Vor 20 Jahren hatte Sonja Kunz nach einem vorherigen mehrmonatigen Einsatz fürs Rote Kreuz beschlossen, etwas Konkretes gegen das Elend verlassener Kinder in Rumänien zu unternehmen. „Ich wurde berührt, aufgerüttelt und herausgefordert, die Not an mich heranzulassen und aus meinem normalen und bequemen Alltag in der Schweiz aufzubrechen“, erinnert sie sich heute in einem Beitrag für die Jubiläumsbroschüre der Stiftung für verlassene Kinder, rumänisch „Pentru copii abandonaţi“ (PECA). In Maria Gavriliu hatte sie die richtige Mitstreiterin gefunden, um gemeinsam ein Unternehmen zu starten, das sich als beispielhaft und Mut machend erweisen sollte.
Heute, zwei Jahrzehnte danach, steht nun in Weidenbach/Ghimbav, dank der Unterstützung aus der Schweiz, dem Einsatz vieler Freiwilligen aus mehreren Ländern, dank engagierter Mitarbeiter und nicht zuletzt durch die gute Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden, eine gut funktionierende Struktur da, gebildet aus drei Häusern (Prichindel, Livezii und Salix), wo nun bereits einer dritten Generation von Kindern in Not, die zum Teil auch an teuer zu behandelnden Krankheiten leiden, ein sicheres, liebevoll betreutes Zuhause gesichert wird.
Kinder, denen ihre Familien und ihr Land praktisch nichts für ihre Zukunft zu bieten hatten, fanden dank „PECA“ Schutz und die Chance sich zu entwickeln, zu lernen, Vertrauen in ihre Mitmenschen zu finden. Die Fotos der kleinen verlassenen Kinder (viele aus Roma-Familien stammend) von einst gegenübergestellt mit jenen von heute, die Ruhe, Selbstbewusstseine und auch Optimismus ausstrahlen – dieser Kontrast ist wohl eine der klarsten Bestätigungen für den Erfolg der Stiftung, deren Tätigkeitsbereich inzwischen auch ein soziales After-School-Projekt, Beratungsdienst, ein Sozialprojekt im Nachbarort Dumbrăviţa, sowie eigene Kreativateliers umfasst.
Die Jubiläumsfeier von Samstag, 6. September, die in der Weidenbacher evangelischen Kirchenburg stattfand, bot die Gelegenheit zu Glückwunsch und Danksagungen, zur Vorstellung und Bilanz, zu Freude und Bekundung der Verbundenheit zu Helfern, Mitarbeitern und Partnern. In der vollbesetzten Kirche – keine zufällige Entscheidung diese als Begegnungsraum fürs Jubiläum vorzuschlagen, denn Sonja sieht ihr Wirken und ihr Leben in Rumänien als unter Gottes Führung stehend – kamen sowohl Gäste und PECA-Partner zu Wort (der Schweizer Botschafter in Rumänien, Jean-Hubert Lebet, der Weidenbacher Bürgermeister, Dorel Toma, der Direktor der Sozialdirektion Kronstadt, Gheorghe Durnă, der evangelische Pfarrer Uwe Seidner und sein orthodoxer Amtsbruder Călin Comşa, Doris Marti, stellvertretende Vorsitzende des Schweizer PECA-Vereins) als auch Sonja Kunz und Maria Gavriliu, als Gründungsmitglieder der Stiftung, Direktorin Carmen Cristureanu.
In Bildern boten die beiden Gründungsmitglieder eine Rückschau auf die Anfänge der Stiftung in Weidenbach, sowie eine Vorstellung der Leistungen von heute. Stellvertretend für die Kinder von einst und jetzt vom Prichindel- oder Livezii-Haus sprachen Lidiana und Florin, letzterer auch auf Deutsch, ihren Dank aus für die Liebe, für die neuen Chancen die sie in ihrem Zuhause haben können, äußerten Respekt und Hochachtung für den ihnen gewidmeten Einsatz, manchmal mit persönlichen Opfern verbunden, der es den ehemals verlassenen Kindern leichter erträglich macht, die Leere zu überbrücken die die fehlende natürliche Familie hinterlässt.
Die Kinder seien das Wichtigste an dieser Feier, hieß es. Sie waren es, die, mit Verstärkung seitens ihrer Kollegen vom After-School-Projekt und von den Stiftungs-Mitarbeitern, das Programm musikalisch eröffnet hatten. Von der Orgelempore erklang während der Feier der musikalische Gruß, den der Kronstädter Jugendbachchor und Steffen Schlandt überbrachten. Anschließend konnten die Häuser der Stiftung besucht werden; im Kirchenburghof konnte man bei herrlichem Wetter ein reichhaltiges Buffett genießen; die Kinder konnten spielen, basteln, sich in sportlichen Stafetten messen. Alles endete mit dem Loslassen von Luftballons – auch ein Zeichen der Freude, dass PECA es gemeinsam geschafft hat, sowie der Hoffnung, dass Kraft, Mittel, Leute und der Wille da sind, diese selbstlose Arbeit fortzuführen.