Protest stoppt Arbeiten an der Graft

Stadtverwaltung unter Druck wegen illegaler Eingriffe

Einige Dutzend Leute setzten sich für den Erhalt der Graft-Promenade mit ihrem bisherigen Aussehen ein. | Foto: Scut pentru spații verzi

Anfang Dezember haben sich einige Dutzend Leute an der Graft versammelt, um gegen die Bauarbeiten zu protestieren, die dort seit Wochen andauerten. Die natürlichen Steinufer der Graft in der Nähe des Aprily-Lajos-Kollegiums wurden durch massive Betonmauern ersetzt, die zusätzlich mit Zierstein verkleidet wurden. Das Ergebnis widerspricht der historischen Ästhetik, die Kronstadt seit Jahrhunderten prägt.

Fehlende Transparenz und Genehmigungen

Die Empörung der Bevölkerung war groß. Bereits Tage zuvor hatten Anrainer und Passanten versucht, sich bei den Bauarbeitern über Art und Zweck der Maßnahmen zu informieren – ohne konkrete Auskunft zu erhalten. Auch fehlten jegliche Hinweisschilder, aus denen hervorging, warum Felsen entfernt und große Mengen Beton verbaut wurden. Der natürliche Charakter des Flussbetts ist an dieser Stelle deutlich beeinträchtigt. Dabei sind Informationsschilder über die Art und Dauer der Arbeiten gesetzlich vorgeschrieben – insbesondere bei Eingriffen in ein historisches Denkmal der Kategorie A, das nationalen oder universellen Wert besitzt. Dieser Status verlangt erhöhte Schutzmaßnahmen sowie zusätzliche Genehmigungen, selbst bei temporären Eingriffen. Die Demonstranten versammelten sich am 4. Dezember bereits um 10 Uhr morgens, aus Sorge, dass sich die Arbeiten flussaufwärts fortsetzen. Befürchtet wurde, dass auch die steinernen Ufermauern beim kleinen Wasserfall abgerissen und durch Beton ersetzt würden.

Historisches Denkmal missbraucht

Die Stadtverwaltung erklärte, die bisherigen Arbeiten seien lediglich „umsichtige Reparaturen“, für die weder ein Bauschild noch eine öffentliche Konsultation erforderlich gewesen seien. Diana Micu, Direktorin der Stiftung für Historische Denkmäler Kronstadt, erklärte, dass die Kreiskulturdirektion eine Zustimmung für Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten erteilt habe. Die errichteten Betonmauern gehen allerdings weit über einfache Reparaturen hi-naus. Es handelt sich um Konsolidierungsarbeiten, für die eine Baugenehmigung sowie weitere spezialisierte Genehmigungen zwingend erforderlich sind. Ohne diese Genehmigungen gelten die Maßnahmen des Bürgermeisteramts als illegal.

Als Reaktion auf den öffentlichen Druck erschien der Kronstädter Stadtverwalter László Barabas am 4. Dezember vor Ort. Er versicherte, der Zierstein sei „nur ein Test“ gewesen, um die Optik zu prüfen. Zudem erklärte er, dass „kein Felsen abgerissen, kein Stein verrückt und kein Wasserfall zerstört wird“. Die Arbeiten seien aufgrund der heftigen Regenfälle in diesen Frühling und im vergangenen Jahr notwendig gewesen. Bereits 2024 habe eine umfangreiche Entschlammung der Graft stattgefunden; nun seien weitere Eingriffe erforderlich gewesen. Es wurden eine Nivellierung vorgenommen, Sohlschwellen repariert und der Gehweg gesichert, der große Löcher aufweise und Einsturzgefahr berge.

Toni Butaru, Chefingenieur des Wasserbewirtschaftungssystems Kronstadt (SGA), bestätigte, dass seine Institution bereits im September 2024 dringend auf die Notwendigkeit hingewiesen habe, die Stützmauern zu sichern, da sonst der Gehsteig stellenweise einzustürzen drohe.

Architektenkammer schaltet sich ein

Am 5. Dezember meldete sich die Gebietsniederlassung Kronstadt–Covasna–Harghita der Architektenkammer Rumäniens zu Wort und forderte einen sofortigen Baustopp sowie eine umfassende Klärung. Die Kammer stellte klar, dass der Graft-Kanal gesetzlich geschützt und als historisches Monument eingetragen ist. Kritisiert wurde, dass die Eingriffe ohne Einhaltung der spezifischen Normen zur Konservierung, zum Schutz und zur Inwertsetzung historischer Denkmäler erfolgt seien. „Diese Eingriffe sind aufgrund ihrer Art und ihres Umfangs äußerst sensibel, da sie erhebliche Schäden an der Integrität, Authentizität und dem kulturellen Wert des Denkmals verursachen können, wodurch der historische und architektonische Charakter der Anlage unumkehrbar beeinträchtigt wird“, so die Stellungnahme. Die Kammer forderte die Bewertung der bereits durchgeführten Arbeiten durch einen zertifizierten Spezialisten und forderte, dass die Fortsetzung der Arbeiten nur auf Grundlage einer soliden technischen Dokumentation, die transparent präsentiert, genehmigt und autorisiert wurde, erfolgen darf.

Wie geht es weiter?

Ohne die erforderlichen Genehmigungen – insbesondere jene des Denkmalschutzes – ist jede bauliche Maßnahme oder Veränderung rechtswidrig. Die Bürgerinitiative „Scut pentru spații verzi“ (Schutzschild für Grünflächen) hat in den vergangenen Tagen erneut Respekt für das Kulturerbe, Transparenz und öffentliche Konsultation eingefordert. Fast 300 Personen haben die entsprechende Unterschriftenliste unterzeichnet, die auf Facebook veröffentlicht wurde. Die Bürger sind sehr wachsam und wollen das historische und architektonische Erbe ihrer Stadt weiterhin beschützen.