Als ich in der Lyzeumszeit Kronstadt verließ, dachte ich, es sei endgültig, und ich kehre nur zu Besuch wieder hierher zurück. Klausenburg und später Bukarest hatten viel mehr zu bieten. Vor allem Kultur: Filme, Theater, Tanz, Musik – immer ist das Angebot reichlich. Dass ich dafür die halbe Stadt durchqueren und manchmal sogar umsteigen musste, war damals weniger wichtig. Den fürchterlichen Verkehr versuchte ich nicht zu beachten, die Hektik war wie Adrenalin.
Doch dann, als frischgebackene Mutter, merkte ich, dass der Kinderwagen oft keinen Platz auf dem Gehsteig hatte, sondern nur auf der Straße, der Weg zum Park ging durch alle Auspuffgase und Hupen des Viertels, Schmutz lag überall herum und die Freunde wohnten zu weit weg.
Zuerst nur davon träumend, aber von immer mehr Freunden und Bekannten ermuntert, haben mein Mann und ich es ihnen nachgemacht und sind in die Stadt gezogen, wo es sich (laut einer Studie der Forschungsagentur D&D Research) rumänienweit am besten leben lässt: Kronstadt. Ihre Bewohner schätzen die Nähe zur Natur und die Klimaverhältnisse, das Freizeitangebot, den öffentlichen Nahverkehr und die Infrastruktur, wie auch die wirtschaftliche und kulturelle Landschaft, die Ausbildungs- und Einkaufsmöglichkeiten, oder den Immobilienmarkt.
Zeit, Natur und Ruhe
„Kinder sind viel leichter in Kronstadt großzuziehen, als in Bukarest und vielen anderen Städten“, sagt Iulia Darie, die vor fünf Jahren mit ihrem damals Vierjährigen und dem Mann her zog. Außer den Freunden und der Fahrt mit der U-Bahn, die für Aufregung in ihrem Leben sorgte, fehlt ihr nichts. Sie hat gerne die Parks mit Rutschbahnen, die sowieso ein „künstlicher Spielplatz“ sind, mit der Zinne und dem Salomonfelsen getauscht und ist begeistert von der positiven Wirkung auf ihr Kind und auf sich selbst. Auch für Ligia ist der Wald der entscheidende Grund gewesen, nach Kronstadt zu ziehen, denn vor zwei Jahren, als ihre Tochter reif für den Kindergarten wurde, öffnete der einzige Waldkindergarten des Landes, der viel Zeit in der Natur versprach. Dass sie in der Zinnenstadt mit ihrer Arbeit als freischaffende Modedesignerin manchmal schwerer über die Runden kommt als in Bukarest, darauf hat sie sich eingestellt. Um ihre Bekannten, die in Bereichen wie IT und Finanzen arbeiten, steht es viel besser, da viele neu angesiedelte Unternehmen hier anstellen. Doch ist der gebürtigen Araderin die Gemeinschaft, mit der sie hier verbunden ist, viel wichtiger als das Materielle.
Über eine tolle Gemeinschaft freut sich auch die Seniorenfamilie Dumitrescu (Name auf Wunsch geändert), die vor fast zwei Jahren Bukarest verließ, um in der Oberen Vorstadt, „mitten in der Natur, in einer reinen, freundlichen Stadt“, mit Leuten zu sein, die wissen, was sie wollen, die eine Änderung, ein besseres Leben anstreben. „Nur die schönen Erinnerungen nehmen wir mit ins Grab, also leben wir hier in Ruhe. Man hört hier die Ruhe“ sagt Frau Dumitrescu.
Die Zeit für die Familie und die Dinge, die man liebt, der gediegene Rhythmus, das Grün und die Menschen verzauberten die meisten Kleinfamilien mit überdurchschnittlichem Lohn, denn besonders sie haben den Schritt ins Neue gewagt. Laut einer Studie der Weltbank bezüglich der Entwicklung der Städte Rumäniens sind es fast 7000 Bukarester die nun Kronstädter Ausweis haben. Auch aus den Nachbarkreisen oder Kreisen wie Argeș und Dâmbovița sind Bewohner in die Zinnenstadt gezogen.
„Hier scheinen die Tage endlos zu sein, wie in meiner Kindheit“ erzählt Alexandra Bordeianu, die nun schon seit drei Jahren mit zwei Kindern und ihrem Mann im Bonlok-Viertel wohnt. Sie mieteten ein kleines Haus mit Garten, mit Fliederbüschen, Tannen, Kirsch- und Apfelbäumen und einem riesigen Haselnussstrauch. Das scheint sie völlig zu erfüllen.
Auch auf kultureller Ebene entwickelt sich die Stadt
Die zentrale Lage der Stadt ist ebenfalls ein Pluspunkt für ihre Bewohner, denn in maximal 3 Stunden ist man in der Hauptstadt oder am Hermannstädter Flughafen und kann flexibel sein. Das ist für jene, die beruflich Bukarest verbunden sind, toll, aber auch für Kulturliebhaber, die das Angebot anderer Städte wahrnehmen, zumal Kronstadts Kulturangebot noch eher schwach ist. Trotzdem blühen einige selbständige Initiativen, manche davon auch von Umgesiedelten, die etwas anderes als Folklore am Marktplatz, oder der Junii-Parade erträumen. Visuelle Kunst, Tanz, Film, Performances oder kreative Industrien guter Qualität treten immer mehr in den Vordergrund. Alternative Erziehungsmöglichkeiten was Schule betrifft und ein breiteres Angebot an universitären Studien würden bestimmt auch gut aufgenommen. Vielleicht kommt es noch!
Bis dahin genießen die Kronstädter, Umsiedler oder nicht, weiterhin das schöne, ruhige Leben am Fuße der Zinne und können sich gemeinsam bemühen, die Mängel, die sie bemerken, aufzuarbeiten, um für immer hier bleiben zu können.