Das von dem Kronstädter Gedenkmuseum „Casa Mureşenilor“ angekündigte Projekt, in den eigenen Räumen eine historische Druckerei zu eröffnen, wurde nun verwirklicht. Direktor Dr. Valer Rus, gemeinsam mit einigen seiner Mitarbeitern, den Museologen Bianca Micu und Ovidiu Savu, arbeitete die Dokumentation dafür aus. Das Ergebnis zeigt sich nun als permanente Ausstellung in dem ersten Stock , im rückwärtigen Teil des Hofes am Kronstädter Marktplatz (Nr. 25) wo diese zu sehen ist. Die Schau führt kurz in die Geschichte des Papiers, wie auch in die des Druckwesens ein. Wichtigstes Exponat sind eine kleine Rotationsmaschine sowie eine Papierschneideanlage, Setzkasten, Bleibuchstaben, und Matrizen. Besucher, aber vor allem Schulkinder, können hier in die Schwarze Kunst eingeführt werden, wobei ein großer Anziehungspunkt der ist, dass auf einem Nachdruck der ersten rumänischen Zeitung „Gazeta Transilvaniei“ der Name des jeweiligen Besuchers gedruckt werden kann.
Bei der Durchführung des Vorhabens, das unter dem Titel „Von Gutenberg zu Mure{ianu – Projekt zur Rekonstitution einer historischen Druckerei“ gestartet worden war, hat das Gedenkmuseum auf die Unterstützung seiner Projektpartner - dem Nationalen Museumskomplex „Curtea Domnească“ von Târgovişte, dem Verein Burzenläder Ritter, der Allgemeinschule Nr. 6 „Iacob Mureşianu“, dem Kolleg „Andrei Mureşanu“ und dem Kolleg „Andrei Şaguna“ – gebaut. Die Finanzierung ist über den Nationalen Kulturfonds und den Kronstädter Kreisrat gelaufen.
Die erste rumänische Tageszeitung, „Gazeta Transilvaniei“, wurde seit deren Gründung 1838 in der Druckerei von Johann Gött herausgebracht. Nach 50 Jahren wurden deren Leser verständigt, dass diese ab 1888 in der „A. Mureşianu“-Druckerei nun das Tageslicht sehen wird. Die Gründung einer rumänischen Druckerei war ein älteres Anliegen von Iacob Mureşianu (1812-1884). Dieser stellte 1862 den Antrag an den Gouverneur Siebenbürgens, die Gründung einer Druckerei in Kronstadt zu genehmigen.
Die angeführten Argumente bezogen sich auf die Tatsache, dass die Familie Mureşianu diese auf ihrem Eigentum eröffnen möchte. Dafür gab es auch den rechtlichen Rahmen aus dem Jahr 1859 durch das Industrien-Gesetz, das die wirtschaftlichen Initiativen förderte. Zudem sicherte die Druckerei Arbeitsplätze, der Eigentümer wurde auch Steuerzahler. Desgleichen benötigte die Stadt eine neue Druckerei. Hermannstadt besaß zu der Zeit schon mehrere Druckereien.
Iacobs Sohn Aurel Mureşianu (1847 – 1909) war es dann, der diese Vorhaben verwirklichte. Eingerichtet wurde die Druckerei im gleichen Gebäude mit der Buchhandlung auf der Flachszeile Nr.22 des Marktplatzes wo sich heute das Gedenkmuseum „Casa Mureşenilor“ befindet. Die Druckmaschine wurde aus Wien importiert, das Papier wurde aus dem Umfeld aber auch aus Wien und Budapest gebracht. In der Druckerei wurden außer der Zeitung auch verschiedene Broschüren und Bücher gedruckt. 1934 wurde sie an den Kulturverein ASTRA verkauft, nachdem die Familie der Eigentümer in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Die Leitung der Druckerei übernahm Ioan Colan.
Die neue permanente Ausstellung ist als ein positives Vorhaben der jetzigen Museumsleitung zu schätzen. Hilfreich standen dieser zur Seite auch einige Buchdrucker, die einige der Bestandteile der Rotationsmaschine originalgetreu anfertigten, die Setzerei entsprechend einrichteten und auch den Museumsdirektor in diese spezifische Tätigkeit einführten, der somit bei der Vernissage sein Können, vor allem für die Medienvertreter, vorführte.