Über die Corona-Pandemie ist viel gesagt worden: von Verschwörungstheorien und Falschnachrichten bis zu statistischen Daten und ärztlichen und wirtschaftlichen Prognosen. Was von manchen noch vermisst wird, ist die religiöse Deutung dieser globalen Krankheitswelle. In Erinnerung bleiben werden uns auch Helden und Versager dieses Dramas. Für beide Kategorien sei hier eine subjektive Topliste zusammengestellt.
Helden
• Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger und Betreuer, die direkt mit einem unsichtbaren Feind, dem neuen Coronavirus, zu kämpfen hatten. Oft geschah das ohne die notwendige Schutzausrüstung. Daher auch die hohe Erkrankungsrate und leider auch einige Todesopfer. Viele mussten eine mehrwöchige Trennung von ihren Familien akzeptieren, um diese zu schützen. Das medizinische Personal verdient nicht nur die Sonderprämie, sondern vor allem unsere Achtung und Wertschätzung.
• Freiwillige, Fahrer, Verkäufer, Ordnungskräfte. Die ersten sind selbstlos eingesprungen um dort zu helfen, wo z.B. alte Leute auf sich selber gestellt geblieben sind. Die anderen sind ihren beruflichen Pflichten gewissenhaft nachgegangen, obwohl ein erhöhtes Ansteckungsrisko bestand. So konnte aber ein dem Notstand angepasster geregelter Alltag beibehalten werden.
• alle Bürger, die die Ausgangssperre eingehalten haben. Nur durch ihre Disziplin, die auch eine gewisse Freiheitseinschränkung (gerade zu Ostern oder am 1. Mai) voraussetzt, konnten Covid-19-Erkrankungen eingedämmt und verlangsamt werden.
Versager
• All jene, die sich selbst und andere in Gefahr brachten, weil sie nicht auf ihre eigenen Inte-ressen oder auf Unterhaltung verzichten wollten. Wer zu Ostern sein Osterlicht von auf der Straße in Brand gesetzten Autoreifen bezieht und dabei eine Alkohol-Fete veranstaltet, versteht nichts von Ostern, Coronavirus oder Solidarität.
• Jene Politiker, die die Corona-Krise nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen und damit Wahlstimmen gewinnen wollen. Das geht von angeblichen Hilfsinitiativen, die im Zeichen der Parteipropaganda gestellt werden bis zu populistischen Forderungen und ständiger Kritik an den bestehenden Zuständen ohne konkret etwas vorschlagen oder unternehmen zu können. Wahlkampf im Notstand ist das Gegenteil von beispielgebendem selbstlosen Einsatz.
• All jene, die auf unlauterer Weise aus Furcht und Sorgen der Bevölkerung Profit schlagen wollten. Wer nun Schutzmasken zu überteuerten Preisen verkauft oder Hefe hamstert, um damit einen Gewinn einzufahren, ist ein skrupelloser Egoist.
Wie heroisch es in der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zugehen wird, bleibt eine offene Frage. Denn nun gilt es, die entstandenen Verluste nicht nur zu beheben, sondern auch aufzuteilen. Bisher musste eine schwierige Gratwanderung gemeistert werden zwischen dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung und einem wirtschaftlichen Stillstand, der, auf Dauer geführt, zum Zusammenbruch auszuarten drohte. Stimmen sind zu hören, die ihre Enttäuschung äußern über zu wenige Covid-19-Tote in Rumänien. Es handle sich eher hauptsächlich um Alte und Schwache, deren Tage sowieso gezählt seien, über Dicke und Raucher, die selber Schuld an ihrem Schicksal hätten. Solche menschenverachtenden Stellungnahmen erinnern an andere traurige Zeiten und Gedankengut, das nun, in der allgemeinen Unsicherheit über die weiteren Entwicklungen, für manche Hitzköpfe wieder salonfähig wird.
So wie gemeinsame weltweite Versuche, einen Impfstoff gegen den bisher unbekannten Virus herzustellen, erfolgsversprechender sind als Einzellösungen, so kann auch nur eine gemeinsam entwickelte und akzeptierte Strategie einen schnellen, erfolgreichen Neustart der Wirtschaft mit sich bringen. Dabei wird mehr als nur Produktivität und Profit ausschlaggebend sein. Vieles wird sich ändern; auf manches müsste verzichtet werden. Ein neuer Anfang setzt Mut voraus. Werden wir diesen Willen aufbringen und umsetzen können? Das wäre keine Heldentat, es wäre nur vernünftig!