Mit guten und schlechten Nachrichten

Ende der Wintersaison in der Schulerau

Ein Märzvormittag auf der Bradul-Piste

Dienstag um 8.30 Uhr vormittags ist es noch still am Fuße der Bradul-Skipiste in der Schulerau. Die silbernen Skiverleih-Iglus glitzern in der Sonne. Der Himmel ist blitzblau und aus dem Kiosk, der gerade geöffnet hat, riecht es nach frischem Espresso. Um Punkt neun Uhr hört man das Geräusch des Skilifts: der Tag kann beginnen. Jetzt ist der ideale Moment zum Skifahren: Ende März, vormittags, mitten in der Woche. Die Piste ist fast leer, man muss keine Schlange bei Skilift und Gondel stehen. Eine Stunde später wird es lebhafter: die Piste wimmelt von Skifahrern und Snowboardern, die Gondeln, die auf den Schuler fahren, sind voll und bei der Julius-Römer-Hütte muss man zehn Minuten lang Schlange stehen, um einen Tee zu kaufen. Die Skisaison neigt sich dem Ende zu, noch bis zum 17. April, wenn offizieller Saisonschluss ist, kann man sich am Wintersport erfreuen.

Teuer und stressig
Skifahren in der Schulerau ist nicht billig. Besonders für Anfänger. Das Mieten von Skiern und kompletter Ausrüstung kostet 80 Lei pro Tag. Dazu kommt der Skiunterricht - 280 Lei zahlt man für zwei Stunden, falls man alleine ist, 240 Lei pro Person, falls man zu zweit ist. In größeren Gruppen zu lernen lohnt sich, besonders für Erwachsene, nicht. Außerdem muss man seine Skikarte mit Punkten aufladen. Anfänger trainieren in den ersten Tagen auf der Bradul-Piste, hier verbraucht man 2 Punkte für den Skilift - falls man in zwei Stunden 10 Mal hinauffährt wird schon eine 20-Punkte-Karte verbraucht, die 90 Lei kostet. Falls man nicht in Kronstadt wohnt, kommen noch Transport und Unterkunft dazu - für eine Skiwoche in der Schulerau zahlt man oft mehr als in Österreich oder Italien. Für Kronstädter mit eigenen Skiern, die schon erfahren im Wintersport sind, kostet der Spaß nicht so viel, doch haben sie wenige Optionen. Während der Wochenenden, Feiertage und Schulferien kann sich ein Tag in der Schulerau in einen Alptraum verwandeln - kilometerlanger Stau, Hupen, genervte Autofahrer, rammelvolle Parkplätze, stundenlanges Warten an den Kabeltransportinstallationen, Gedränge auf den Pisten, zahlreiche Unfälle. Deshalb meiden viele Kronstädter den beliebten Bergkurort an diesen Tagen. Also bleibt ihnen nur die Zeit unter der Woche - falls man jedoch von 9 bis 17 arbeitet, kommt man nicht dazu, denn der  Betrieb beim Kabeltransport schließt um 16 Uhr. An den Wochenenden soll das Programm nun bis 18 Uhr verlängert werden.

Es gibt Neuigkeiten...und eine Petition
Die Saison, die bald zu Ende geht, hat ein paar Neuigkeiten gebracht. Nach mehreren Jahren Pause hat die Kronstädter Öffentliche Verkehrsregie RATBV im Januar die Buslinie 100, die die Verbindung zwischen dem Bahnhof und der Schulerau sichert, wieder eingesetzt. Der Bus fährt bis zur Gondelstation, genau wie Nummer 60, der von dem Parkplatz in der Kleinen Schulerau abfährt. Die Buslinie 100 war auch vor mehreren Jahren in Betrieb, wurde aber eingestellt, da nur wenige Fahrgäste sie benutzten. In diesem Jahr scheint es anders zu sein- Kronstädter und Touristen nutzen die Linie, die auch eine Station an der Postwiese hat.

Gegen Ende der Saison kam noch eine Neuigkeit: ab dem 18. März können die Skipässe online mit Punkten auf www.skibv.ro aufgeladen werden. Jetzt, wo kaum noch Schlangen an den Kassen sind, merkt man vielleicht nicht, wie nützlich das Online-Aufladen sein kann. Aber in der Hochsaison im nächsten Jahr wird man sich über die Vorteile dieser Initiative freuen.

Begeisterte Skifahrer sind aber mit dem jetztigen System nicht 100% zufrieden. Rider und Skilehrer fordern einen Saison-Skipass und auch einen Snowpark, wo die Kinder trainieren können,ohne andere Skifahrer zu stören. Der Skipass soll eine ganze Saison gültig sein und für Kinder unter 12 Jahren, die in Kronstadt wohnen, kostenlos sein. Der Saison-Skipass wäre für die paar hundert Skilehrer, die in der größten Skidomäne Rumäniens arbeiten, sehr nützlich. Vorläufig wurde die Petition von fast 800 Leuten unterschrieben. Man findet sie unter folgendem Link: https://www.petitieonline.com/ski_pass_sezon_poiana_brasov.

Für die nächste Skisaison, die voraussichtlich im Dezember starten wird, planen die Lokalbehören, 10 neue Schneekanonen anzukaufen. Ebenfalls gab der Bürgermeister Allen Coliban bekannt, dass den Skifahrern in der nächsten Saison zwei präparierte Nachtpisten mit idealer Beleuchtung zur Verfügung stehen werden: die Wolfsschlucht und der Blaue Weg. In den nächsten zwei Wochen wird die Firma ausgewählt, die die Beleuchtungs-Anlagen aufbauen wird.
Millionenverluste, Schmiergeld und Lärm

Der Winter neigt sich langsam dem Ende zu. Immer weniger Touristen kommen zum Skifahren in die Schulerau, und trotzdem verzeichnete man in den letzten zwei Wochenenden regelrechte Rekorde bei den durchgängen Drahtseilbahnen, Sessel- und Schleppliften. Am Wochenende vom 18. bis 20. März waren es laut Daten des Bürgermeisteramts 88.329 Durchgänge. Das ist mehr als an manchen Wochenenden der Hochsaison. Wie kann man sich das erklären? Einfach dadurch, dass bis Mitte März viele Durchgänge nicht registriert wurden. Gegen einen Angestellten der „Ana Teleferic“ wird zurzeit wegen Bestechung ermittelt. Der Mann arbeitete an der Aufsicht beim Sessellift Ruia und soll gegen ein Schmiergeld von 50 Lei pro Tag mehrere Skifahrer durch die Durchgänge gelassen haben. Bei den meisten Personen, die Schmiergeld gezahlt haben, soll es sich auch um Skilehrer handeln. Der Verlust, der dem Kronstädter Bürgermeisteramt dadurch entstand, soll laut Lokalpresse mehrere Hunderttausend Euro betragen - also ein paar Millionen Lei.

Doch nicht nur mit den hohen Verlusten endet diese Saison. Sondern auch mit einer gewissen Nostalgie. Auf den Pisten ist es immer lauter geworden. Es kommt vom Lärm aus der neuen Hütte „Jager Chalet”, die 2019 auf dem Schuler neben der Gondelstation gebaut wurde. Auf der Terrasse der Hütte ist dauernd laute Musik, man veranstaltet jedes Wochenende Apres-Ski-Parties mit verschiedenen Bands. Das stört die Ruhe im Gebirge und führt dazu, dass man die Gegend eher meiden will.