Ein Forschungsband der sicher nicht nur in die Geschichte Siebenbürgens eingeht, ist kürzlich von dem Vorsitzenden des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, Dr. Ulrich A. Wien, zur Geschichte der Evangelischen Kirche A. B. in Siebenbürgen im 19. und 20. Jahrhundert herausgebracht worden. Unter dem Titel „Resonanz und Widerspruch“ ist der über 600 Seiten und 170 Bilder umfassende Band – Martin-Luther-Verlag Erlangen 2014 – als eine aufschlussreiche Analyse der Rolle aber auch der Stellung dieser Kirche in den verschiedenen geschichtlichen und politischen Epochen, und zu den unterschiedlichen Ereignissen mit denen sich ihre Leitung aber auch Kirchenglieder konfrontiert sahen, zu werten.
Der Band, der in 14 umfassende Studien gegliedert ist die in den letzten zehn Jahren erschienen sind, wurde vom Autor in Hermannstadt, und kürzlich auch im Rahmen der Deutschen Vortragsreihe des Deutschen Forums in Kronstadt einem sehr interessierten Publikum vorgestellt. „Der spannende Informationsgehalt erlaubt wesentliche Neuentdeckungen einst kaum bekannter Entscheidungsprozesse oder unterschwelliger Konflikte“, unterstreicht im Geleitwort zu dem Band, Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli. Anschließend kam es bei der Buchvorstellung auch zu erläuternden Aussprachen zwischen Autor und Zuhörern. Der Band kann auch in den deutschsprachigen Institution wie Pfarramt, Bezirkskonsistorium oder Forumsbibliothek eingesehen werden.
In dem am 29. September in Kronstadt gehaltenen Vortrag bezog sich der Autor direkt auch auf einige hiesige Persönlichkeiten und Ereignisse die in seinem Forschungsband vorgestellt werden. So auf Stadtpfarrer Konrad Möckel (1892-1965), auf die von ihm in der Sakristei der Schwarzen Kirche gehaltene Andacht im Familienkreis nach dem im Gefängnis erfolgten Tod des Politikers Hans Otto Roth, dem der Autor des aufliegenden Bandes zwei Beiträge darin widmet. Sehr interessant ist die Analyse bezüglich der Entwicklung der Evangelischen Landeskirche von der „Volkskirche“ zur „Volksreligion (1919 – 1944), deren Schulpolitik in der Zwischenkriegszeit, der Stellung der Evangelischen Kirche gegenüber den national-sozialistischen Tendenzen (1942 – 1945), wie auch ihre Rolle in den Jahren des Kommunismus. Dr. Ulrich A. Wien geht mit seiner Analyse auch auf andere Konfessionen ein, präsentiert Personen, Bräuche, stellt bezeichnende Statistiken vor. Ausführlich geht er auf die Einweihung des Honterus-Denkmals 1899 in Kronstadt ein. Geschildert werden die Beziehungen der Evangelischen Kirche Siebenbürgens zum Adolf Gustav-Werk und dem Martin-Luther-Bund.
Ulrich A.Wien wurde 1963 in Speyer in einer Pfarrfamilie geboren. Nach dem Studium der alten, mittleren und neuen Geschichte, Politikwissenschaften und Anglistik in Mannheim und Freiburg, folgte das Studium der Evangelischen Theologie (1986 – 1992) in Heidelberg und Tübingen. Dann das Promotionsstudium (1992 – 1998) am Lehrstuhl für Kirchengeschichte in Heidelberg. Anschließend verteidigte er seine Dissertation zum Thema „Kirchenleitung über dem Abgrund. Bischof Friedrich Müller vor den Herausforderungen durch Minderheitenexistenz, Nationalismus und Kommunismus“. Dr. Ulrich A. Wien hat mehrere Forschungsaufenthalte in Rumänien aufzuweisen, ist Mitglied in mehreren wissenschaftlichen Gremien und Autor zahlreicher Studien und Bücher. Seit 2001 ist er Vorsitzender des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde.