Am 25. Oktober hat der österreichische Schriftsteller und Komponist Hans Platzgumer im Multikulturellen Zentrum der Transilvania-Universität aus seinem letzten Roman Die ungeheuere Welt in meinem Kopf (Elster&Salis Wien 2024) gelesen. Diese Veranstaltung wurde durch das Österreichische Kulturforum vermittelt und zielte darauf ab, das literarische Schaffen zeitgenössischer österreichischer Autoren in Kronstadt bekannt zu machen.
Hans Platzgumer, geboren 1969 in Innsbruck, hat an der Wiener Musikhochschule ein Diplom erworben und ist seit 1987 mit vielfältigen Projekten bekannt geworden. Neben dutzenden Alben auf internationalen Labels und Kompositionsaufträgen hat er zahlreiche Auftritte absolviert. In den 2000er Jahren widmete er sich zunehmend der Arbeit als Schriftsteller und Essayist. Seit seinem Debütroman 2005 sind zwölf Bücher und zahlreiche Artikel erschienen, zuletzt der oben erwähnte Roman, der sich als Hommage an Franz Kafka versteht.
In einem Interview in der östereichischen Zeitung Der Standard vom 20.04.2024 beschreibt Platzgumer, wie sehr ihn die Werke Franz Kafkas inspirieren und ihm Halt geben. Kafka fungiert für ihn als „Fürsprecher der Resignierenden“, und bestärkt ihn in seinen eigenen Selbstzweifeln und inneren Kämpfen. Zudem sieht Platzgumer in Kafkas Texten Beistand für all jene, die sich zermürbt fühlen.
In Kronstadt hat Platzgumer eine performative Lesung geboten, wodurch die dialogische Form des Textes zur Geltung gekommen ist, da sich die Handlung ausschließlich aus (Selbst)gesprächen entwickelt. Zugleich sorgt das unzuverlässige Erzählen für Spannung. Platzgumer erfindet in seinem Roman eine Taxifahrt mit Sascha Konjovic, einem psychisch labilen Wiener Taxifahrer, der aus dem Tagebuch Franz Kafkas liest und dessen Welt eng mit den Träumen Kafkas verknüpft ist. Als die Tänzerin Eduardowa mit ihrem Liebhaber in das Taxi einsteigt, nimmt die Fahrt eine unerwartete Richtung. Wohin es die Figuren verschlägt und welche Wendungen die Handlung nimmt, soll jedoch nicht verraten werden.
Die Lesung von Hans Platzgumer hinterließ bei dem Publikum einen besonderen Eindruck, das mehrheitlich aus Studierenden der Kronstädter Germanistik bestand. Viele waren begeistert von der Art, wie der Autor jede Figur mit einer unterschiedlichen Stimme verkörperte. Eine Studentin bemerkte: „Ich glaube, der Autor hat eine wunderbare Arbeit geleistet, indem er für jede Figur eine andere Stimme gewählt hat. Seine Darstellung war überzeugend und die Soundeffekte haben eine tolle Stimmung geschaffen.“ Die Integration von Musik in die Lesung wurde als besonders gelungen empfunden, da die Musik zu den vorgelesenen Momenten gut passte und die Atmosphäre bereicherte: „Es war schön, ich fand es interessant, wie er den Computer und die Stimmen benutzt hat, um das Buch zu lesen. Es war eine angenehme Lektüre.“ Ein anderer Student fand es innovativ, dass Platzgumer sich von Franz Kafka und seinem Tagebuch inspirieren ließ und seine Texte dialogisch einblendete.
Das Schlüsselwort für die Lesung war ‚immersiv‘, denn Hans Platzgumer gelang es, die Zuhörenden in die ungeheuere Welt seines Romans hineinzuversetzen.