Das diesjährige Fest der Kronstädter Honterusgemeinde stand im Zeichen der Wiedereinweihung der Martinsberger Kirche und der Bodendorfer historischen Orgel, die nun in den nächsten Jahren da ihren Standort haben wird. Das Fest bot den besten Rahmen, den Gemeindegliedern auch das Leitbild für die Honterusgemeinde vorzustellen, nachdem dieses gründlich erarbeitet, ausführlich diskutiert und in der Presbyteriumssitzung vom 19. Juli auch angenommen wurde. Kirchen- und Orgelwiedereinweihung sowie Leitbild – diese wichtigen Ereignisse im Gemeindeleben gaben den Anlass, für dieses Fest ein allgemein gültiges Motto zu wählen, das aber an diesem Festtag besonders bekräftigt wurde: „Gottes Wegweisung“.
Gut über 200 Gemeindeglieder folgten der Einladung zum Fest und waren wohl auch neugierig, wie die Martinsberger Kirche und der Kirchhof nun nach den 2008 begonnenen Reparaturarbeiten aussieht. Zu Beginn des Festgottesdienstes weihte Bischof Reinhart Guib, assistiert vom Kronstädter Stadtpfarrer Christian Plajer und vom zweiten Pfarrer der Honterusgemeinde, Peter Demuth, die Kirche und die restaurierte Bodendorfer Orgel wieder ein. Beide stehen nun wieder im Dienste Gottes – eine Leistung der Kronstädter Honterusgemeinde für die Landesbischof Guib die Kronstädter („tatkräftige Honterus-Nachkommen“, so der Bischof) herzlich beglückwünschte.
Aber vor allem gelte es Gott zu danken, dass er sie dazu befähigt habe, unterstrich Bischof Guib zu Beginn seiner Festpredigt. „Gott lässt unser Senfkorn-Glauben wachsen“ – war einer der Hauptgedanken. Unter seiner Wegweisung komme es zur Stärkung und Vergewisserung des Glaubens, wozu auch das Leitbild der Gemeinde dienen wird.
Die Gespräche zum Thema Leitbild dürfen deshalb auch nicht zum Stillstand kommen und müssen periodisch weitergeführt werden, unterstrich der Bischof.
Das Leitbild, sowohl im deutschen Originaltext als auch in rumänischer Übersetzung, wurde, zusammen mit dem Programm zum Ablauf des Gottesdienstes und des Gemeindefestes, allen Gottesdienstteilnehmern am Kircheneingang ausgehändigt. Stadtpfarrer Christian Plajer stellte dieses Leitbild, dessen Hauptfelder und die damit verbundenen Erwartungen nach dem Gottesdienst kurz vor.
Das Leitbild soll Impulse zur Lebensgestaltung vermitteln. Es kennenlernen und zu versuchen, es auch zu verwirklichen – dafür stehen der Gemeinde und, darüber hinaus, dessen Umfeld, nun auch die Martinsberger Kirche mit ihren Veranstaltungen zur Verfügung.
Pfarrer Peter Demuth stellte die Geschichte der Kirche, die drittälteste in Kronstadt kurz vor. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1395, für eine kleinere Kirche, die dann im Laufe der Jahrhunderte ausgebaut wurde bis sie 1796-97 ihr heutiges Aussehen erhalten hat. Die letzten Reparaturarbeiten bis 2008 fanden Anfang der 1960er Jahre statt. Heute ist die Kirche leichter als mittelalterlicher Bau zu erkennen; die archäologischen Grabungen und Forschungen waren aufschlussreich.
Die Kirche ist nun auch als Baudenkmal, nicht nur ausgewiesen, sondern dementsprechend renoviert worden. Sie verfügt nun über eine zweite Orgel, die von Johannes Hahn (jun.) 1805 für die Kirche in Bodendorf/Buneşti gebaut wurde. Dr. Steffen Schlandt stellte sie nicht nur vor, sondern konnte durch sein Orgelspiel ihren hervorragenden Klang auch am neuen Standort beweisen. Die Orgel soll nun ins Programm der Orgel-Sommerkonzerte in Kronstadt und im Burzenland integriert werden.
Der Einladung zur Gemeindefeier folgten auch gern gesehene Gäste: der Schweizer Botschafter in Bukarest, Jean-Hubert Lebet; Konsul Judith Urban vom deutschen Generalkonsulat in Hermannstadt, Dr. Karl Scheerer, stellvertretender Vorsitzender des Siebenbürgenforums und Vertreter der Niermann-Stiftung in Rumänien; der Bistritzer Stadtpfarrer Johann Dieter Krauss, ehemaliger Pfarrer an der Martinsberger Kirche; Mitglieder des Presbyteriums der Kirchengemeinde Bartholomä, Vertreter des Mihai-Eminescu-Trusts und der Michael-Schmidt-Stiftung.
Besonderen Dank wurde jenen ausgesprochen, die direkt diese Wiedereinweihungen ermöglicht haben: der Kronstädter Bezirkskirchenkurator Ortwin Hellmann, Projektmanager der Martinsberger Renovierungsarbeiten; Barbara Dutli, stellvertretend für die Orgelbauwerkstatt in Honigberg, wo die Orgel restauriert wurde; Dipl.-Ing. Waldemar Stadler stellvertretend für die Baumannschaft. Gedankt wurde auch der Peter-Maffay-Stiftung,die mitbeteiligt war bei der Finanzierung der Sanierung sowohl der Kirche als auch der Orgel.
Nach dem Gottesdienst folgte das gesellige Beisammensein beim Mittagessen sowie anschließendem Kaffee und Baumstriezel. Unter Anleitung von Ingeborg Acker wurde auch gemeinsam gesungen, nachdem vorher die Hermannstädter Bläser von „Tromba felix“ für die musikalische Begleitung gesorgt hatten. Auch die kleinsten Gemeindeglieder konnten auf ihrer Art die Feier genießen. Für sie wurde in der „Kinderecke“ im angrenzenden Garten Tische zum Basteln und Spielen bereitgestellt.