Im Wald neben der Bauernburg stehen riesige bunte Gestalten zwischen den Bäumen. Ein paar Männer in orangefarbener Arbeitskleidung scheinen Zwerge zu sein, die sich um einen Riesen drehen. Der Riese ist eine lebensechte Rekonstruktion des Tyrannosaurus Rex, der größte Fleischfresser, der je auf Erden gelebt hat. Das Original gibt es seit 60 Millionen Jahren nicht mehr. Eine seiner vielen Kopien, acht Meter lang und drei Meter hoch, steht nun im Rosenauer Wald und wird von Touristen bestaunt. Angefertigt ist das prähistorische Tier aus Glasfiber, das den Witterungen und Außentemperaturen standhalten soll.
54 lebensechte Exponate, die in Deutschland hergestellt wurden, werden bis Ende Dezember im Wald angebracht – für den einzigen Dinosaurier-Park in Südosteuropa. Alle Exponate werden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Wissenschaftlern auf Basis der neuesten Forschungsergebnisse rekonstruiert. Die Bauarbeiten haben schon im Frühling dieses Jahres begonnen. Der Park hinter der Rosenauer Burg wird eine Fläche von 1,4 Hektar einnehmen.
„Besucher werden vieles über die Entwicklung des Lebens in prähistorischen Zeiten erfahren“, meinen die Verwalter des Parks. Die Idee ist ihnen gekommen, nachdem sie einen ähnlichen Park in Deutschland besucht haben. Das Projekt erhielt eine Finanzierung aus europäischen Mitteln in Höhe von 10,7 Millionen Lei. Die Gesamtkosten betragen etwa doppelt so viel. Momentan ist das Gelände im Wald noch eine Baustelle. In einigen Monaten wird man hier Saurier-Arten wie Stegosaurus, Triceratops oder Tyrannosaurus Rex begegnen. Einige davon werden bis zu 20 Meter hoch und auch mit Tonanlagen versehen sein. Im Park wird es noch einen Kinosaal mit 70 Plätzen, eine Gaststätte, Spielplätze für Kinder und einen künstlichen See geben. Die Eröffnung des Freizeitparks in Rosenau ist für den Frühling 2015 vorgesehen. Man hofft, dass durch diese originelle Attraktion die Touristenzahl weiter steigt.
Die musikalische Höhle
Tourismus mit Kultur zu verbinden war immer eine gute Idee, um Besucher anzuziehen. Musikliebhaber, die ein etwas anderes Konzert sehen wollen, sind in Rosenau am richtigen Ort. Am Fuße des Hügels mit der Bauernburg angelangt, fährt man etwa einen Kilometer in Richtung Schulerau und gelangt zur Höhle „Valea Cetăţii” (Tal der Burg), die 2011 nach jahrelangen Bauarbeiten eröffnet wurde. Für das Einrichten von Treppen und Aussichtsplattformen aus Fiberglas und Kunststoffen sowie für die Beleuchtung durch Kaltscheinwerfer mit Leuchtdioden sorgte das Rosenauer Bürgermeisteramt. Entdeckt wurde die Höhle im Jahr 1948, wurde aber im Laufe der Zeit oft verwüstet oder für Müll-Lagerung verwendet. Nun wurde hier eine Bühne gebaut, wo oft Konzerte stattfinden werden.
Dank der hervorragenden Akustik des Raumes sind die Musikveranstaltungen besonders gelungen. Im Sommer finden hier jeden Samstag Konzerte statt. Wenn keine Konzerte stattfinden, kann die Höhle in Begleitung eines Führers besichtigt werden. Der Eintrittspreis beträgt 10 Lei für Erwachsene und 5 Lei für Kinder. Für Gruppen gibt es Ermäßigungen.
Ritter, Reiter und Rocker
Nicht nur klassische Musikkonzerte kann man in Rosenau besuchen, sondern auch andere Events. Die märchenhafte und geheimnisvolle Atmosphäre rund um die Burg hat nicht nur Filmemacher inspiriert. Das Angebot wächst von Jahr zu Jahr und reicht von Film und Gastronomie über Reiten und Schmalspureisenbahnen bis hin zu Hardrock oder Sci-Fi. Besonders in den Sommermonaten reiht sich ein Festival ans andere. Seit zwei Jahren verhallen im Sommer Heavy-Metal Klänge hinter den Mauern. Rockstadt Extreme Fest ist ein Nachkomme des alten Ghost Festival und lockt Tausende von Rock-Fans nach Rosenau. Die Besucher der Konzerte können am Fuße der Burg campen. 2015 wird das Festival in der Zeitspanne 12.-15. August stattfinden. Jetzt schon kann man Abos für das ganze Festival ab 130 Lei online kaufen. Auf der Bühne des Festivals werden etwa 40 Rockmusikgruppen auftreten. Auch im August findet in der Rosenauer Burg und im vor einigen Jahren renovierten Kinosaal „Amza Pellea“ das historische Filmfestival statt, das 10 Tage lang alte und neue Produktionen zeigt. Neben den Filmen wird ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Konzerten, Ausstellungen und Buchvorstellungen geboten.
Ebenfalls im Sommer werden Sci-Fi-Fans in Rosenau erwartet. Eine Woche lang finden Lesungen, Filmprojektionen, Literaturwettbewerbe und Konferenzen statt. Beim Gastronomie-Festival auf der im Jahr 1879 eingeweihten Sissi-Promenade, die den Namen der Kaiserin Elisabeth von Österreich trägt, gibt es originelle Leckerbissen und Blaskapellen-Musik. Auch Pferde-Liebhaber haben ihren Spaß: Im Mai und im Juli finden Reitfestivals statt. Auf der Wiese in der Nähe von „Acapulco“ findet jährlich eine Pferdeschau statt, wo die schönsten Exemplare preisgekrönt werden. Auf dem Programm stehen noch Pferdespringen, Wettbewerbe und Dressur-Shows. Kinder sind auch nicht vergessen. Für das junge Publikum sind die Festivals „Jocmania“ und „Komödiantenhof“ gedacht.
Um 14.30 Uhr hat sich am Bahnhof von Rosenau eine Menschenschlange gebildet. Die Kasse ist auch fünf Minuten vor Eintreffen des Zuges geschlossen. „Arbeitet hier niemand“? fragt eine Frau entrüstet. „Man muss wohl die Fahrkarten aus dem Zug kaufen“, antwortet ein Mann. Am Bahnsteig steht ein verrostetes Plakat, das für den „Dracula Express“-Zug wirbt, ein Projekt aus dem Jahr 2008 ,das leider nicht den erwarteten Erfolg hatte. Pünktlich um 14.35 Uhr kommt der Zug aus Zărneşti an. Im zu stark beheizten Abteil sitzen einige Pendler – die meisten sind Lehrer, die in Kronstadt wohnen und an den Schulen in Rosenau oder Zărneşti arbeiten, Studenten, die nach Kronstadt zur Uni fahren oder Schüler aus dem nahe gelegenen Neustadt. Vielleicht wird dieser Zug in ein paar Jahren voller Touristen sein, die aus Rosenau kommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas geschieht, ist immer größer.