Eine meiner Kindheitserinnerungen bezieht sich auf die Tageszeitung „Neuer Weg“. Natürlich damals nicht als Leser, der ich erst nach Jahren wurde, nachdem ich selbst den Beruf als Zeitungsschreiber ausübte, sondern als stiller Beobachter meines Vaters. Täglich wartete er darauf, dass der Postbote die, auch vom Format und Umfang her, große deutschsprachige Zeitung ins Haus brachte. Zum Leidwesen meiner Mutter breitete er diese gleich auf den großen Tisch in der Küche aus, so dass ihr nur noch ein kleiner Raum für die Vorbereitung des Mittagessens zu Verfügung stand. Mit der Zigarette im Mund und der Lesebrille auf der Nase ging er die Seiten durch, um sich auf die für ihn interessanten Nachrichten zu konzentrieren. Dieses waren vor allem die Informationen, Berichte, Reportagen die sich auf Kronstadt und das Umfeld bezogen. Den oft veröffentlichten „offiziellen“ Materialien schenkte er keine Bedeutung. Und am Ende gab er oft seiner Unzufriedenheit Luft: „Wieder haben diese nur über das Banat und kaum etwas über Kronstadt geschrieben“. Natürlich über unseren Wohnort Z²rne{ti, der rumänisch geprägt war und wohin meine Eltern aus Bukarest wegen den Kriegswirren verschlagen worden waren, war nichts darin oder nur in Ausnahmefällen etwas zu lesen. Trotzdem war der „Neuer Weg“ doch ein treuer Wegbegleiter, auch schon, wenn es mehr um die Pflege der Sprache ging. In späteren Jahren, als ich als Redakteur bei der Kronstädter „KR“ einstieg, kam zu seiner täglichen Lektüre auch unsere Wochenschrift hinzu. Die Umwandlung vom „Neuen Weg“ zur „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“, die Fusion der „Karpatenrundschau“ am 1. Januar 1996 mit der ADZ, die erlebte er nicht mehr. Hingegen war ich in den Jahren nach der Wende als Schriftleiter voll involviert in das Überleben unserer Wochenschrift bis wir als einzigen Ausweg, den des Zusammenschlusses der KR mit der ADZ fanden, einen Schritt, den drei Jahre vorher 1993 die „Banater Zeitung“ getan hatte. Die Herausgabe der Publikation mit den beiden Beilagen wurde finanziell vom Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien übernommen, und blieb somit weiterhin der treue Wegbegleiter der Leser, auch wenn deren Anzahl immer mehr gefallen ist. Bei der gegenwärtigen Situation der Printmedien fragt man sich berechtigt, hat die Zeitung eine Zukunft auch nach ihrem 70.Jubiläum? Ja, da sie zum Gemeinschaftsgefühl entscheidend beiträgt, die Anzahl ihrer Leser relativ konstant bleiben wird, es weiterhin Mitarbeiter gibt, die die diese gestalten, der Geldgeber sein Interesse an der Publikation beibehält. Somit viel Erfolg und Ausdauer!