„Ton ab!“, „Läuft!“, „Kamera ab!“, „Läuft!“. Die Klappe wird geschlagen, „Aktion!”. Diese Kommandos hat man am Drehort in Plaiul Foii im Naturreservat Königstein mehrere Tage lang gehört. Zwei Kurzfilme wurden Ende Juni gedreht. Kinder haben gespielt, Kinder haben gedreht und den Ton aufgenommen, Kinder waren es, die die jungen Schauspieler geschminkt und gekämmt haben, um vor die Kamera zu treten. Sie haben an CineVentura teilgenommen, einem der wenigen Ferienlager mit dem Thema Film und Abenteuer, wo 10- bis 14-Jährige lernen, was hinter einer Filmproduktion steht. Unter der Betreuung von Fachleuten in allen Bereichen des Filmgeschäfts haben die 18 Teilnehmer die Gelegenheit genutzt, zwei Drehbücher zu schreiben und sie in richtige Leinwandgeschichten umzuwandeln. Sie waren in zwei Gruppen eingeteilt, wobei eine Gruppe bei einem der Filme die technische Tätigkeit (Kamera, Ton, Schnitt, Make-up, Bühnenbild) verrichtete und die andere Gruppe ihre Schauspielkünste vorzeigen konnte. Beim Dreh des zweiten Films war es dann umgekehrt, die Gruppen haben ihre Aufgaben getauscht. So konnten alle Kinder möglichst viele unterschiedliche Aktivitäten ausprobieren. „Es sind nur professionelle Geräte, die wir hier anwenden, wie bei einer richtigen Filmproduktion. Und alle Erwachsenen sind Professionelle”, erklärt Ruxandra Flonta, Hauptveranstalterin.
Der eine Film handelt von Kindern, die in die Rolle der Eltern schlüpfen und versuchen, auf diese aufzupassen. Dabei geben sie ihnen Ratschläge, versuchen höflich und manierlich zu sein und als gute Modelle befolgt zu werden. Doch irgendwann rastet alles aus.
Für den zweiten Film haben sich die Drehbuchautoren einen Wettbewerb zwischen Mädchen und Jungen ausgedacht: die Gruppe, die am schnellsten durch den Wald läuft und einen Teich erreicht, hat gewonnen. Auf dem Weg stoßen beide Teams auf einen Zauberer, der die Buben in Mädchen verwandelt und umgekehrt...
„Es ist schwer den Boom (anm. d. Reda. das ist ein Richtmikrofon, das an einer Stange oder einem Arm montiert oder befestigt ist) so lange zu halten”, sagt Jan, ein 11-Jähriger, der beim ersten Film den Tonmann spielte. Er musste den Boom minutenlang unbewegt hoch in der Luft halten, ohne dass er im Bild zu sehen war.
„Tonaufnahme und Schnitt sind die beliebtesten Tätigkeiten der Teilnehmer in diesem Ferienlager”, hat Liviu M²rghidan bemerkt. Der Regisseur hat mehrere Filme über und mit Kindern realisiert und hat ihre Begeisterung für Film bemerkt, sowohl am Set als auch im Kinosaal. So entstand die Idee von CineVentura, das Interessenten aus mehreren Städten Rumäniens nach Plaiul Foii versammelte.
„Diese Kinder haben eine riesige Chance, ihre eigenen Filme auf professionelle Weise zu realisieren”, sagte Schauspieler Vasile Calofir, der mit den jungen Darstellern ihre Rollen eingeübt hat. Mehrere Schauspieler/innen, ein Regisseur, ein Kamera- und ein Tonmann, ein Bühnenbildner und eine Make-up-Künstlerin haben die Tätigkeiten der Kinder über die letzte Juniwoche begleitet, ihnen geholfen die Geräte zu betätigen und das Set zu dekorieren. Geduld war allerdings gefordert, denn bis die Haare der Darsteller richtig sitzen, der beste Blickwinkel der Kamera gefunden ist und das Licht schön auf die Gesichter der Schauspieler fällt, dauert es immer eine Weile. Auch das Lernen der Texte, die man vor der Kamera aufsagt erfordert Übung, das Aufnehmen verlangt Kunst.
„Ich will nur noch filmen”, sagt Hugo. Der 12-Jährige ist zum zweiten Mal bei CineVentura dabei. Im Vorjahr war er fasziniert vom Schauspiel und Schnitt. Nun träumt er nur noch von Videokameras. Auch andere Kinder waren schon im vergangenen Jahr, bei der ersten Auflage, dabei und haben sich bereits für das kommende Ferienlager eingeschrieben, um sicher zu sein, dass sie einen Platz bekommen. Die Anzahl der Plätze ist aif 18 begrenzt, damit sich die Lehrenden den Mitwirkenden widmen können und gleichzeitig auf die teure Apparatur achten können. „Ich finde dieses Lager sehr nützlich für alle, die erfahren wollen, wie ein Film eigentlich entsteht“, erklärt Adela, eine Sechstklässlerin aus Bukarest. „Für mich war es super spannend zu verstehen, warum Raluca (anm. d. Reda. das Schminkprofi) so viel Gepäck hat. Jetzt weiß ich: in einem Koffer sind Bürsten und Kämme für die Haare, in einem anderen ist Schminke, mit der man Wunden macht“, hat Kitty bemerkt.
Nach vier Tagen Dreh wurde das Filmmaterial zusammengeschnitten. Schnitt ist die einzige Tätigkeit, die im Innenraum durchgeführt wurde, alles andere erfolgte im Freien. Zahlreiche Kinder sind in einer Hütte neben dem Schnittmeister gesessen und haben auf den zwei großen Bildschirmen beobachtet, wie aus den vier Stunden gedrehtem Material gerade mal 10 Minuten Film entstehen. Über die beiden kurzen Werke haben sich alle am letzten Abend unter freiem Himmel erfreut und sie diskutiert. Den Erfolg feierte das Team mit dem Rösten von Marshmallows über dem Lagerfeuer, Singen und Tanzen.
„Die Teilnehmer waren so begeistert und haben ihre Sache so ernst genommen“, meint Schauspielerin Nicoleta Lefter. Sie ist zum ersten Mal als Trainerin dabei gewesen und hat sich über die gute Zusammenarbeit der Vorjugendlichen und Jugendlichen untereinander und mit den Erwachsenen gefreut. Dass sie von morgens bis abends voll dabei waren, hat sie beeindruckt. „Es ist halt ein Ferienlager für Kinder, die wirklich an dieser Branche interessiert sind und diese Erfahrung voll ausnutzen“, sagt Flonta. Mehr Informationen zur Veranstaltung sind auf der Facebook-Seite CineVentura erhältlich.