere fünf Kirchengemeinden, als Diasporagemeinden im Rahmen des Kronstädter Kirchenbezirks von der Verwaltungsform her eingestuft, gehören zu Fogarasch und werden als solche von Pfarrer Dr. Johannes Klein betreut. Seit dem 1. Oktober 1996 als er als Pfarrer von Fogarasch ordiniert wurde, hat er sich dafür eingesetzt, dieser Gemeinschaft Zusammenhalt zu sichern, die Bewohner dieser weit voneinander liegenden Ortschaften in das kirchliche Leben aktiv einzubinden, Gottes- und Pfarrhäuser zu erhalten, ihnen neues Leben einzuflößen.
Daher schloss sich die Evangelische Kirchengemeinde A. B. mit den fünf Diapsoragemeinden - Schirkanyen/Şercaia, Bekokten/Bărcut, Seligstadt/Seliştat, Rohrbach/Rodbav und Felmern/Felmer zusammen und gründeten am 1. März 2009, laut Kirchenordnung, einen Gemeindeverband, um sich selbst zu verwalten. Diesbezüglich ist der Verband nicht mehr vom Kronstädter Kirchenbezirk abhängig.
Dieser schaltet sich nur in Streitfragen ein. Geleitet wird der Gemeindeverband von einem gemeinsamen Gremium bestehend aus den Vertretungen aller Gemeinden, das die Kompetenzen einer eigenständigen Gemeinde erfüllt. Dieser Gemeindeverband ist gegenwärtig einzigartig in der Evangelischen Landeskirche A. B. und hat sich laut Pfarrer Dr. Johannes Klein als durchsetzungsfähig erwiesen. Viele Aufgaben fallen diesem direkt zu, gleich um welche Probleme es sich handelt.
Nach der Einrichtung des Jugendzentrums in Seligstadt (eine letzte Generalüberholung der Kirche wurde 1981 vorgenommen), das nun schon seit mehreren Jahren nicht nur Gäste aufnimmt, sondern in diesem auch viele Veranstaltungen organisiert werden – heuer ist es für die Sommermonate schon ganz ausgebucht –, wurde an die Einrichtung einer Kinderakademie in Bekokten, die Idee ging von Dr. Renate Klein aus, geschritten. Diese soll nach deutschem Modell ein Ort sein, wo Kinder im Freien experimentieren können.
Im Juli werden hier 120 Kinder und Betreuer aus mehreren Donauländern eine Kinderspielstadt mit allen dazugehörigen Institutionen aufbauen. Hinzu kommt aber auch die Sorge um den baulichen Zustand der Kirchen, Kirchenburgen und Pfarrhäuser aus diesen Ortschaften.
In allen Kirchen sind die Dächer in guten Zustand, wie Pfarrer Dr. Johannes Klein betont. Das Programm konnte 2007 abgeschlossen werden. Ein Sorgenkind ist die Kirche in Felmern. Von da wurde 1995 die Orgel in die Fogarascher Kirche, neben den Altar, überführt. Der Alter ist aus der Kirche in Felmern, wie auch aus der Kirche von Rohrbach, entwendet worden. Der letzte Gottesdienst konnte da vor zwei Jahren gefeiert werden.
Viel Zeit benötigt Pfarrer Dr. Johannes Klein, um den Verwaltungsproblemen gerecht zu werden. Im Gebäude der Deutschen Schule, das der Kirche zurückerstattet wurde, funktioniert ein Geschäft mit Gebrauchtkleidung. Ebenfalls da wurden zwei soziale Aktionen eingeleitet. Ein Mutter-Kind-Projekt wendet sich an jüngste, arme Mütter, die mit einer Sozialassistentin lernen ,wie sie ihre Rechte in der Gesellschaft durchsetzen können, aber auch sonstige Aufklärungen erhalten. In dem Projekt sind drei Gruppen eingeschlossen, die zwei-mal in der Woche zusammenkommen.
Im gleichen Gebäude wurde ebenfalls von der Kirche ein Nachmittagsprogramm für Schüler der Allgemeinschule Nr. 7 eingeführt, die da unter der Aufsicht einer Lehrerin ihre Hausaufgaben machen. Beide Aktionen werden vom Verein „Copilul e.V.“ aus Ahrensburg in Deutschland finanziert. Unter großem Aufwand wurde im Vorjahr im zurückerstatteten Kindergartengebäude in der Inului-Straße ein Sommerprogramm durchgeführt. Weiterhin vermittelt das Fogarascher Pfarramt immer wieder Hilfe an das städtische Krankenhaus und Bedürftige.
Der Verein ZVJM -Rheydt-Mitte e.V. sendet regelmäßig Sachspenden an Krankenhauskleidung, Wäsche, Matratzen für das Krankenhaus. Vermittels der Einrichtung „Küche auf Rädern“ werden täglich 12 Personen mit einem ausreichenden Mittagessen betreut. Dieses liefert die Sozialkantine, Johann Kessler fährt das Essen täglich den Nutznießern nach Hause. Es sind nur einige der Probleme und Aufgaben, mit denen sich Pfarrer Dr. Johannes Klein täglich konfrontiert sieht, wobei seine Gattin Dr. Renate Klein, die auch in Hermannstadt am Theologie-Institut unterrichtet, ihm zur Seite steht.
Um all diesen Aufgaben gerecht zu werden, baut er auf die Unterstützung des Presbyteriums und der Mitarbeiter im Pfarramt und in den dazugehörigen Gemeinden: Nicoleta Hedea, Sekretärin des Pfarramtes, Organistin und Musikerin Christiane Neubert, ifa-Kulturassistentin Katharina Haberkorn, die noch bis zum 1. September da bleibt, Iulia Nedelcu als Managerin der Kinderspielstadt, Küsterin Viorica Montsch, Wilhelm Montsch (Installateur), Johann Kessler, der nicht nur als Fahrer überall Hand anlegt, Religionslehrer Eduard Farca{, die drei Damen im Kleidergeschäft, der Verwalter in Seligstadt und die Köchin, mehrere Gelegenheitsarbeiter.
Trotz der zahlreichen geistlichen Aufgaben als Seelsorger, der vielen organisatorischen und Verwaltungsaufgaben findet Pfarrer Dr. Johannes Klein noch Zeit für seine wissenschaftliche Fortbildung. Zwei Jahre hat er sich eines Stipendiums in Bern erfreuen können, wobei er sich für sein zweites Buch dokumentierte, das ihn befugt auch als Professor zu arbeiten. Dessen Titel lautet „Zwischen Gottesurteil und Gebetsbeschwörung.
Der Schwur im Alten Testament. Mit einem Ausblick auf Mt 5,33 – 37“. Der Band wird in der Schweiz erscheinen. Sein ersten Buch trägt den Titel „David versus Saul“- Ein Beitrag zum Erzählsystem der Samuelbücher, in der Serie Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament. Der Band, der im Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2002 erschien, stellt praktisch eine leicht überarbeitete Fassung seiner Dissertation, die er 2001 an der Universität Bern unter dem Titel „Vergleich zwischen Saul und David.
Ein Element des Erzählsystems der Samuelbücher und dessen literaturgeschichtliche Einordnung“, verteidigte. In den zwei Studienjahren, die er damals in Bern und Jerusalem verbrachte, erhielt er aber auch zahlreiche Impulse aus der Heimatgemeinde. Als Privatdozent kann er nun überall ehrenamtlich unterrichten, hält gelegentlich Vorlesungen in Hermannstadt und Bern.
In Fogarasch, wo Dr. Klein nun schon seit etwas mehr als 15 Jahren als Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde A. B. wirkt, ist er zum wichtigen Ansprechpartner der lokalen Behörden und Institutionen geworden, anderseits erfreut er sich deren Unterstützung dann, wenn sie benötigt wird. Auch als kleine Kirchengemeinde und als ebensolche Minderheit hat man doch noch ein gewichtiges Wort zu sagen.