Sie leben und arbeiten in Abu Dhabi, New York, Singapur, Berlin, Bukarest oder Kronstadt. Viele von ihnen haben erfolgreiche Karrieren in den unterschiedlichsten Bereichen. Unter ihnen sind Modedesigner, Spitzensportler, Architekten, Ärzte, Schriftsteller, Informatiker, Star-Musiker und Top-Manager. Auf Facebook sind es etwas über 1200, im „wirklichen Leben“ mehrere Tausend. Das, was sie zusammenbringt, ist die Schule, in der sie gelernt haben. Viele ehemalige Honterianer denken mit Freude an ihre Schuljahre zurück. Sie haben ihre Schule nicht vergessen und sind dankbar für die Zeit, die sie hier verbracht haben. Seit einigen Jahren treffen sich Honterianer aus verschiedenen Generationen zwischen Weihnachten und Neujahr, um im festlichen Rahmen zu feiern. Wie in einer riesengroßen Familie.
Honterusplaketten für Paul Philippi und Thomas Şindilariu
Unter dem Motto „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ fand nach einem Jahr Pause, am Abend des 29. Dezember im Kronstädter Opernsaal, die dritte Auflage der „Gala der Honterus-Absolventen“ statt. Unter Applaus von ehemaligen Lehrern, Kollegen und Familie traten Absolventen verschiedener Jahrgänge auf die Bühne. Sie wurden entweder für ihre Erfolge prämiert oder brachten ihr künstlerisches Können vor das Publikum. Das Projekt wurde aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration und der „Do-nauschwäbischen Kulturstiftung“ aus Stuttgart gefördert. Angefangen hat es mit ein paar Absolventen mehrerer Generationen, die sich jedes Jahr nach Weihnachtenzum Feiern trafen.
Daraus entstand die Idee, eine Absolventengala zu organisieren, mit dem Ziel, ehemalige Honterianer, die es geschafft haben, sich in einem bestimmten Bereich hervorzutun, zu würdigen. Dank mehrerer Finanzierungen wurde die Idee zur Wirklichkeit. Die Honterus-Gala fand 2013 und 2014 statt. 2015 wurde eine Pause eingelegt, und 2016 wurde die Tradition fortgesetzt. „Kultur, Vielfalt und Auszeichnung. Wir wollen diese Werte erleben. Außerordentliche Talente und anhaltende wie auch langwierige Anstrengungen sollen in diesem Jahr gewürdigt werden“- das war das Ziel des Organisatorischen Teams, bestehend aus den ehemaligen Honterianern Paul Binder, Dan Dimitriu, Simona Oltean, Ilinca Bucur, Luana Gödri und Ioana Luca. Für das Regiekonzept war Petra Antonia Binder zuständig.
In festlichem Rahmen überreichten die Organisatoren „Honterusplaketten“ an Absolventen, die sich in verschiedenen Bereichen hervorgetan haben. Im Jahr 2016 gingen die Preise an Paul Philippi (Absolvent des Jahrgangs 1942), Ehrenvorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien und Thomas Şindilariu, Leiter des Archivs der Honterusgemeinde (Honterusschüler bis 1990, als er mit seiner Familie nach Deutschland auswanderte).
Prof. Dr. Drs. h.c. Paul Philippi, „einer der prominentesten Absolventen unserer Schule“, wie ihn die Organisatoren nannten, konnte leider bei der Veranstaltung nicht anwesend sein. Seine Videobotschaft wurde jedoch ausgestrahlt. Thomas Şindilariu, der zweite Preisträger der Gala, war in der 9. Klasse, als er mit seiner Familie nach Deutschland auswanderte. Doch seine Erlebnisse als Schüler während des Kommunismus hat er nicht vergessen. „Unsere Kindheit war frei“, meint Şindilariu. Das hatte man auch den Lehrern zu verdanken, die dafür gesorgt haben.
„Ich will, dass meine Kinder auch die Honterusschule besuchen“
Zum ersten Mal gab es bei der Honterusgala Reden von Ehrengästen. Diese waren zwei Absolventen des Jahrgangs 2008, Robert Marian und Dan Dimitriu und die Chemielehrerin Gisella Cioconea. Marian, der an der Wirtschaftsuni Wien und an der Rotterdam School of Management studiert hat, ist 2014 nach Kronstadt zurückgekehrt. Hier gründete er im Jahr 2016 den „Honterus Alumni-Club“. Der Verein hat sich als Ziel gesetzt, ein Netzwerk aus ehemaligen Honterianern zu werden, um Schüler, Absolventen und die Schule zu unterstützen und auch für die Entwicklung Kronstadts beizutragen. Eine Initiative des „Honterus Alumni Club“ ist die Uni-Messe, ein Event, wo ehemalige Honterianer die jetzigen Schüler über die Universitäten, die sie besuchen und über das Studentenleben informieren. Die Mitglieder des Clubs sind sich eines großen Problems von deutschen Schulen in Rumänien bewusst: in den letzten Jahren ist es sehr schwer geworden, deutschsprachige Lehrer zu finden, die andere Fächer unterrichten als Deutsch. „Es ist irgendwie normal - die jungen Leute wollen keine Lehrer werden. Wer sehr gute Sprachkenntnisse hat, hat Chancen auf einen viel besser bezahlten Job. Deshalb müssen wir einen legalen Rahmen finden, um finanzielle Zuschüsse für die Gehälter der Lehrer zu erhalten“, meint Robert Marian.
Dass die Honterusschule auch in Zukunft eine deutsche Schule ist, wünscht sich auch Dan Dimitriu. „Ich will, dass meine Kinder auch die Honterusschule besuchen“, sagt der Unternehmensberater, der Volkswirtschaft und Management in Österreich und Russland studiert hat und heute strategische Projekte für Unternehmen in Europa und Asien leitet. Chemielehrerin Gisella Cioconea, die nicht nur ihr Fach unterrichtet, sondern auch viele außerschulische Aktivitäten organisiert und Austauschprogramme mit Schülern aus Deutschland betreut, erwähnte in ihrer Rede den „Honterusgeist“, die außerordentliche Anpassungsfähigkeit von Schülern dieser Schule und meinte, dass man als ehemaliger Schüler der Gemeinschaft etwas zurückgeben muss.
„Ein Fest der Erinnerung“
Neben Preisverleihungen und Reden gab es einen kulturellen Rahmen mit Musik und zeitgenössischem Tanz. Es traten auf: Laura Apostol, Mihai Cardiş, Ioana Popescu, Flavia Niţu (Musiker), Tudor Andreescu, Iulia Florea, Anamaria Guguian, Cristina Hariga, Sarah Elisabeth Sârb, Petra Antonia Binder (Performer). Moderator war Paul Binder. Ein großes Lob geht an die Organisatoren der diesjährigen Gala: Paul Binder (Leiter des DJK), Petra Antonia Binder (Regie-Konzept), Dan Dimitriu, Simona Oltean, Ilinca Bucur, Luana Gödri und Ioana Luca. Die diesjährige Gala hat es wieder einmal bewiesen: ehemalige Honterianer denken gerne an ihre Schuljahre zurück und wollen der Schule etwas zurückgeben. Auch die Lehrer erinnern sich gerne an ihre gewesenen Schüler- viele von ihnen, auch Rentner, waren bei der Veranstaltung anwesend. „Die Honterusgala ist ein Fest der Erinnerung, ein Fest der Gegenwart und Zukunft, an welchem wir unserer Identität bewusst werden“, meinen die Organisatoren. Der einzige Minuspunkt dieser Gala war, dass die ehemaligen Honterianer nur von einigen Generationen an Absolventen vertreten wurden – und zwar aus den Jahren, in denen die Organisatoren absolviert haben. Es wäre eine gute Idee zu versuchen, in den nächsten Jahren auch Absolventen aus anderen Generationen auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen.