Rodeln im Sommer und spazieren durch das Mini-Siebenbürgen

Zwei Attraktionen im Szeklerland

Besonders Kinder mögen die Bahn, die durch den Miniaturenpark führt

Eine Fahrt mit viel Adrenalin - die Sommerrodelbahn ist absolut zu empfehlen

Blaugrüne Tannenwälder, geschnitzte Holztore, Mineralwasserquellen, Rehe und Wildschweine, versteckte Wege, die man auf dem Pferdesattel oder dem Fahrradsessel erkunden kann, unendliche Lavendelfelder, Schlösser von Grafen, Käse mit Kümmel, Blaubeerenmarmelade, Csiki-Sör-Bier, Wellness-und Spa-Einrichtungen, Berge mit Namen wie „Der einsame Felsen“, Kräuterteemischungen mit Namen wie „Der Traum von Emese“- das Szeklerland ist wie eine bodenlose Schatztruhe, aus der man dauernd neue Juwelen herausnimmt. Immer gibt es neue Sachen zu entdecken - das konnten wir wieder einmal erleben, als wir nach Bălan fuhren, um über die Auffangstation für Jungbären zu berichten (die Reportage erschien in der KR Nr. 35). Auf unserem Weg zurück nach Kronstadt machten wir einen Abstecher in Ghimeș, einer Skipiste, die von einer wunderschönen Landschaft umgeben ist und wo es auch in den Sommermonaten recht lebhaft zugeht und in Szejke-Bad neben Odorhellen, wo wir uns für ein paar Stunden wie Gulliver im Land der Zwerge fühlten und in knapp einer Stunde die wichtigsten Gebäude aus ganz Siebenbürgen in Miniatur besuchen konnten. Beide Orte sind unbedingt zu empfehlen.

Mit dem Sommerbob durch die Landschaft sausen

SKIGYIMES. Als wir die riesigen Buchstaben nach einer Autofahrt mit vielen Serpentinen durch das Ghimeș-Tal, auf dem Nationalweg DN 12A, der Miercurea-Ciuc mit Comănești verbindet, sehen, wissen wir, dass wir da sind. Die Skipiste befindet sich in der Ortschaft Lunca de Sus und der Eingang liegt direkt an der Straße. Nicht nur im Winter gibt es viele Touristen, sondern auch an diesem regnerischen Julitag. Hauptattraktion ist die längste Sommerrodelbahn Rumäniens, auf der Jung und Alt die Hügel in einem Bob hinunterrasen können. Eine Fahrt kostet 20 Lei für Erwachsene und 15 Lei für Kinder. Wer auch ein Foto als Andenken an das Erlebnis haben will, zahlt zusätzliche 10 Lei. Eine Sommerrodelbahn ist eine Anlage, ähnlich einer sehr langen Rutschbahn, auf der man mit einem Schlitten oder Bob zu Tal rodelt oder rollt, und die dazu nicht von einer winterlichen Eis- oder Schneeunterlage abhängig ist. Die Bahn aus Lunca de Sus ist schienengeführt, wobei der Benutzer seine Geschwindigkeit durch ein Bremssystem selbst bestimmen kann.

Das 1300 Meter lange Rodelvergnügen loht sich auf jeden Fall. Es fühlt sich an wie eine Achterbahn in den Bergen. Nachdem wir aussteigen, sehen wir unser Foto auf einem riesigen Bildschirm. Wir müssen an der Kasse nur die Nummer des Fotos nennen, und gleich wird es schon ausgedruckt. Ein schönes Andenken! Die Somerrodelbahn ist an jedem Tag des Jahres zwischen 9 und 19 Uhr offen, man kann den Spaß also auch im Winter erleben. Es gibt zwei Skipisten, die von Sesselbahnen betrieben sind - eine für Anfänger (800 Meter lang) und eine für Fortgeschrittene (700 Meter lang).

Unterhalb der Skipiste befinden sich eine Bar und ein Restaurant, wo man nach dem Adrenalin-Erlebnis eine leckere Gulaschsuppe essen kann. Falls man Skigyimes im Winter besuchen will, kann man vorher den Zustand der Skipisten unter www.skigyimes.ro überprüfen.

Der Miniaturpark aus Odorhellen

Wir trinken noch einen Kaffee in der Bar unterhalb der Piste, dann geht es weiter über Hügel und Täler bis nach Szejke-Bad/Băile Szejke, neben Odorhellen/Odorheiu Secuiesc. Hier befindet sich nämlich eine Sehenswürdigkeit, die wir schon lange besuchen wollten. Auf rund 8.000 Quadratmetern stehen im „Mini Transilvania”-Miniaturenpark, dem einzigen seiner Art landesweit, repräsentative historische und architektonische Monumente, einige davon im UNESCO- und nationalen Kulturerbe. Schlösser, Burgen und Kirchenburgen, Gotteshäuser und Klöster im Kleinformat haben seit der Eröffnung des Parks, im vergangenen Sommer, bereits über 100.000 Touristen angezogen. Eine Siebenbürgen-Tour, die nur eine Stunde dauert, sollte man sich nicht entgehen lassen. Beim Eingang steht ein kleiner Bummelzug, dessen Lokführer, ein älterer Herr mit einem grauen buschigen Bart und runden John-Lennon-Brillen, die Neuankömmlinge anlächelt. Mit dem Bummelzug, den besonders Kinder sehr attraktiv finden, fährt man um den Park herum. Der Graphiker Gyöngyössy János hat die gesamte Baut des Parks beaufsichtigt und fährt nun Touristen auf die 300 Meter lange Zugstrecke an kleinen mittelalterlichen Gebäuden vorbei. Er meint, dass er sich in seinem Job überhaupt nicht langweilt. Als wir sagen, dass wir von der Zeitung sind, bekommen wir eine Extra-Zugfahrt. Wir fotografieren die Kirchenburgen aus Tartlau, Reps und Birthälm, die Schlösser aus Törzburg und Sinaia und bewundern die Details an den Burgen aus Karlsburg und Fogarasch. Kinder jubeln, Gyöngyössy hupt. Es ist ein perfektes Urlaubsgefühl.

Auf die Idee, einen Miniaturpark zu errichten, kam der aus Odorhellen stammende Fazakas Szabolcs vor etwa neun Jahren, bei der Besichtigung des „Mini-Europe”-Parks in Brüssel. Da er dort Objektive aus Siebenbürgen vermisste, plante er Zuhause kleine Sehenswürdigkeiten im Freien auszustellen. 2020 konnte der Traum vom multikulturellen Park, an dem rund 100 Menschen gearbeitet haben, verwirklicht werden.

Neue Pläne für den Park

Der Park soll erweitert werden. Dafür wird Vajda Domokos in Budapest Modelle handwerklich, sowie mit dem 3D-Drucker gestalten, welche die einheimische Künstlerin Németh Hajnal Auróra ins Detail bearbeiten wird. 

Im Plan steht die Verbreitung des gesamten Areals. Ein „Zauberschloss” mit zahlreichen Attraktionen, wie Freiluftkino, Terrasse und Pension soll erbaut werden. Des weiteren ist ein Park mit nachgemachten Insekten in riesigem Format vorgesehen, wo Kinder und Erwachsene Näheres über Lebewesen erfahren, die in dieser Gegend anzutreffen sind.

Durch dieses Projekt soll Odorhellen nicht mehr eine Transitstadt bleiben, sonder zur Attraktion werden, so der Gründer.

Man muss ihm widersprechen - Odorhellen war nie bloß eine Transitstadt. Die kokette Ortschaft hat viel zu bieten und eignet sich perfekt für ein Wochenende. Wunderschön ist der Friedhof, der sich auf einem Hügel befindet und in der charmanten Altstadt kann man in kleinen Läden szeklerische Produkte einkaufen. Es gibt mehrere Hotels mit Innen- und Außenpool und köstlichem Essen. Auch ist längst kein Geheimnis mehr, dass es hier einer der besten Konditoreien aus Siebenbürgen gibt. Bei „Alexandra“ sollte man unbedingt den Strudel mit Weichseln und Zimt ausprobieren. Wer gerne ausgeht, findet im „G Cafe“ Cocktails zu niedrigen Preisen und eine nette Atmosphäre. Das Theater Tomcsa Sándor könnte mit seinem modernen Repertoire mit jeder westeuropäischen Kultureinrichtung mithalten. Manchmal gibt es Vorstellungen mit rumänischen Übertiteln, man sollte vorher anrufen und fragen. Außerdem geht der Wanderweg Via Transilvanica an Odorhellen vorbei. Ein Grund mehr, um diese schöne Gegend zu besuchen.