„Kronstädter Zeitung“ online zu lesen

Wie die in München erscheinende „Neue Kronstädter Zeitung“ berichtete (NKZ Folge 2/2013), ist es dank dem Zeitschriftenservice ANNO der Österreichischen Nationalbibliothek möglich, von zu Hause aus kostenlos auf dem Computer-Monitor alte Jahrgänge der Publikationen aus der österreichisch-ungarischen Monarchie zu lesen. Eingegeben werden muss die Webadresse: http://anno.onb.ac.at/cgi-content  Dort erhält man eine Übersicht der eingescannten Zeitungs-Jahrgänge. Darunter befindet sich auch die „Kronstädter Zeitung“ und zwar die Jahrgänge 1848-1849 und 1853-1865 sowie andere Zeitungen aus Siebenbürgen z.B. „Gazeta Transilvaniei“.

Dabei kann man auf recht interessante Artikel stoßen. So  bringt die Kronstädter Zeitung vom 20. Februar 1864, Seite 5 – 6,  eine Übersicht der Sterblichkeit in Kronstadt im Vorjahr. Was man da auf Grund des „ämtlichen Leichenbeschau-Protokolls“ erfährt, dürfte, aus heutiger Sicht, auch für einige Überraschungen sorgen.

So erfahren wir, dass in jenem Jahr 879 Personen verstorben sind (462 Männer bzw. 417 Frauen). Gleich bei der zweiten Tabelle fällt auf, dass 1863 in Kronstadt vier über hundert Jahre alte Kronstädter verstorben sind. Wenn man heute bei dem Kreisamt für Statistik nachfragen würde, so ist es fraglich, ob im Vorjahr in Kronstadt so viele Todesfälle jenseits  dieses stolzen Alters verzeichnet wurden, obwohl die Stadtbevölkerung sich inzwischen mehr als verzehnfacht hat. Damals, vor hundert Jahren, gab es, trotz Hygienemängeln und weniger Arzneimittel aber dank geringerer Umweltverschmutzung und Stress, Leute die ein sehr hohes Alter erreichen konnten. Die Tabelle weist aber auch auf die extrem große Kindersterblichkeit hin: 261 Kinder erreichten nicht das erste Lebensjahr, 254 Kinder, waren zwischen 1 und 10 Jahre alt, als sie beigesetzt wurden.

Die nächste Tabelle gibt Auskunft über die Religion der Verstorbenen: 401 waren griechisch-nicht-uniert (also orthodox), 246 evangelisch-lutherisch, 193 römisch-katholisch, 36 evangelisch-reformiert und 3 hebräisch. Der auf den Sterbemonat aufgegliederten Statistik ist zu entnehmen, dass im Dezember die meisten Toten beklagt wurden (138 Todesfälle). Es folgen die Monate November (95), März (88), April (80) und Januar (72). Die wenigsten Toten gab es in jenem Jahr im Juli (46) und im Februar (48), der ja auch der kürzeste Monat ist.
Die letzte Tabelle soll hier komplett gebracht werden, weil es um die Todesursache (nach der damaligen ärztlichen Terminologie) geht:

Lungenentzündung 25, Lungenlähmung 14, Lungentuberculose 44, Scharlach 17, Masern 53, Keuchhusten 30, Thyphus 25, Darmcatarrh 14, Schleimfieber 5, Schweres Zahnen 35, Convulsionen 99, Schlagfluss 20, Abzehrung 92, Altersschwäche 75, Schwäche 37, Wassersucht 78, Blattern 37, tot geboren 27, Selbstmord 4, durch unglückliche Ereignisse 3, an verschiedenen Krankheiten 145.

Es könnte nun sicher untersucht werden, wie dieselbe Sterblichkeitsstatistik in anderen Jahren aussah damit gewisse Schlussfolgerungen gezogen werden können. Das und viele andere Aspekte des Alltags aber auch Ereignisse der „großen Politik“, so wie sie damals  den Kronstädter Lesern mitgeteilt wurden, kann nun jeder in Erfahrung bringen der einen Computer besitzt, die notwendige Zeit dazu hat und ... die gotische Druckschrift lesen kann.