Besonders schön und inhaltsreich war das von Kirchenlektorin Ingeborg Filipescu (geborene Mitter) heuer am 4. Oktober gestaltete Erntedankfest in der Blumenauer Kirche von Kronstadt. Anerkennende Worte waren seitens der Gottesdienstteilnehmer wiederholt zu hören. Es ist auch nicht verwunderlich, da sie seit 1992 als ehrenamtliche Lektorin in der Honterusgemeinde wirkt. Mit viel Hingabe und Liebe für ihre Mitmenschen tut sie das auch in vielen Gemeinden des Kronstädter Kirchenbezirkes. Mit ihren Lektoren-Kollegen hat sie Gottesdienste in der Blumenauer Kirche, in deren Nähe sie auch wohnt, gestaltet und gefeiert, aber auch wiederholt in Gemeinden wie Honigberg, Petersberg, Brenndorf, Tartlau, Nussbach, Zeiden u. a.
Überall wird sie dabei mit Freude von den Kirchengliedern empfangen und auch zu Gemeindefesten gemeinsam mit ihrem Gatten, Dipl.-Ing. Alexandru Filipescu, eingeladen. Praktisch werden sie als Angehörige der jeweiligen Gemeinschaft empfangen. Das kann man immer wieder auch als Berichterstatter vor Ort feststellen. Rückblickend auf ihre 23 Jahre im Lektorendienst hat sie rund 200 Predigten verfasst, hat an über 300 Sonntagen Vertretungen übernommen. Aber es ist nicht nur dabei geblieben. Nachdem sie bis 1972 der Kirchengemeinde in Petersberg angehörte, wo sie am 31. Oktober 1935 in der Familie des Prediger-Lehrers Georg und Rosa Mitter geboren wurde, trat sie der Kronstädter Honterusgemeinde bei. Bald wurde sie in den Kirchenrat Blumenau gewählt, später in die Gemeindevertretung der Honterusgemeinde.
Und seit rund 20 Jahren ist sie auch Mitglied des Presbyteriums; 2010 wurde sie zur Kirchenmutter ernannt. Mit Kompetenz hat Frau Filipescu ihre da zugeteilten Aufgaben wahrgenommen und durchgeführt. Und auch jetzt tut sie das, beteiligt sich an den Presbyteriumssitzungen, die oft auch Stunden dauern. Dafür dankt sie Gott, dass er ihr die Kraft gegeben hat, sich nützlich zu machen.
Mit gleicher Hingabe widmet sich Ingeborg Filipescu den Heimbewohnern des Altenheimes Blumenau, wo sie seit fünf Jahren nun den Seniorennachmittag nicht nur betreut, sondern auch gestaltet. Was kann schon schöner sein, als sich seinen Mitmenschen zu widmen, deren Leben schöner zu machen, Mut zuzusprechen! Daher wird sie auch erwartungsvoll von den Heimbewohnern immer wieder mit Freude begrüßt. Mitgewirkt hat sie auch im Diakoniekreis. „Es ist schön, auch im Rentenalter noch nützlich zu sein“, betont Ingeborg Filipescu voller Optimismus.
Erzogen im christlichen Glauben von Kindheit auf, hat sie sich ganz besonders der Liebe ihrer Familie erfreut, die von schwierigen Schicksalsschlägen nicht verschont blieb. Die Eltern verloren in kurzer Zeit zwei Töchter im Alter von zwei und acht Jahren, die Opfer der Scharlachepidemie (1934) wurden. Die beiden viel älteren Söhne, Kurt und Heinz, waren nicht genügend Trost für die Mutter, die sich noch eine Tochter wünschte. Als Ingeborg Rosemarie dann zur Welt kam, gab es wieder Freude und Halt in der Familie, wenn auch nicht für lange Zeit. Die beiden Brüder wurden in Deutschland einberufen. Der ältere starb an der Front, der andere wurde für neun Jahre Kriegsgefangener. 1945 wurde der Vater nach Russland deportiert. So blieb die zehnjährige Ingeborg mit Mutter und Großmutter alleine zurück. Nach zwei Jahren kehrte der Vater schwer krank zurück.
Trotz materieller Opfer der Familie, besuchte Ingeborg Rosemarie in Kronstadt die Grundschule und das Mädchengymnasium. Ihr Traum, nach Abschluss des Honterus-Lyzeums Medizin zu studieren, konnte nicht erfüllt werden, da sie auch die Familie unterstützen musste. Somit besuchte sie die Technische Schule für Architektur und Bauwesen. Nach Abschluss 1953 wurde sie dem Projektinstitut in Kronstadt zugeteilt, von wo sie 1960 zur Nationalen Gesellschaft für Straßenbau wechselte und von da 1990 den Rentenstand antrat. Im Projektinstitut hatte sie auch ihren späteren Ehemann, Dipl.-Ing.Alexandru Filipescu, kennengelernt, der u.a. auch das Projekt der Schuleraustraße entworfen hat. Sie heirateten im Oktober 1963. Seither teilen sie sich das Leben in Freude und Arbeit, im Glauben an Gott. Übrigens gibt es kaum einen Sonntag, an demAlexandru Filipescu nicht im Gottesdienst in der griechisch-katholischen Kirche anzutreffen ist, während seine Gattin eine Vertretung in einer evangelischen Kirchengemeinde A.B. vornimmt.
Von der Heimatgemeinde und vor allem dem Elternhaus, nur in kleiner Entfernung von der Kirchenburg in Petersberg gelegen, werden sie immer wieder angezogen, verbringen da besonders im Sommer geruhsame Tage. Ihre Haustüre steht auch da, wie in der Wohnung in Kronstadt, immer offen für Freunde und Besucher, für Menschen, denen man gelegentlich helfen und Mut zusprechen konnte und kann, die ihren Dank dafür aussprechen.