Dank einer internationalen Zusammenarbeit von einheimischen und ausländischen Forschern kann ein besonderes Verlagsereignis verzeichnet werden. Kürzlich wurde in voller Länge das meistverbreitete Druckwerk des berühmtesten Siebenbürger Sachsen, Johannes Honterus, die „Rudimenta Cosmographica“ (Grundzüge der Weltbeschreibung) im Schiller Verlag Hermannstadt/Bonn herausgebracht und wurdeam 13. November im Kronstädter Forumssaal vorgestellt. Erstmals 1542 erschienen und viel Anerkennung erregend, ist dieses eine einzigartige Schulenzyklopädie, die nun aus dem Lateinischen übersetzt in drei Sprachen - Deutsch, Rumänisch, Ungarisch - aufliegt. Möglich wurde dieses Unterfangen auch dank der Unterstützung des Presbyteriums und des Stadtpfarramtes der Kronstädter Honterusgemeinde A.B., die drei Exemplare der Rudimenta aus dem eigenen Archiv für die Faksimilierung zur Verfügung stellten, des Kronstädter Orts- und Kreisforums (Thomas Şindilariu, Wolfgang Wittstock), des Siebenbürgenforums (Martin Bottesch), die die finanzielle Unterstützung dieses Projektes vom Departement für Interethnische Beziehungen beim Generalsekretariat der Regierung Rumäniens beantragten und erhalten haben. Im Vorwort zu dem Band wird allen Mitarbeitern und Förderern Dank ausgesprochen.
Eine diesbezügliche Initiative gab es schon vor Jahren, als Dr. Paul Binder, Gernot Nussbächer und Valeria C²liman in Zusammenarbeit mit Dr. Arnold Huttmann 1988 im Dacia Verlag von Klausenburg eine kommentierte Neuauflage der Rudimenta herausbrachten. Der Band erschien nur in rumänischer Sprache.
Das jetzige Projekt fand volle Unterstützung seitens der Mitglieder des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landekunde in Heidelberg. Für die gegenwärtige Neuauflage gab es auch Vorarbeit, wobei Teile des Werkes in deutscher oder ungarischer Übersetzung erschienen waren. Dr. Lore Poelchau (1927 – 2008) hat aus eigener Initiative einen Teil der deutschen Übersetzung geschaffen, auf die das gegenwärtige Projekt auch zurückgeht.
Dr. Robert Offner nahm sich des Projektes und dessen Koordination an, das somit erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Unterstützt wurde dieses von dem Kronstädter Historiker und Honterus-Forscher Gernot Nussbächer. Dank wird auch dem Komponisten und Rockstar mit Kronstädter Wurzeln Peter Maffay ausgesprochen, mit dessen Hilfe die deutsche Übersetzung metrisch umgedichtet und überarbeitet werden konnte. Für ihren wichtigen, professionellen Beitrag zur Herausgabe dieser Neuauflage wird Dr. Ulrich A. Wien Vorsitzender der Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, dem Kartographiehistoriker Dr. Zsolt Török (Budapest), Dr. Heinz Heltmann, Dr. Robert Offner, Dr. Peter Pauly (Bonn), Dr. Laszlo Andras Magyar (Budapest), den Kindern der Übersetzerin Valeria Căliman, Dan Uza für die Fußnoten in der rumänischen Übersetzung, der Historikerin Dr. Edit Szegedi, Prof. Andras F. Balogh, Eva Maria Papp, Anselm Roth vom Schiller-Verlag, der Honterus-Druckerei in Hermannstadt gedankt. Kronstadt „...unter steilem, ragenden Berge gelegen. Diese Stadt folgte als erste Europas der christlichen Lehre, wird von den Strahlen der aufgehenden Sonne wirksam erleuchtet“,wie Johannes Honterus im II. Buch seiner „Grundzüge der Kosmographie“ verzeichnet, hat durch diese Neuveröffentlichung einen weiteren Grundstein seiner Kulturgeschichte gelegt. Dieses Projekt könnte somit auch in die Reihe derer aufgenommen werden, mit denen die Stadt unter der Zinne als Kulturhauptstadt Europas 2021 kandidieren will.
In einer eingehenden Studie befasst sich Dr. Ulrich Andreas Wien, ausgehend von der politischen Lage in Europa, mit dem Leben und Schaffen von Johannes Honterus, geht auf seine wichtige Rolle als Humanist, Philologe, Kosmograph, Kartograph, Buchdrucker, Bildschnitzer ein. Er wurde im Mai 1520 an der Universität Wien immatrikuliert, hat als Magister an der dortigen Universität und voraussichtlich auch in Kronstadt unterrichtet. Vom Kronstädter Stadtrichter Lukas Hirscher wurde er 1529, da er politisch unliebsam war, ins Exil geschickt und immatrikulierte sich 1530 an der Universität in Krakau. Die erste Fassung seiner Kosmographie stammt aus dieser Zeit. Seine Tätigkeit setze er in Basel fort. 1533 kehrte er nach Kronstadt zurück. Er hat den Bedarf an Lehrmitteln nicht nur für das Kronstädter Gymnasium sondern auch für Schulen aus Hermannstadt und Klausenburg gedeckt. Honterus wurde 1544 evangelischer Stadtpfarrer von Kronstadt. Das Reformationsbüchlein, die Schulordnung sind weitere wichtige Werke von Johannes Honterus.
Zsolt Gyözö Török führt in das Kosmographielehrbuch der Spätrenaissance ein, wobei er von Ptolemäus über die deutschen Kosmographen des 16. Jahrhunderts bis zum kosmographischen Programm von Johannes Honterus geht. Die Weltbeschreibung von Honterus hat einen „deskriptiven Aufbau“, wie Heinz Heltmann und Robert Offner in ihrer Studie „Tiere und Pflanzen, Sozialkunde, Anatomie und Krankheitsnamen“ festhalten. Honterus war anderen Autoren von Wörterbüchern einige Schritte voraus. Die 1541 in seiner zwei Jahre vorher eingerichteten Druckerei erschienene Neuauflage der Rudimenta umfasste im ersten Teil die Astronomie. Die Geographie teilte er in zwei Bücher ein, denen er vier Register in Versen über Tiere und Pflanzen, Sozialkunde, Anatomie und Krankheitsnamen anschloss. Diese Version der Rudimenta erschien in wenigen Exemplaren.
Eine bibliographische Übersicht der Ausgaben der „Weltbeschreibung“ anlässlich dieser Neuausgabe der letzten Fassung aus dem Jahre 1542 bietet Gernot Nussbächer, die von großem Nutzen den Honterusforschern und nicht nur diesen sein wird. Es folgt die originale lateinische Wiedergabe der Kosmographie mit den jeweiligen Übersetzungen in deutscher Sprache von Lore Poelchau, bearbeitet von Peter Pauly, der rumänischen Fassung von Valeria Căliman und die ungarische von Magyar Laszlo Andras.
Im Anhang zu dem Band folgt eine bio-bibliographische Zeittafel über Johannes Honterus mit Daten über sein Leben und Schaffen, die Gernot Nussbächer verfasste. Anschließend werden Quellen und weiterführende Literatur geboten, wie die Bildnachweise zu der reichen Illustration des Bandes. Es folgt eine Zusammenfassung in englischer Sprache, und abschließend eine Liste der Herausgeber, Autoren und Übersetzer mit deren gegenwärtigen Funktionen und Anschriften, unter denen sie erreichbar sind.
Das Erscheinen dieser Neuauflage der „Rudimenta Cosmographica“ ist als Verlagsereignis von besonderer, bleibender Bedeutung nicht nur für die siebenbürgisch-sächsische Geschichte zu werten. Ermöglicht wurde diese durch die enge Zusammenarbeit zwischen Historikern und Institutionen aus Rumänien, Deutschland und Ungarn. Es wurde somit ein Projekt verwirklicht, zu dem die ersten Schritte schon vor Jahren gelegt wurden. All diesen muss unsere Anerkennung ausgesprochen werden.