Gleich mit zwei Ausstellungen ist Kurt Haller in seiner Heimatstadt vertreten, die einen zur Besichtigung einladen. Und dabei kommt man voll auf den künstlerischen Genuss durch die gebotene Chromatik, die Darstellungen von Stadtansichten und der umliegenden Landschaft des Künstlers. Beherbergt sind die Ausstellungen im Foyer des Kolping-Hotels in der Petöfi-Straße 25, unter der Zinne, und im Bistro de l‘Arte am Rosenanger. Es ist nicht Brauch, in Hotels Kunstausstellungen zu organisieren, doch das Kolping-Hotel mit dem hellen, einladenden Foyer eignet sich ausgezeichnet dafür. Die Vernissage fand auch in einem ganz besonderen Kontext statt, da der bildende Künstler Kurt Haller, an diesem Mittwoch dem 17. Juli, auch seinen Geburtstag begehen konnte. Außer den zahlreichen Gästen vor allem aus seinem Bekanntenkreis gaben sich die Ehre, in die Ausstellung einzuführen, der Kunsthistoriker Dr. Radu Popica, Cristian Gheorghe, Kunstexperte im Patrimoniumbereich und Gastgeber Eduard Dobre, Geschäftsführer von Kolping Romania.
Bleibende Heimatverbundenheit
Die Vorstellung des Künstlers nahmen sowohl Eduard Dobre als auch Cristian Gheorghe vor, die sich beeindruckt zeigten von der Heimatverbundenheit Kurt Hallers, der seit 2010 jährlich in seine Heimatstadt, begleitet auch von seiner Familie, seiner Gattin Dagmar, kommt. Geboren wurde er am 17. Juli 1935, verbrachte hier seine Kindheit und durchlief die deutsche Schulausbildung. Nach seinem Studium im Bereich Maschinenbau am hiesigen Polytechnischen Institut arbeitete er als Ingenieur im Rulmentul-Wälzlagerwerk bis zu seiner Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland 1984. Nach der Wende von 1989 kam er wiederholt auf Besuche, bis diese dann zu den jährlichen Aufenthalten wurden. Seine Hingabe für die Kunst entdeckte er schon frühzeitig, wobei er besonders mit Kohle und Tusche zeichnete. Später fand er dann zum Aquarell und den Acrylfarben, die seinen Werken eine besondere Ausdruckskraft geben. Schon früh war er in Ausstellungen vertreten u.a. in Kronstadt beim Sitz der Filiale des Verbandes Bildender Künstler (UAP), einschließlich im Rulmentul-Werk, aber auch im Friedrich-Schiller-Haus in Bukarest.
Bei jedem seiner Besuche hält er seine Eindrücke fotografisch fest, um sie dann künstlerisch umzusetzen. Zurzeit stellt er in der Ausstellung im Kolping-Hotel 17 Acrylgemälde aus, weitere neun im Bistro de l‘Arte. Vermittels seiner Gemälde wird einem die Schwarze Kirche mit einem besonderen Blick, ausgehend von hinter der Graft, das Katharinentor geboten, aus der Oberen Vorstadt sind vier Gemälde spezifischer Ansichten von Häusern zu sehen. Besonders ansprechend sind die Landschaftsgemälde aus dem Umfeld der Stadt, der aufsteigende Blick auf den Zinnenwald, der Rote Weg oder der Blick auf den Bucegi. Eduard Dobre betonte, dass die Kolping-Gesellschaft in verschiedene Projekte involviert ist, nun immer mehr auch in künstlerische und kulturelle. An der Vorbereitung der hiesigen Ausstellung von Kurt Haller war praktisch das gesamte Team des Kronstädter Kolping-Hotels beteiligt, dem der Künstler die ausgestellten Gemälde auch überlassen wird. Somit werden diese einen weiteren Anziehungspunkt für die Kunstliebhaber darstellen. In Rumänien besteht die Kolping-Bewegung seit 150 Jahren und trägt den Namen ihres Gründers Adolph Kolping (1813 – 1865) der die Idee der Vereinigung Jugendlicher als Antwort auf die massive Industrierevolution förderte. In Kronstadt fand das erste Gespräch einer Kolping-Gesellschaft 1858 statt. Gegründet wurde diese aber erst 1994 in Rumänien.
Eine Kunsttradition fortgesetzt
Cristian Gheorghe, der sich beeindruckt zeigt von den Darstellungen der Straßen-, Gebäude-, Landschaftsansichten, betonte, Kurt Haller sei nicht nur ein begnadeter Maler, sondern auch ein guter Historiker und Kenner der Stadt.
Kunsthistoriker Dr. Radu Popica hob besonders die Sensibilität des Künstlers in seinem Schaffen hervor, die auch als Fortsetzung des Schaffens bekannter Kronstädter Künstler bezeichnet werden kann. Er gab als Beispiele Hans Hermann, Eduard Morres, Heinrich Schunn, Valeriu Maximilian, aber auch Gustav Kollar, [tefan Mironescu, die, obwohl nicht Kronstädter, diese Stadt in ihren Werken verewigten. Besonders ansprechend ist auch die Auswahl die Kurt Haller vornimmt um Ansichten, Landschaften festzuhalten. Sein Schaffen ist dem Impressionismus und Postimpressionismus einzugliedern. Besonders zu schätzen ist, dass der Künstler zwar nicht über eine künstlerische Ausbildung verfügt, diese aber durch seine Leidenschaft für die Kunst ausgeglichen wird. Überraschend ist auch, dass ein Kronstädter, der seit so vielen Jahren seinen Heimatort verlassen hat, mit so viel Gefühl diese darstellt. Gleiche Einschätzungen treffen auch für die Exponate des Künstlers im Bistro de l‘Arte zu, betonte Dr. Radu Popica, der auch die Einladung aussprach, beide Ausstellungen zu besichtigen, sich diese nicht entgehen zu lassen. Mit Nostalgie aber auch humorvoll und geistreich wendete sich Kurt Haller an die Teilnehmer der Vernissage. Er fühlt immer wieder, auch nach 40 Jahren, dass er nach Hause zurückkehrt. Angezogen wird er nicht vom Mittelmeer oder anderen bekannten Urlaubszielen. Dann, wenn ihn die Sehnsucht plagt, kommt er nach Kronstadt. „Es geht mit gut in Deutschland, aber die Sehnsucht nach der Stadt meiner Kindheit und Jugend, der Umgebung samt der Menschen hier bleibt, obwohl viele von diesen nicht mehr leben. Die Sehnsucht nach dem ganzen Raum um die Schwarze Kirche, nach der ganzen Stadt!“ Weitere Gesundheit und Schaffenskraft seien dem Künstler gewünscht, der auch in den nächsten Jahren hier mit gleichem Entgegenkommen erwartet wird.