Dass Wissen nicht nur im formalen Rahmen, im Klassenzimmer, vermittelt werden kann, ist uns, Lehrkräften, wohlbekannt. Oft bieten Aufenthalte in einem Land, dessen Sprache man in der Schule lernt, den Schülern Gelegenheit, angeeignete Fertigkeiten anzuwenden, aber auch sich selbst besser kennen zu lernen.
In diesem Sinne einer neuen Lernerfahrung war auch unsere Studienreise nach Bonn gedacht. 18 Schüler/ innen aus deutschen Bilingualklassen des „Dr. I. Meşota“-Kollegs haben in Begleitung ihrer Deutschlehrerin in Bonn Landeskunde und Sprache live erlebt. Unterbringung und Verpflegung erfolgten bestens am Kreuzberg, wo auch die Seminare stattfanden. Der vom Sprachinstitut organisierte Kurs wurde inhaltlich als Landeskundeseminar kon-zipiert und didaktisch als Projektunterricht durchgeführt.
Dem Konzept lag die Überlegung zugrunde, dass die Stadt Bonn mit ihrer Geschichte vielfältige historische und biografische Anknüpfungspunkte für überregionale landeskundliche Themen bietet. Ausgehend von lokalen Gegebenheiten sollten Beispiele deutscher Geschichte und Kultur dargestellt werden. Daraus erwuchs das Konzept, drei Themen jeweils in Gruppenarbeit vorzubereiten und im Plenum zu präsentieren, um damit einen jeweils anschließenden Besuch einer aktuellen Ausstellung vorzubereiten.
Bei der Erarbeitung der Präsentation hatte die Eigenaktivität der Schüler/ innen deutlich Vorrang. Den drei Projekten wurde eine Unterrichtseinheit vorangestellt, die allgemeine Landeskunde mit regionalen und alltagskulturellen Schwerpunkten zum Gegenstand hatte. Folgende Themen wurden in den Einführungsveranstaltungen behandelt: 1. Die Stadt Bonn: „Vom Neandertaler bis zum Lotuseffekt“, 2. Herbert Gronemeyers Song „Currywurst“: Dialekt und Regionalkultur des Ruhrgebietes 3. Deutschland – Quiz: „Was wissen Sie über deutsche Geschichte und Institutionen?“
Die Projektarbeit wurde in drei Gruppen durchgeführt.
Die erste Projektgruppe beschäftigte sich mit dem Chemiker August Kekule und stellte wichtige Entdeckungen szenisch dar. Danach wurde die Ausstellung „Kekules Traum“ im Deutschen Museum besichtigt. „Ludwig van Beethoven“ war das Thema der zweiten Projektgruppe. Die Schüler präsentierten eine Website mit Multimedia-Elementen über Leben und Werk Beethovens. Der Besuch des Beethovenhauses rundete diese Präsentation ab. „Die Bonner Republik – Deutsche Geschichte vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis 1990“ war Thema der dritten Projektgruppe. Es folgte der Besuch einer Ausstellung mit Videosequenzen zur jüngsten deutschen Geschichte im „Haus der Geschichte“ Bonn.
Lobenswert ist, dass sich die drei Projektgruppen weitgehend selbst organisiert haben und bei der Präsentation ein sehr förderliches technisches Know-how eingebracht haben. Die Präsentation wurde mit viel Engagement und Liebe zum Detail erstellt.
Als Deutschlehrerin betrachte ich diese Studienreise als einmalige Gelegenheit, die deutsche Sprache nicht nur während des Kurses, sondern auch außerhalb, bei Museumsbesuchen und Stadterkundungen aktiv zu gebrauchen, soziale Kompetenzen zu erlernen und Vorurteile abzubauen. Eine solche Klassenfahrt fordert die Teamfähigkeit und ist auch eine Abwechslung vom trockenen Unterricht in der Schule. Sie ist, meiner Meinung nach, ein „außerschulischer Lernort“. Ihr wichtigsten Ziel ist jedoch die Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls. Die Schüler lernen besser miteinander auszukommen und sich füreinan-der einzusetzen. So lernen sie auch etwas für das Leben.
Flughafen Otopeni: Man fragt nach mitgebrachten Objekten. Die Antwort bleibt nicht aus: „Unermessliche Kostbarkeiten“. Die Koffer werden nicht geöffnet. Der Zollbeamte hat gewiss verstanden, dass Mehrwissen zollfrei ist.