Am Anfang des siebten Buches seines Dialoges „Politeia“ lässt der griechische Philosoph Platon, seinen Lehrer Sokrates ein Gleichnis erzählen, welches in die Geschichte der Philosophie als „Das Höhlengleichnis“ eingegangen ist. In diesem betrachten in einer Höhle lebende Menschen an die Wand projizierte Schatten. Von der Reaktion der Höhlenbewohner ausgehend entwickelt Platon ein Konzept, welches die Seele von der Dunkelheit des Vergänglichen zur Helle des vollkommenen Seienden hinlenken und schließlich zur Schau der Idee des Guten befähigen soll.
Pragmatischer ist die Angehensweise der Autoren einer Licht-und-Ton-Veranstaltung welche am vergangenen Wochenende in der Rosenauer Höhle unter dem Titel „Afterimage“ stattfand. Dabei wurde dem Publikum für Sinne und Seele Helligkeit und Schönheit geboten.
Dafür verwendeten die vier jungen Architekten der Klausenburger Firma Zotikos, Mihai Ioan Baba, Virgiliu Guraliuc, Alexandra Maria Suciu und Daiana Folea, eine ihrem Beruf eigene Technik, nämlich „mapping“, was zu deutsch Abbildung oder Kartierung bedeutet, also eine Karte anfertigen. Der Begriff hat in den letzten Jahren noch zusätzliche Bedeutungen bekommen und wurde vom ursprünglichen Inhalt – ein Gebiet kartografisch erfassen, auf Computergrafik und allgemeine Technik und Medizin ausgeweitet.
Das durch Mapping bezeichnete Verfahren, besteht darin eine Oberfläche mit einem Laserstrahl abzutasten und die Daten in eine Darstellung einzugeben, welche dann als dreidimensionales Bild auf dem Rechner betrachtet werden kann. Ausgegangen ist das Verfahren von dem Bedürfnis der Architektur, Gebäude und deren Fassaden mit möglichst geringem Aufwand zu erfassen. Genau das machte auch das Zotikos-Team mit zwei gegenüberliegenden Höhlenwänden, kehrte dann allerdings das Verfahren auch um. Der im Rechner erstellten 3D Karte wurden für einzelne Punkte, Konturen und Oberflächen der Wand, Farben oder animierte Muster zugeteilt und zurück, auf die erfasste Wand, projiziert.
Die Wirkung ist kurz gesagt verblüffend: Ob herabfallende Lichttropfen, deren Bewegung den Konturen der Formationen an der Wand folgen, sich in Vertiefungen sammeln um überzufließen und zu verschwinden, Farbfelder oder Muster, statisch oder dynamisch, flächendeckend oder nur die Umrisse hervorhebend, der Laserstrahl zauberte alles hervor und ließ es auch wieder verschwinden. Der Versuch, die Bilder mit der Kamera festzuhalten schlug fehl, denn Laserlicht konzentriert sich auf den Punkt oder die Fläche ohne reflektiert zu werden, ist also nicht für ein Foto geeignet. Nur die Projektion einer laufenden Ur-Wildkatze konnte von dem Fotoapparat festgehalten werden.
Die Show beeindruckte das Publikum und eröffnete eine völlig neue Sicht auf das Höhleninnere, ein optischer Genuss eben.
Nach mehreren mapping-Veranstaltungen an Gebäuden (dem Hunyadi- und dem Banfi Schloss) war dieses die erste Show in einer Höhle. Der verbuchte Erfolg gab dem Zotikos-Team Mut, denn bald folgt eine Veranstaltung im Salzbergwerk von Thorenburg/Turda.