Nach den landesweit schlechtesten Ergebnissen bei den Bakkalaureatsprüfungen 2011 bemüht sich das Unterrichtsministerium, sein ramponiertes Image zu verbessern. In der Schule soll es ernster zugehen. Das beginnt schon mit der genauen Prüfung der Anwesenheit der Schüler in den Klassenräumen.
Mit persönlichen elektronischen Karten für jeden Schüler soll diese Evidenz gehalten werden, d. h. beim Schuleingang soll es, ähnlich wie in Betrieben, ein Gerät geben, das Datum und Uhrzeit festhält, an dem die Schüler das Schultor passieren. Ob so eine Ausstattung auch wirklich überall (einschließlich bei kleineren Dorfschulen) angebracht werden kann, ist eher unwahrscheinlich.
Aber allein die Idee, auf diese Weise für mehr Ordnung und Sicherheit in den Schulen zu sorgen, zeigt, dass die Verantwortlichen im Unterrichtsministerium mit dem Rücken zur Wand stehen. Die ständigen Änderungen in der Struktur des Schulunterrichts haben einen experimentellen Charakter.
Die Lehrer sind wegen den kleinen Gehälter oft unmotiviert in ihrer verantwortungsvollen Arbeit und meinen mit Recht, dass ihr Status in der Gesellschaft nicht entsprechend geachtet wird. Die schwachen Ergebnisse vieler Lehrer bei den Prüfungen um freie Lehrerstellen zeigen, dass sie zumindest gleichgültig geworden sind, wenn es um die Qualität ihrer Unterrichtsstunden geht.
Mehr Respekt der Schule gegenüber sollte bereits im Elternhaus entgegengebracht werden. Wenn die Schüler aber merken, dass Wissen und Lernen nicht unbedingt mit Anerkennung und Erfolg in Verbindung gebracht werden – und das sehen sie allzu oft und allzu gut im Alltagsleben, vom Fernsehprogramm bis zum Geschehen auf der politischen Szene – dann haben es die Lehrer bedeutend schwerer.
Ihr persönliches Beispiel zählt, neben fachlichem Können, auch viel. Gute, interessante Stunden zu halten, ist nur die eine Seite. Die andere setzt voraus, die Schüler zu achten und zu ermutigen, als Lehrer ein Vorbild für Ehrlichkeit und Gerechtigkeit zu sein, vielleicht auch etwas Freizeit für die Schüler bei außerschulischen Tätigkeiten zu opfern.
Die richtige Einstellung sowohl seitens der Schüler, als auch seitens ihrer Lehrer könnte somit mehr einbringen als elektronische Karten, Uniform-pflicht, Videokameras in den Klassenräumen, Angst vor Prüfungen und schlechten Noten. Und wenn Staat und Gesellschaft auch zur Überzeugung kommen, dass für die Schule mehr getan werden muss als neue Überwachungssysteme einzuführen, so bringt uns das auch ein Stück weiter.