Es handelt sich dabei nicht um einen wissenschaftlichen Band als solcher, doch stehen darin Legende und Geschichte in engem Zusammenhang. Der Band dient der Werbung fürs Burzenland als Reisedestination. Somit ist dieser auch in zwei Teile strukturier, wobei im ersten Teil bekannte oder auch unbekannte Legenden aus einigen Ortschaften des Burzenlandes vorgestellt werden. Der zweite Teil des Bandes, der auch viel umfangreicher ausfällt, ist der Geschichte dieses Landstriches gewidmet. Die beiden Autoren des Bandes sind ausgewiesene Historiker, die bestens mit der Geschichte vertraut sind. Nicolae Pepene und Bogdan Florin Popovici wurden von dem Herausgeber, die Kronstädter Metropolitanagentur, mit der Erforschung für diese Arbeit und der Gestaltung des Bandes beauftragt,der zur Förderung des touristischen Potenzials des Burzenlandes beitragen soll. Das rund 200 Seiten umfassende Album, denn auch als solches kann der Band bezeichnet werden, umfasst auch eine reiche, ansprechende Farbillustration und wurde unter sehr guten drucktechnischen Voraussetzungen am Ende des Vorjahres herausgebracht.
Noch eine einleitende Feststellung ist notwendig, sowohl für den eingeweihten Leser als auch den Reisenden, der sicher anfangs viel zu wenig über diesen Landstrich weiß. Die Kronstädter Metropolitanagentur (Agenţia metropolitană Braşov) umfasst 15 Ortschaften, einschließlich den Kreisvorort Kronstadt, die sich dieser angeschlossen haben, um gemeinsam vor allem wirtschaftliche Projekte vorzunehmen, den Tourismus so auf kompetente und organisierte Weise fördern zu können. Zu diesen gehören 15 Ortschaften – Brenndorf, Kronstadt, Zeiden, Neustadt, Krebsbach, Weidenbach, Heldsdorf, Honigberg, Predeal, Tartlau, Rosenau, Petersberg, Săcele, Tărlungeni, Wolkendorf –, die sich der Metropolitanagentur angeschlossen haben. Allerdings fehlen die sächsischen Siedlungen Marienburg/Feldioara, Rotbach/Rotbav, Nussbach/Măieruş, Schirkanyen/Şercaia und die rumänische Siedlung Zărneşti, die am Fuße des Königsteins liegt, und wo die Burzen entspringt, die dem Gebiet auch ihren Namen, Burzenland, gab. Dieser Fakt ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass diese Ortschaften nicht der Metropolitanagentur beigetreten sind, oder von dieser nicht als Mitglieder aufgenommen wurden, da das bestehende Straßennetz nicht die optimale Verbindung zwischen allen Ortschaften der Agentur sichert.
Die beiden Autoren, die gute Kenner auch der Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen sind, haben im ersten Teil des Bandes, der den Legenden des Burzenlandes und den da befindlichen Ortschaften gewidmet ist, diese thematisch und nicht nach jeweiliger Gemeinde strukturiert. Was die Gründung betrifft, wurden in dieses Kapitel Legenden über das Kronstädter Wappen, über die Gemeinden Brenndorf, Wolkendorf, Heldsdorf, Neustadt und Rosenau aufgenommen. Was die Bewohner des gesamten Burzenlandes betrifft, sollen diese, laut Legende, sich selbst ihre Standorte ausgewählt haben: „Der Sachse, der schwere Stiefel trug, blieb in der Mitte der Senke, der Ungar der leichteres Schuhwerk anhatte, soll bis zum Fuß der Berge gelaufen sein, während der Rumäne, der leichte Opanken an den Füßen trug, ist bis auf die Bergkuppen gelaufen“. Weitere Legenden beziehen sich auf die Rolle des Satans, der auch oft die Hand im Spiel hatte. Nächster Themenbereich ist den Gesteinsbildungen gedacht: wie beispielsweise die höchste Spitze im Bucegi-Massiv „Omu“ (Mensch) diesen Namen erhielt, oder die sagenumwobenen Legenden über den Lempesch-Hügel. Auch über den Götzentempel ist eine Legende aufgenommen worden. Andere Legenden beziehen sich auf die Fürsten Sigismund, Vlad den Pfähler, Bathory, die ins Burzenland eingefallen waren, auf die Konflikte zwischen den christlichen Bewohnern des Burzenlandes und deren Heere, wobei immer wieder viele Opfer zu beklagen waren. Weitere Legenden beziehen sich auf die Zeit des Reformators Johannes Honterus, auf den Bau der Schwarzen Kirche. Heitere Legenden schließen diesen Teil ab. Einige dieser wurden auch von verschiedenen siebenbürgisch-sächsischen Schriftstellern in ihren Romanen nicht nur angeführt, sondern auch ausführlich bearbeitet.
Der zweite Teil des Bandes, allerdings der inhaltsreichste, bietet einen allgemeinen Überblick zur Geschichte des Burzenlandes dessen 800-jähriges Jubiläum im Vorjahr festlich begangen wurde durch eine wissenschaftliche Tagung, organisiert vom Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde, und das im Mittelpunkt des in Kronstadt am 17. September 2011 organisierten Sachsentreffens stand. In ihrem Beitrag gehen die beiden Autoren auf den Ursprung des Namens „Burzen“ (Bârsa) ein, um sich dann mit den verschiedenen Bereichen zu befassen, die, alles in allem, einen engen Zusammenhang mit der gesamten Entwicklung dieses Gebietes hatten. Ausgehend von der geologischen Struktur und der Tatsache, dass das Burzenland nicht unter 500 m über dem Meeresspiegel liegt, anderseits die Berge die 2500 m Grenze überschreiten, haben auch diese Gegebenheiten ihre Auswirkungen im Laufe der späteren Jahrhunderte gezeigt. Hinzu kommen die Flüsse, die Senke, die auch zur Entwicklung eines ansehnlichen Straßennetzes führte und als Folge den wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnete. Dieses auch durch den Handel mit den benachbarten rumänischen Fürstentümern, aber vor allem mit dem Westen Europas.
Dass das Burzenland nicht verschont geblieben ist von Naturkatastrophen – allein in der Zeit vom 15. zum 20. Jahrhundert wurden da 500 Erdbeben registriert von denen einige großen Schaden verursachten, Überschwemmungen. Hinzu kommen die Mongolen-, Tataren- und Türkeneinfälle mit ihren negativen Folgen. Der Leser erhält Einblick in die Entwicklung der Ortschaften des Burzenlandes, die Rolle der Zünfte, die Handelsbeziehungen wobei Kronstadt eine wichtige Rolle zwischen dem Orient und dem Westen Europas spielte. Außer dem Ausbau der Handelswege kam auch die Notwendigkeit des Anschlusses an das Eisenbahnnetz. Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke Oradea – Klausenburg – Kronstadt, wurde da der Bahnhof am 1. Juni 1873 eingeweiht. Dieser ist 1962 dem neuen und viel größeren Bahnhof gewichen. Am 10. Juni 1879 wurde die Eisenbahnstrecke Kronstadt – Predeal eingeweiht, die über die Karpaten nach Bukarest führte. Was die wirtschaftliche Entwicklung im 19. Jahrhundert betrifft, werden mehrere Betriebe sächsischer Unternehmer angeführt, wie die Scherg-, Schiel-, Czell- Unternehmen, die erste Möbelfabrik Hornung in Zeiden, die Zellulosefabrik in Zărneşti, der Schamottebetrieb in Neustadt, u. a. Die Wirren der beiden Weltkriege haben auch ihre negativen Spuren hinterlassen, worauf auch eingegangen wird.
Die Autoren heben die hier bestehenden Bevölkerungsstrukturen hervor und unterstreichen die Folgen dieses Wandels, wobei besonders die Rolle der Sachsen hervorgehoben wird, unter anderem auch die Bedeutung des Humanisten, Reformators, Buchdruckers und Schulmannes Johannes Honterus. Nicht unerwähnt bleiben die Entwicklung des Schulwesens, des geistlichen Lebens und der unterschiedlichen Konfessionen, der Bau der Kirchen und Wehranlagen. Das Geschichtsbild des Burzenlandes wird bis 1918 fortgesetzt, als die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien stattgefunden hat.
Die beiden Autoren Nicolae Pepene und Bogdan Florin Popovici stützen ihre Analyse auf eine reiche Bibliografie rumänischer, sächsischer und ungarischer Autoren, was zu begrüßen ist. Der zweisprachig erschiene Band – rumänisch, englisch – wird auch gelegentlich der in der letzten Zeit veranstalteten Feste mit historischem Hintergrund in den Burzenländer Ortschaften vorgestellt. Erschienen im Kronstädter Suvenir Verlag 2011, wobei für die englische Übersetzung Vifor Rotar zeichnet, ist diese Neuerscheinung als eine bemerkenswerte, willkommene Initiative zu bezeichnen, die auch einem besseren gegenseitigen Kennenlernen dient und zudem dem Ortsfremden wichtige Anhaltspunkte über Menschen und Geschichte des Burzenlandes bietet.
Zu: Nicolae Pepene, Bogdan Florin Popovici „Legendele Ţării Bârsei – The histories from the Land of Bârsa“, Agenţia Metropolitană pentru Dezvoltare Durabilă Braşov, Suvenir Verlag 2011.