Vor Jahren, als es in Rosenau noch eine starke deutsche Minderheit gab, war der Kinderball ein gesellschaftliches Ereignis, das unter den Sachsen sehr beliebt war. Aber nicht nur sächsische Kinder fühlten sich dabei sehr wohl, sondern auch ihre rumänischen und ungarischen Freunde. Das ist im Gedächtnis der damaligen Beteiligten geblieben, die heute selber junge Eltern geworden sind. Manche von ihnen arbeiten als Lehrerinnen oder Kindergärtnerinnen in ihrer Heimatstadt und so war es irgendwie naheliegend, dass in Erinnerung an die glücklichen Kinderfeste von einst die Initiative aufkam, den Kinderball wiederzubeleben.
In Rosenau, einem Kleinstädtchen mit rund 15.000 Einwohnern, gibt es eine deutsche Abteilung an der ehemaligen Allgemeinschule Nr. 2, die heute den Namen eines ihrer bekanntesten deutschen Lehrer trägt: die „Peter Thal“-Schule. Da lernen heute fast ausschließlich Kinder aus rumänischen Familien. Die deutsche Abteilung zählt sieben Grundschulklassen (einschließlich einer vorbereitenden „0-Klasse“). Hinzu kommen mehrere Rosenauer Kindergärten, wo die deutschen Gruppen ebenfalls gut besucht sind. Der große Pluspunkt und die Garantie, dass es sich nicht allein um eine günstige zeitweilige Konjunktur handelt, sondern um ein lebensfähiges Projekt (vorläufig zumindest was die Grundschulausbildung betrifft), ist die Tatsache, dass da eine Gruppe beherzter und gut ausgebildeter Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen vorzufinden ist, von denen an dieser Stelle stellvertretend Andreea Giurgiu, Cristina Petric und Laura Sandu genannt werden sollen. Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen riefen vor vier Jahren zum ersten Kinderball nach der Wende auf. Die Initiative war ein voller Erfolg; die nächsten Auflagen zeigten eindeutig, dass Kinder und Eltern gern beim deutschen Kinderball mitmachen und ihn nicht mehr vermissen wollen. Das Bürgermeisteramt unterstützt die Aktion und trägt einen Teil der Veranstaltungskosten.
Als Austragungsort des Kinderballs war auch diesmal der große neue Saal beim Pănicel-Gästehauskomplex gewählt worden. Er liegt zwar außerhalb der Stadt, am offenen Feld bei der Ausfahrt in Richtung Törzburg/Bran, aber es ist wahrscheinlich der einzige Saal, der rund 400 Personen (Kinder samt Eltern) die Möglichkeit bietet, solch eine gemeinsame große Feier abzuhalten. Als nach der Eröffnungsansprache seitens der Gastgeber-Schulanstalt (auf deutsch und rumänisch), nach den Grußworten des Rosenauer Interim-Bürgermeisters Liviu Butnariu und des Kronstädter Kreisratsmitgliedes Claudiu Cornea die Burzenländer Blaskapelle zum Aufmarsch aufspielte, waren alle Augen und viele Film- und Fotogeräte zunächst auf die kleinsten Teilnehmer, auf die Kindergartenkinder aus Rosenau und von einem Kindergarten aus dem benachbarten Neustadt gerichtet.
Angeleitet von ihren Erzieherinnen marschierten die in deutscher Tracht gekleideten Kleinen stolz an ihren Eltern vorbei und drehten mehrere Runden unter dem Beifall der Anwesenden. Nach dem Ententanz, dem Klapptanz und anderen Kindertänzen, die voller Schwung und Freude vorgeführt wurden, folgten die Grundschulklassen mit ihrem Aufmarsch, der ebenfalls alle begeistern konnte. Nachher gab es Gebäck und Kuchen, die die Eltern besorgt hatten, sowie Saft und Erfrischungsgetränke seitens des Bürgermeisteramtes bei denen sich die Kinder gern bedienten zusammen mit ihren Eltern, Lehrerinnen und Kindergartentanten – alle aufgeteilt auf Klassen und Gruppen an den seitlich aufgestellten Tischen und Bankreihen. Der 4. Rosenauer Kinderball wird sicher für viele schöne Erinnerungen sorgen und die Vorfreude für die nächste Auflage wach halten.
Ralf Sudrigian