Anti-Valentine’s Day. Unter diesem Titel fing das Konzert der Bands „Țapinarii“ und „Fără Zahăr“ am 2. Februar in der fast nagelneuen „Kruhnen-Musik-Halle“ an. Obwohl an diesem Abend viele Leute bis 10 Uhr fleißig bei den Protesten gegen die Regierung mitgemacht hatten, fanden doch noch etwa 100 Menschen den Weg zur Konzerthalle. Trotz des nur halbvollen Saals wirkte die Stimmung, als ob er überfüllt wäre. Das Gemisch von Stand-up Comedy und Musik mit humorvollen Texten brachte das Publikum zu Hochstimmung. Die Show begann mit der zweiköpfigen Band aus Dorohoi „Fără Zahăr“ (deutsch: Zuckerfrei). Mit Bobi Dumitraș (Gitarre und Stimme) und Bobo Burlăcianu (Stimme) führte die 2001 gegründete Band mehrere Klassiker der 2000er Jahre vor, wie z.B. „Săndel“, „Cine mi-a impușcat maimuța“ oder „D’la munte“ vor. Die Pausen zwischen den Lieder wurden mit Witzen ausgefüllt. Das Geheimnis des Titelkonzepts, nämlich „Anti-Valentine’s Day“, wurde durch die Lieder der zweiten Band, „Țapinarii“, gelüftet. Dahinter steht angeblich eine Art Protest gegen den Einfluss des amerikanischen Valentine’s Day-Trends, der in Rumänien in letzten Jahren eine jährlich wachsende Mode wird. Dadurch will die Band die traditionellen Werte der rumänischen Kultur aufrecht halten. Am Ende teilten beide Bands die Bühne, um die Lieder „The Motherf*cker Song“ und „Liber“ zusammen zu spielen. Nach der Show gönnten Bobi Dumitraș und Bobo Burlăcianu den Honterusschülern Michael Gross und Ioana Luca ein Interview über ihre Gedanken in Bezug auf Musik und Karriere.
Michael Gross: Wir konnten heute beobachten, dass euer Publimum sehr zahlreich war und viel mitgemacht hat. Wo hattet ihr das beste Publikum?
Bobi: Es war die erste Vorstellung in dieser Tournee, und in dieser Tournee war hier das begeisterte Publikum.
Bobo: Bezogen auf meine ganze musikalische Laufbahn, kann ich nicht sagen, ich habe nie darüber nachgedacht.
Bobi: Mit Abstand hatten wir das beste Publikum bei einem Freiluftkonzert in Botoşani, weil es die Hauptstadt des Kreises ist, woher wir stammen und wir sind dort sehr beliebt. Das ganze Land liebt uns, aber dort ist die beste Stimmung. Sie fühlen, dass wir zu ihnen gehören.
Bobo: In Klausenburg hat es mir auch gefallen.
Michael: Ich habe gemerkt, dass viele eurer Texte über das Landleben sind, besonders über Dorohoi. Was verbindet euch mit dem Dorf?
Bobo: Nichts, eigentlich gar nichts.
Bobi: Ich will, dass ganz Deutschland erfährt, dass Dorohoi ein Munizipium ist und nicht nur ein Dorf. Auf dem Dorf habe ich wenig gelebt, aber ich hatte ziemlich viele Verbindungen. Dorohoi hat einen Markt, wohin die Bauern aus der Gegend kommen, um ihren Käse zu verkaufen und um an Spielautomaten ihr Gück zu versuchen.
Bobo: Auf jedem Foto des Verkehrs aus Dorohoi gibt es auch einen Pferdewagen.
Michael: Wie habt ihr diesen musikalischen Weg eingeschlagen, ich meine den humoristischen?
Bobi: Aus Talent.
Bobo: Ich weiß eigentlich nicht, es ist natürlich gekommen.
Michael: Habt ihr mit der Musik oder mit dem Humor angefangen?
Bobo: Mit der Komödie, wir hatten eine Gruppe im Lyzeum, wir haben Sketchs, Parodien und andere solche lustige Sachen geschrieben. Nachher haben wir weitergemacht. Aber es kam alles sehr natürlich, wir haben nicht darüber nachgedacht, was wir machen, es ist einfach gekommen.
Michael: Habt ihr manchmal gedacht, daraus eine Karriere zu machen?
Bobo: Wir haben mit einer Studententruppe angefangen, nur um uns gut zu fühlen, nur zum Spaß.
Bobi: Um uns gut zu fühlen. Eine andere Frage („Altă întrebare“).
Michael: Kann man in Rumänien nur von Musik leben?
Bobi: Ja, wenn man in Betracht zieht, dass das deutsche Finanzamt in Rumänien keine Autorität hat. Es kommt darauf an, wie originell man ist. Man muss ein wenig anders sein, um die Aufmerksamkeit des Plublikums anzuregen.
Michael: Wie habt ihr den Aufstieg eurer Gruppe mit der Zeit beobachtet?
Bobi: Bei der ersten Plattenfirma, „Zone Records“ aus Bukarest, gab es einen Direktor, der meinte, dass der Erfolg wie ein Ballon ist, der langsam immer größer wird. Man soll ihn nicht zu schnell aufblasen, sonst zerplatzt er und man kann nicht mehr weitermachen. Am besten ist es, wenn man einen sanften Aufstieg hat, so dass man auch nach 15 Jahren noch auf der Bühne steht.
Michael: Hattet ihr es erwartet, ein eigenes Publikum zu gewinnen, als ihr mit der Musik angefangen habt? Wie hat sich euer Publikum mit der Zeit geändert?
Bobi: Unser Publikum bestand anfangs aus Studenten. Nachdem wir angefangen haben, auf Mediakanälen wie Fernseher und Internet zu erscheinen, sind wir auch in die Ohren von Eltern und Kindern „eingebrochen“. Jetzt sieht man bei unseren Konzerten ganze Familien, mit Eltern in ihren 40ern und ihren Grundschulkindern.
Michael: Was für Projekte habt ihr noch, außer „Fără Zahăr?” Wie findet ihr Zeit für alles?
Bobo: Schwer, es ist kompliziert. Ich reise oft, es ist aber etwas, dass mir Spaß macht. Ich arbeite mit Ada Milea und spiele noch in der Alternativrockband „The Brad Pitts“. Außerdem komponiere ich Musik für Theateraufführungen.
Bobi: Ich importiere Zigaretten aus Moldawien, da ich sehr nahe an der Grenze wohne, und führe Stand-up Comedy Shows auf, aber von den Zigaretten lebe ich.
Michael: Wie habt ihr die Zusammenarbeit mit „}apinarii“ begonnen?
Bobi: Es geschah im Jahr 2003, aber die echte Zusammenarbeit hat mit ihrem Album „Visul Românesc“ (Der rumänische Traum) angefangen, in dem sie andere Künstler vorstellen wollten. Cosmin, der seine Hälfte des Albums machen musste, ist sehr faul, und brachte Freunde, die für ihn arbeiten sollten. So haben wir den Refrain des Liedes „The Motherf*cker Song“ geschrieben. Bobo meinte, er würde einem anderen Song ähneln.
Bobo: Ich singe es nicht so gern.
Bobi: Aber jetzt, da Cosmin auch hier ist, gefällt mir das Lied.
Michael: In den letzten Jahren habt ihr mehrere Singles veröffentlicht, und seit 2008 gar kein komplettes Album. Habt ihr Pläne, in der Zukunft ein Album zu veröffentlichen?
Bobo: Wir wollen keine neuen Albums mehr produzieren, da sie sich nicht sehr verkaufen und sich die Investition nicht lohnt. Man investiert Geld in die Produktion, man vermarktet ein oder zwei Lieder, der Rest der Lieder wird illegal heruntergeladen, und die Bemühung ist es nicht wert. Wir bevorzugen es, Singles zu veröffentlichen, da wir sie mit einer größeren Frequenz ausgeben können, so dass die Fans Zeit haben, jedes Lied zu genießen.