Im Zeichen der Kompetenz und Konsequenz fand nun schon die 19. jährliche Internationale Tagung Kronstädter Germanistik statt. Es war, wie auch die vorangegangenen Auflagen, die von Doz. Dr. Carmen Elisabeth Puchianu organisiert wurden und auf deren Initiative die Veranstaltungsreihe zurückgeht, eine gut strukturierte wissenschaftliche Zusammenkunft von Germanisten der deutschsprachigen Lehrstühle des Landes. Vertreter aus Bukarest, Craiova, Großwardein, Hermannstadt, Jassy, Klausenburg, Konstanza, Temeswar und natürlich des Gastlehrstuhls Kronstadt, wie auch Teilnehmer aus dem Ausland, präsentierten Fachreferate innerhalb der Tagung, sowohl im Plenum als auch in den Sektionen. Die Tagung stand heuer unter dem Motto „Konstruktion von Männlichkeit und Weiblichkeit in der deutschen Kultur, Literatur und Sprache“.
Wie gewöhnlich fand diese in den nun längst vertrauten Räumen des Kronstädter Gästehauses „Casa Speranţei“ in der Moldova-Straße Nr. 2 statt. Während der Tagung nahmen die Germanisten und Literaturfreunde auch an einer Buchpräsentation teil, wobei der Band von Carmen Elisabeth Puchianu „Roter Strick und schwarze Folie. Postmoderne Theateradaptionen auf den Leib geschrieben“ in der Ochian Buchhandlung vorgestellt wurde (Siehe Seite 2). Desgleichen an der Premierenvorstellung zum zehnjährigen Jubiläum der GRUPPE „Orpheus und Eurydike tanzen in der Unterwelt. Das Finale“ von Carmen Elisabeth Puchianu, interpretiert von dem genannten Studentenensemble „DIE GRUPPE“ die in der Redoute stattgefunden hat. Unterstützung fand diese Internationale Tagung Kronstädter Germanistik seitens der Förderer und Partner, Ina Schaeffler Romania, Selgros Romania und dem Kulturzentrum Redoute.
Bei der Eröffnung der Tagung am Freitagmorgen führten musikalisch das Ehepaar Paul (Klavier) und Elena Cristian (Violine) ein, die wiederholt auch bei den Theateraufführungen der „GRUPPE“ mitwirken. Doz. Dr. Carmen Elisaberth Puchianu nahm die Begrüßung der Gäste auch aus der Perspektive des Rektorats und Dekanates der Transilvania-Universität vor, deren Vertreter vermutlich auf einer Dienstreise oder sonstwie beschäftigt waren, und somit durch Abwesenheit glänzten. Sicher hätten diese die langlebigste Veranstaltung der Fakultät hervorgehoben, wie die Gastgeberin betonte. Auch glänzten die Vertreter der Medien – außer der Karpatenrundschau und ADZ – durch Abwesenheit. Ein Argument sei auch der Mangel an Geld; eventuell sollen die Teilnehmer eine Collage der privaten Aufnahmen zur Verfügung stellen und an die deutsche Fernsehsendung schicken. Aber, wie Puchianu mit ihrer bekannten Ironie bemerkte, aus der Not wurde eine Tugend. Mit dem Ausfall der Grußworte wurde Zeit für die angesagten Referate erspart. Aber auch ohne die Honoratioren kommt man aus.
Hingegen freute sich die unermüdliche Organisatorin über die zahlreichen anwesenden jungen Leute, den Doktoranden, die ihr Interesse und Engagement für die Veranstaltung bekundeten. Auf der Tagung, die vom 7. bis 9. April stattgefunden hat, fand ein reicher Erfahrungsaustausch zwischen den unter sich gut oder weniger gut bekannten Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Die Referate, die anlässlich der Tagung präsentiert wurden, werden ebenfalls in einem Sammelband herausgebracht. Die ausländischen Referenten kamen dieses Mal aus Luxemburg und der Türkei. Prof. Dr. Christel Baltes-Löhr sprach über „Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit in der deutschen Kultur, Literatur und Sprache“. Aus der Türkei war Dr. Yüksel Gürsoy von der Uni Selcuk aus der Stadt Konja angereist, der über „Sexualität bei Herta Müller am Beispiel einiger ihrer Werke“ referierte.
Beide Philologen waren nun nicht zum ersten Mal in Kronstadt, wobei sie von der Stadt und dem Land begeistert sind. Ebenfalls im Plenum referierten am Eröffnungstag Dr. Markus Fischer (Bukarest) über „Romantische Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit - Das Ehepaar Schlegel und seine Romane“, und Dr. Grazziella Predoiu (Temeswar) über „Weiblichkeitsdarstellungen in den Texten Herta Müllers“. Nach den Vorträgen im Plenum bei der Eröffnung im Bereich der Literatur- und Kulturwissenschaft wurden die Vorträge aller Teilnehmer in den einzelnen Sektionen für Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Didaktik und Landeskunde, Übersetzungswissenschaft präsentiert. Diese sorgten für angeregte Diskussionen und Meinungsaustausch. Auch Vorschläge und kritische Meinungen blieben nicht aus. Aus objektiven Gründen sind einige Referate ausgefallen, da deren Teilnehmer nicht mehr zu der Tagung anreisen konnten.
Das wissenschaftliche Komitee der Tagung bestand aus den namhaften Germanistinnen Prof. Dr. Roxana Nubert, stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft der Germanisten Rumäniens, die an der West Universität Temeswar unterrichtet, Doz. Dr. Carmen Elisabeth Puchianu, geschäftsführende Vorsitzende der GGR von der Kronstädter Transilvania-Universität, Doz. Dr. Doris Sava von der Lucian Blaga Universität in Hermannstadt, Doz. Dr. Daniela Vladu, von der Babeş Bolyai Universität in Klausenburg und Lektor Dr. Delia Cotârlea von der Transilvania Universität Kronstadt. Letztere drei Philologinnen leiten auch die jeweilige Zweigstelle der Gesellschaft der Germanisten in dem betreffenden Universitätszentrum. Nach der am Samstag stattgefundenen Auswertung der Tagung im Plenum der Teilnehmer, fand auch abschließend die Jahressitzung des Landeskomitees der Gesellschaft der Germanisten Rumäniens statt.
Die Teilnehmer an dieser erfolgreich abgeschlossenen Tagung haben schon die im nächsten Jahr vorgesehene 20. Jubiläumstagung in Sicht, für die Hauptorganisatorin, Doz. Dr. Carmen Elisabeth Puchianu, und ihre Mitarbeiterrinnen sicher ein besonderes Programm ausarbeiten und eine ausführliche Rückschau bieten werden.