Persönlich und frisch

„Clique“ Nr. 24 ist erschienen

Eine neue Nummer der Zeitschrift des Deutschen Jugendforums Kronstadt, „Clique“, ist im April erschienen. Sie kann online auf der Internetseite djkronstadt.ro gelesen, oder in Druckform bei kontakt@djkronstadt.ro bestellt werden.
„Mit dieser Auflage haben wir uns wiedererfunden“ sagt die vor Kurzem ernannte Chefredakteurin, Diana Tătulea (11. Klasse). Mit einem persönlichen und ehrlichen Ansatz gehen die sechs Redakteure, alle Schüler des Johannes Honterus Nationalkollegs, Themen an, die sie beschäftigen und die sie aus vielfältigen Blickwinkeln betrachten: Schule, persönliches Leben und Gesellschaft.

„Wenn dir etwas nicht gefällt, ändere es“

In ihrer „Stellungnahme der verdammten Generation“ versucht Antonia Tontsch auf die Notwendigkeit der Modernisierung des Lehrsystems in der Honterusschule und überhaupt im rumänischen Lehrsystem hinzuweisen. Auswendiglernen, „wiederholen unnützer Formen“, und das „mechanische Schreiben“ des von den Lehrern Diktierten, ebenso wie das Unterrichten von zu viel Theorie vernichten das Interesse der Schüler für den Lehrstoff, für das Lernen. „Es ist fast unvorstellbar, die gleichen funktionsfähigen Mechanismen des letzten Jahrhunderts anzuwenden und zu erwarten, dass die Welt sie ernst nimmt“ meint die junge Redakteurin. Sie kommt mit einigen Lösungen für die verklemmten Schulmethoden: die Kurse sollten an die heutigen Zeiten angepasst werden, das heißt, das praktische Denken solle öfter Anwendung finden, die Kommunikationsfähigkeiten sollten gestärkt und die internationale Zusammenarbeit gepflegt werden. Diese Methoden würden zur einer „sich entwickelnden Schulgesellschaft“ führen. Um am Ende des Tages nicht nur eine einfache Spielfigur im eigenen Leben zu sein, sondern um sein eigenes Leben im Griff zu haben und zu bestimmen, ermutigt Tontsch die Jugendlichen, nicht gleichgültig dazustehen und sich dem Lehrsystem anzupassen, das sie „am Ende des Tages klein und krumm“ mache, „um in ein Regal zu passen“, sondern zu handeln, denn „es geht um uns“.
Dieselbe Perspektive ermutigt auch Maya Angelou, amerikanische Schriftstellerin, Professorin und Aktivistin, die sich für ihren Einsatz für die Rechte der Afroamerikaner bemerkbar gemacht hat. In einem Artikelauszug aus einem Interview mit Angelou, „Dialog zwischen einem Schüler und Maya Angelou“, legt Redakteurin Diana T²tulea Angelous Meinung dar: „Wenn dir etwas nicht gefällt, ändere es. Wenn du es nicht ändern kannst, ändere deine Haltung“. Danach könnte sich diese Generation, wie die vorherigen und diejenigen, die ihr folgen, „die keine Enthaltungen betrefflich ihrer menschlichen Erziehung haben“, richten.

Vom Leben der Objekte

Aus einem weiteren Interview erfahren die Leser über die Arbeit des Lederhandwerkers Ghiță Ion, der in Kronstadt einen kleinen Familienbetrieb leitet. Seiner Meinung nach könnte das Interesse junger Menschen  durch den Kontakt zum Handwerk entwickelt werden. „Ein Stück Holz bearbeiten, mal ein Stück Metall in der Hand halten“ führe zum Entdecken neuer Talente und könnte durch das Einführen von Werkunterricht an allen Schulen landesweit erreicht werden. Um tatsächlich nützlich zu sein, müsse dieser mit einem Wirtschaftskurs ergänzt werden, meint er weiterhin. 
Aus einer sehr persönlichen und somit anziehenden Perspektive präsentiert Ana S. (Ana Ginfălean) die Geschichte einer Mitgifttruhe, die in Ich-Form die Höhepunkte ihres Lebens darstellt und nun im Museum steht. Die zahlreichen Erlebnisse der Truhe, die sie mit Mitgefühl für ihre Besitzer erzählt, sollen den Leser dazu bewegen, die Objekte in einem Museum nicht nur als einfache Gegenstände zu betrachten. Denn „hinter all diesen Dingen, welche ihr hier, im Museum, seht“, steht eine ganze Geschichte, hält die Redakteurin fest. Mit diesem Gedanken im Sinn, kann der folgende (unsignierte) Artikel, „Fabelhafte Gesellschaft“, den Besuchern des Kronstädter Museums für Städtische Zivilisation zugute kommen.

Liebe, Kummer und Selbstvertrauen

Das persönliche Leben gehen die Jugendlichen in drei Texten an. Beeindruckend wegen des Muts, Gefühle an eine gewesene Liebe öffentlich zu machen, sind Miruna Ghițăs Gedankenfetzen, wie sie sie nennt, „Erinnerung.Liebe.Du“. „Große Liebe“, „Tränen“, „eine wahre Achterbahnfahrt der Gelassenheit und Verwundbarkeit“, „bester Freund“, „Zentrum des Universums“, „du hast mir das Herz gebrochen“ müssten jedem von uns aus der Jugend bekannt sein. Sie in der „Clique“ wiederzufinden, kann Erinnerungen wecken und, mit Sicherheit, für ein verständnisvolles Schmunzeln sorgen. Wer sich noch mehr in die Jahre der Jugend begeben will, ist eingeladen einen psychologischen Test zum Thema Selbstvertrauen auszufüllen. Autorin Alecusandora (Alexandra Vulcan) hat 53 Lyzeanern im Alter von 12 bis 18 Jahren vier Fragen gestellt und erfahren, dass viele Gleichaltrige über wenig Selbstvertrauen verfügen und ihre Gedanken nicht völlig äußern können. Deswegen überlegt die Redakteurin, einen Klub auf die Beine zu stellen, in dem sich Jugendliche treffen und aussprechen.

Das Schreiben befreit

„Die Zeitschrift ist etwas ganz Besonderes für uns, weil wir uns durch das Schreiben befreien“ sagt  Chefredakteurin Tătulea. „Wir haben somit die Gelegenheit, unsere Gedanken mit anderen zu teilen und für uns wichtige Themen, wie die Beziehung zu den Lehrern, diplomatisch auszudrücken“. Die frischen, teils auch persönlichen Perspektiven der Autoren sind äußerst lobenswert und willkommen. Ebenfalls interessant wären, für ein Gleichgewicht, auch sachliche Texte, wie in den vergangenen Nummern. 
Durch handfertige Illustrationen, die von der freischaffenden Künstlerin Maria Nițu stammen, will die Redaktion „den schriftlichen Inhalt von sich sprechen lassen“ und die Aufmerksamkeit der Leser auf die persönlichen, authentischen Meinungen der Redakteure lenken. Deswegen wurde bei dieser Nummer auf Fotografie verzichtet. 
Die „Clique“ erscheint einmal pro Semester und wird von der freischaffenden Kulturmanagerin Petra A. Binder betreut, welche das Schreiben in deutscher Sprache dieser jungen Leute unterstützt. Die Jugendlichen haben zweimal monatlich Redaktionstreffen – vor der Pandemie beim Jugendforum, seither online – wo sie die Themen und Artikel besprechen, sich gegenseitig Tipps geben und, selbstverständlich, viel Spaß haben.