Wenn das Kronstädter Kreisgebiet und Siebenbürgen in den letzten Jahren stark an Bekanntheit auch jenseits der Landesgrenzen gewonnen hat, ist das auch Caroline Fernolend, der Leiterin der rumänischen Niederlassung der Stiftung Mihai Eminescu Trust (MET) zu verdanken, betonte Mihai Pascu, stellvertretender Vorsitzender des Kronstädter Kreisrates anlässlich des am 23. Januar l. J. im Festsaal des Kreisrates stattgefundenen Seminars zu dem Thema „Erfahrungen in der Verwertung des Kulturerbes und der Vorstellung des Programmes ‘Leader’“.
Daran beteiligten sich Bürgermeister der Ortschaften die in das Programm aufgenommen sind, Ratsmitglieder seitens des Deutschen Forums im Kreis- und Munizipalrat, Fachleute und Mitarbeiter der Stiftung, mit der die Lokale Aktionsgruppe „Siebenbürgischer Verein Kronstadt Nord“ (Grupul de Ac]iune Locală – Asociaţia Transilvană Braşov Nord, GAL ATBN) seit ihrer Gründung vor einem Jahr eine rege Zusammenarbeit hat. Dieser Verein wurde auf Initiative der Kronstädter Kreisagentur für nachhaltige Entwicklung gegründet, um Partnerschaften zwischen Bürgermeisterämtern, Vertretern aus dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft aus dem Norden des Kreisgebietes einzuleiten, um die ländliche Entwicklung zu fördern.
Aufgenommen in das Programm wurden aus dem Kreisgebiet, die Stadt Reps, sowie die Gemeinden Apaţa, Augustin, Bodendorf, Katzendorf, Hoghiz, Hamruden, Seiburg, Nußbach, Ormeniş, Racoş, Deutsch-Tekes, Galt. Der Verein wurde, dank der vorgelegten Projekte, vom Landwirtschaftsministerium auserwählt, innerhalb des Leader-Programms einen Finanzierungsvertrag zu unterzeichnen, der über 2,8 Millionen Euro beträgt.
Durch die erfolgte Information und öffentlichen Veranstaltungen wurden am Jahresende acht Projekte an den Verein GAL ATBN aus einigen dieser Orte eingereicht, die sich zum Teil auch auf die Entwicklung des Tourismus beziehen, wofür 1.015.768 Euro beantragt wurden – eine Summe, von der 629.139 Euro nicht zurückerstattet werden müssen. Somit ist leicht feststellbar, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen MET und der Lokalen Aktionsgruppe ist.
Einleitend zu dem Seminar stellte Caroline Fernolend die Stiftung „Mihai Eminescu Trust“ vor. Gegründet wurde diese 1987 in London. Nach dem Sturz der Diktatur in Rumänien und dem Besuch nach 1998 einiger siebenbürgisch-sächsischen Ortschaften von Prinz Charles ist 2000 die hiesige Filiale mit Sitz in Schäßburg gegründet worden.
Prinz Charles, der besonderes Interesse an Architektur, Stadtplanung, Landwirtschaft und Naturschutz hat und Schirmherr der Stiftung ist, hat durch seine wiederholten Besuche in Siebenbürgen beste Werbung für dieses Gebiet gemacht. Ziele der Stiftung sind die Konservierung und Restaurierung der historischen Bausubstanz, des natürlichen Raumes, die Wiederbelebung des wirtschaftlichen Lebens in den Dorfgemeinschaften, die Ausbildung von Handwerkern in gegenwärtigen und ehemaligen Berufen und Techniken.
Sämtliche Projekte werden mit den Ortsbewohnern und Lokalverwaltungen vorher besprochen, um auch eine aktive Beteiligung dieser zu sichern. Diesbezüglich gibt es eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Kronstädter Kreisrat und der Stiftung, wie Mihai Pascu einleitend zum Seminar betonte. Wofür sich der Kreisrat noch stark machen muss, ist, die Zufahrt von den Nationalstraße DN 13 bis nach Deutsch-Weißkirch zu überholen und modernisieren, da diese Gemeinde eben durch die da durchgeführten Projekte, dem persönlichen Einsatz von Caroline Fernolend, Ziel Tausender Touristen aus dem In- und Ausland geworden ist.
Allein im Vorjahr wurde die nur 400 Bewohner zählende Ortschaft von 12.000 Touristen besucht. In der nun über zwölf Jahre bestehenden Existenz der MET-Stiftung in Rumänien wurden 1041 Projekte durchgeführt mit Direktkosten, die 4,41 Millionen Euro betragen.
Nun wird nach dem eigenen Konzept des „Eigenständigen Dorfes“ gearbeitet. Dabei wurde davon ausgegangen, dass die Dorfbewohner ausgebildet, aber auch für ihre Ortschaft sensibilisiert werden müssen, damit sich ein neuer Gemeinschaftssinn bildet. Dafür benötigt es natürlich materielle und finanzielle Mittel. Es muss betont werden, dass die Stiftung aus Spenden und aus dem Eigenbeitrag die zahlreichen Projekte durchführt.
Das Projekt des eigenständigen Dorfes baut auf mehrere Prinzipien, die streng eingehalten werden und dadurch auch großes Aufsehen bei den bisher vorgenommenen Restaurierungen in Deutsch-Weißkirch, Malmkrog, Schäßburg u.a. Ortschaften gefunden hat. Das Projekt sieht vor, dass alle Baumaterialien auf lokaler Ebene erstellt und traditionelle Techniken dafür verwendet werden.
Auf diese Weise werden auch Arbeitsplätze geschaffen, die Stiftung nimmt sich der beruflichen Ausbildung der Dorfbewohner an, hilft diesen auch bei der Gründung eigener Kleinunternehmen, unterstützt die Entwicklung des Tourismus, fördert landwirtschaftliche Tätigkeiten und Beibehaltung der eigenen Wirtschaften. Diesbezüglich schließt die Stiftung Partnerschaften mit den jeweiligen Bürgermeisterämtern ab, macht Einschätzungen bezüglich der bestehenden Lage und des Entwicklungspoten- zials, führt Begegnungen mit den Ortsbewohnern durch, richtet Gästehäuser ein, leitet Infrastrukturarbeiten für die gesamte Gemeinschaft ein.
Zu den Zielen gehören die Restaurierung von Gotteshäusern aller Konfessionen, von Wehranlagen und traditionellen Häusern, die Schaffung von öffentlichen Einrichtungen, die Unterstützung von Eigeninitiativen für die Restaurierung der eigenen Häuser und Bauten auf den Gehöften wie Scheunen, Brunnen, Schuppen, Ställe.
Auch impliziert sich die Stiftung in den Umweltschutz, ist beteiligt am Schutz der Waldbestands Breite in Schäßburg, hat sich gegen das vor Jahren aufgekommene Projekt der Einrichtung des Dracula-Parks bei Schäßburg ausgesprochen, fördert den Kulturtourismus. Die Stiftung hat über 80 Dorfbewohner in ihrer Ausbildung als Tourismusbetreiber sowie deren Autorisierung gefördert, diese bei der Einrichtung von Gästezimmern unterstützt. Auch dafür erhielt die Stiftung internationale Anerkennung: mehrere Preise wurden ihr verliehen.
Die Stiftung hat sich ihr eigenes berufliches Ausbildungszentrum im Weiler Alma Vii, Kreis Hermannstadt, errichtet. Nachdem sie das dortige Schulgebäude vom Abtragen gerettet und wiederaufgebaut hat, werden da Dorfbewohner in der Ausbildung in traditionellen Berufen vorbereitet.
Aufsehen erregte der Bau der ersten umweltfreundlichen Kläranlage 2010 in Deutsch-Weißkirch. In Malmkrog wurde eine Apfelplantage auf 108 ha eingerichtet,von wo ökologischer Apfelsaft geliefert wird und als Kostprobe auch beim in Kronstadt stattgefundenen Seminar angeboten wurde.
Bisher wurden in den Kreisen Kronstadt, Hermannstadt, Muresch über 500.000 Baumsetzlinge gepflanzt – eine Aktion ,die mit der französischen Gesellschaft Accor unter dem Motto „Ein Wald für jede Schule“ 2009 gestartet wurde. Möglich wurden all diese Leistungen auch durch die gute Zusammenarbeit und Abschluss von Partnerschaften mit aus- und inländischen wissenschaftlichen Institutionen, Universitäten, der Unterstützung der Botschaften der USA, Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Norwegens in Bukarest.
Bisher wurden 25 Partnerschaften mit Tourismusagenturen abgeschlossen. Zukunftsziel der Stiftung bleibt die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Dorfgemeinschaften aufgebaut auf Konservierung und Verwertung der Bausubstanz, auf die Wahrung von Traditionen der Ortsbewohner in allen Bereichen.
Das Seminar, an dem Zusatzreferate von Fachleuten aus dem Bereich des Tourismus, von der Kronstädter Fakultät für Nahrung und Tourismus, seitens des Vereins GAL ATBN, vom Zentrum für Ressourcen für ethische und einzelne Initiativen aus Temeswar (CRIES) vorgelegt wurden, der anschließenden Aussprachen in Gruppen, war angetan neue Anregungen zu entwickeln, die Erfahrung und die Zusammenarbeit mit der MET-Stiftung auszubauen.