Der zentrale Platz rund ums alte Rathaus in Kronstadts historischem Stadtzentrum soll für Touristen und Kronstädter besser zur Geltung kommen. Der Stadtrat hat unlängst beschlossen, dass die Vielzahl von Veranstaltungen, die da abgehalten werden (zum Beispiel Ausstellungen, Bauernmärkte, Produktwerbung aber auch Festivals, Sportwettkämpfe, Konzerte, Kundgebungen) unter eine striktere Kontrolle gestellt werden. Die eigene Dienststelle des Bürgermeisteramtes, die auch die städtischen Marktplätze verwaltet, soll entscheiden, wer, wie und wie oft den Marktplatz ganz oder zum Teil für sich beanspruchen darf und zugesprochen bekommt. Märkte sollen da seltener stattfinden; Handwerker werden zukünftig ihre Ware nur auf der Allee vor dem Zentralpark ausstellen dürfen; wenn es ums Grillen bei offenem Feuer geht, so steht der Marktplatz dafür nicht mehr zur Verfügung sondern nur die Wiesen am Stadtrand bei den Salomonsfelsen und rund um den See im Noua-Viertel. Es soll also zivilisierter, ruhiger, sauberer und gesünder am alten Marktplatz werden. Ähnliche Reglungen sollen auch für die Schulerau eingeführt werden.
Die beiden Forumsvertreter im Stadtrat, Christian Macedonschi und Werner Braun, sehen diese Reglungen als Eingriff in die freie Marktwirtschaft. Das bunte Treiben am Marktplatz sei ein Zeichen von Lebendigkeit. Kulturveranstaltungen an diesem gutbesuchten öffentlichen Raum, der die Kronstädter Geschichte versinnbildlicht, wären etwas Selbstverständliches, zumal man sich auch für den Titel einer Europäischen Kulturhauptstadt 2021 bewerben will. Wer etwas von der Kronstädter oder Siebenbürger Küche kosten will, der soll das vor Ort tun können. Wenn es dabei nach Gegrilltem oder Baumstriezel riecht, sei das gar nicht so schlimm – manche Touristen suchen geradezu solche Erlebnisse.
Tatsache ist, dass am Marktplatz, vor allem im Sommer, immer was los ist. Touristengruppen verweilen da, schießen Fotos, setzen sich an die vier-fünf Terrassen und trinken dort Kaffee oder ein Bier. Auch Kronstädter, von Schülern bis Rentnern, nutzen den Marktplatz als Treffpunkt oder als Ort, wo sie auf den Sitzbänken sich einige Minuten Ruhe gönnen. Wenn dabei auch der zentrale Springbrunnen etwas Kühle und Wasserrauschen spendet, umso besser. Kleinkinder drehen ihre Runden mit ihren Spielzeugautos, die sie für 5-10 Minuten vermietet bekommen. Infozelte werden gelegentlich aufgestellt, Broschüren ausgeteilt oder Unterschriften für die verschiedensten Kampagenen gesammelt.
Ja sogar Flashmobs gab es da oder religiös motivierte kurze szenische Auftritte. Im Sommer funktionierte noch eine Stelle zum Radverleih. Protestmärsche haben da ihren Anfang oder ihr Ende. Letztes Beispiel: die vielen roten Kerzen bei den Springbrunntreppen, die an die Opfer des verheerenden Brandes im Bukarester Colectiv-Club erinnern.
Dass es da manchmal zu laut zuging (z.B. Rock-Konzerte, die selbst Gottesdienste oder Orgelkonzerte in der nahen Schwarzen Kirche störten) oder zu „feucht“ wurde (als das Bierfestival noch am Marktplatz abgehalten wurde, ohne genügend öffentliche Toiletten einzurichten) das störte nicht nur die Anrainer.
Zusammen mit den mehr oder weniger häufigen und notwendigen Sanierungs- und Verschönerungsarbeiten am Marktplatz sind sicherlich auch einfache, leicht verständliche Reglungen zur Nutzung des Marktplatzes notwendig, damit jeder weiß, was dort erlaubt ist und was verboten ist. Der Marktplatz gehört allen, aber nicht alles kann da zugelassen werden.