Für viele kam das Ergebnis der Wahlen für den Vorsitz des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK) als große Überraschung. Denn erstmals seit der Forumsgründung wählte die Vertreterversammlung am 5. Mai in der Person von Bernhard Heigl, gebürtiger Österreicher, der gut rumänisch spricht, nicht einen Siebenbürger Sachsen zum Vorsitzenden. Heigl ist aber kein unbekannter Name. Der 38-Jährige ist Forumsmitglied seit 2015 und ist seit 2014 Kronstädter. Als Historiker (Hochschulabschluss an der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg) war er bis vor rund einem halben Jahr Mitarbeiter am Honterus-Archiv und hat sich fürs Forum vielfach engagiert z.B. in der Verfassung von Protokollen, Wahlvorbereitung, technische Hilfeleistung. Seine Kandidatur wurde offiziell erst am Wahltag bekannt (der Vorschlag kam von Sebastian Sifft) und schien zunächst konkurrenzlos zu sein. Hans Prömm entschloss sich spontan zur Gegenkandidatur, nachdem er eine Verschiebung der Wahlen vorgeschlagen hatte mit der Begründung, es habe an Zeit und Debatten gefehlt um den oder die Kandidaten und ihre Projekte kennenzulernen. Er fühle sich demzufolge „überrumpelt“. An der geheimen Wahl beteiligten sich 29 der 40 eingeladenen Vertreter. Der Wahlvorgang verlief unter Leitung des Vorsitzenden des Siebenbürgenforums, Martin Bottesch, der zusammen mit Geschäftsführer Winfried Ziegler der diesbezüglichen Einladung des Kreisforums-Vorstandes Folge leistete. Heigl konnte 21 Stimmen erzielen, Prömm sieben. Ein Wahlzettel wurde als ungültig erklärt. Zuvor hatte Überraschungskandidat Heigl sich kurz vorgestellt und vermerkt, warum er die Kandidatur akzeptiert habe: er könne „die Wogen glätten“, sei kompromissbereit, höre gerne zu und traue sich zu auch als Vermittler zu wirken. Indirekt angesprochen wurde dabei das Verhältnis zwischen dem Ortsforum Kronstadt und dem Vorstand des Kreisforums, welcher bekanntlich empfohlen hatte, die unter Pandemie-Bedingungen abgehaltenen Wahlen beim Ortsforum zu wiederholen. Diese Empfehlung, die nachträglich von einer am 24. Juni 2021 einberufenen Vertreterversammlung nicht bestätigt wurde, hatte ein gefährliches Konfliktpotenzial mit sich gebracht. Nun seien diese, nicht nur wegen der Corona-Pandemie als schwierige oder schlechte bezeichnete Zeiten überwunden, unterstrich Bottesch nach der Wahl des neuen Vorsitzenden und des Vorstandes. Für die Wahl in den 13-köpfigen Vorstand stellten sich 19 Kandidaten. Es fehlten darunter bekannte Namen wie Wolfgang Wittstock, Karl Hellwig, Dr. Johannes Klein oder Christian Macedonschi. Die größte leider traurige Überraschung war jedoch der Beschluss zum Austritt aus dem Forum den die bisherige Kreisforums-Vorsitzende Caroline Fernolend bekanntgab, nachdem ihr Tätigkeitsbericht sowie die Berichte der Vorstandsmitglieder fürs Arbeitsjahr 2021/22 und die damit verbundenen Aussprachen erfolgt waren. Worte der Anerkennung und des Dankes, sowie Wünsche für Überwindung der gesundheitlichen Probleme wurden an sie gerichtet, zusammen mit der Überzeugung, dass sie weiterhin eine aktive und treue Begleiterin unserer Gemeinschaft bleiben werde. Mit einem großen schönen Blumentopf in den Händen und unter großem Beifall verließ sie anschließend den Saal.
Im neuen Vorstand ist Kronstadt mit sechs Mitgliedern vertreten. Vertreten sind ebenfalls die Ortsforen bzw. Ortschaft Fogarasch, Reps, Zeiden, Brenndorf, Marienburg und die Saxonia-Stiftung. Gewählt wurde auch der Rechnungsprüfer-Ausschuss bestehend aus Dorin Stefănescu, Herwig Arvay und Dr. Raul Vintilă, der Dr. Albrecht Klein ersetzt, weil letzterer nicht ein weiteres Mandat beantragt hatte. In der Vertreterversammlung erhielt die Volkszählung einen eigenen Tagesordnungspunkt. Georg Rehner und Bernhard Heigl berichteten über die Unterstützungsmöglichkeiten zur Selbstrezension von Forumsmitgliedern, wobei hingewiesen wurde, die letzten Tage bis zum Ablauf dieser Volkszählungsetappe voll zu nutzen und nicht auf den Besuch der offiziellen Rezensoren zu warten. Die von Geschäftsführerin Lucia Sevestrean vorgestellte Rechnungslegung sowie der Haushaltsvoranschlag wurden quasi einstimmig (zwei Enthaltungen) bewilligt. Zu vermerken ist, dass bei dem Kostenvoranschlag auch die eventuelle Einstellung eines/einer Kulturreferentin und die Beschaffung von Blasmusikinstrumenten für die Jugendkapelle mitberücksichtigt werden.
Nach rund vier Stunden kam die Vertreterversammlung zu ihrem Ende. Den Vertretern, den Ehrengästen und den weiteren nicht stimmberechtigten Teilnehmern an dieser öffentlichen Versammlung war keine Müdigkeit anzusehen. Man könnte sogar von verhaltenen Optimismus sprechen, dass nun wieder bessere Zeiten für die beiden Kronstädter Foren (Orts- und Kreisforum) folgen.