In diesem Jahr, in dem zum hundertsten Mal der „Großen Vereinigung“ von 1918, wie die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien allgemein heuer bezeichnet wird, durch zahlreiche kulturelle und politische Kundgebungen gedacht wird, soll auch die Rolle eines unserer gegenwärtig weniger im Blickpunkt stehenden Vorgängers in den Blickpunkt gerückt werden. Es handelt sich um Wilhelm Kopony, der am 22. Januar 1869 in Rosenau als Sohn des Forstingenieurs Michael Kopony und Anna, geborene Galter, das Licht der Welt erblickte. Und nicht am 14. September 1868 laut einigen Quellenangaben, was uns dessen in Temeswar lebende Enkelin Maria Murgu, geb. Kopony bestätigte. Er trat, was seine Ausbildung betrifft, in die Fußstapfen seines Vaters und studierte Forstwirtschaft. Doch machte ihm diese Ausbildung nicht zu viel Freude und so widmete er sich auch anderen wirtschaftlichen Interessen. In seinem Geburtsort Rosenau hatte er ein Gasthaus, das „Zum Nordpol“ benannt wurde. Impliziert war er immer wieder auch im öffentlichen Leben, setzte sich für die Gemeinschaft ein. So trat er auch der Freiwilligen Feuerwehr bei, deren Obmann er wurde. Sein Bekanntheitsgrad im Burzenland war groß, so ist zu erklären, dass er 1905 im Wahlbezirk Honigberg/Hărman sich für den ungarischen Reichstag zur Wahl stellte. Er siegte und zog in diesen somit ein. Der ungarische Landtag, der ab 1867 zum Ungarischen Reichstag umbenannt worden war, ist der Vorgänger des heutigen ungarischen Parlaments und war die gesetzgebende Versammlung des Königreichs Ungarn bis 1918, als die Donaumonarchie zerfallen ist. Der Reichstag bestand aus zwei Kammern, der sogenannten Magnatentafel, bestehend aus Vertretern der Magnaten und des Klerus, und der Repräsentantentafel, in dem die Vertreter der Komitate, Distrikte, Städte vertreten waren. Hier schloss er Freundschaft mit einem weiteren Sachsenvertreter, Rudolf Brandsch (1880 - 1953), dem späteren, bekannten Nationalitätenpolitiker, wobei sie sich vor allem gegen die Magyarisierung der Donauschwaben einsetzten. Als sie am 20. März 1914 im Parlament für die Schwaben und deren Volkspartei auftraten, erklärte Wilhelm Melzer im Namen der anderen sächsischen Abgeordneten, „dass ihre Politik keine Gemeinschaft mit der schwäbischen Bewegung habe, dass die sächsische Politik lediglich den Schutz sächsischer Interessen verfolge“. Der ungarische Ministerpräsident Stephan Tisza verübelte stark diesen ihren Einsatz und äußerte sich abschätzig darüber. Vor allem Brandsch wurde dann sogar von sächsischen Kollegen wie auch den ungarischen Parlamentariern gemieden. Wegen diesen Kritiken, die ihnen entgegengebracht wurden, traten Brandsch und Kopony aus der Regierungspartei aus. Diese wurden dann sogar von der sächsischen Abgeordnetenkonferenz aufgefordert, ihre Mandate den Wählern zur Verfügung zu stellen, wobei diese aber ihre Sympathie für ihr Verhalten aussprachen.
Waren es die schwäbischen politischen Freunde, die ihn bewogen, ins Banat zu ziehen, nach Temeswar zu übersiedeln, oder auch die wirtschaftlichen Interessen? Voraussichtlich beides. In der Ortschaft Waldau, ursprünglich Neu-Schoschdea, nicht weit von Moritzfeld, kaufte er ein Gut von 560 Joch und ein weiteres Anwesen von 146 Joch am Stadtrand von Temeswar. Nachdem er diese 1910 gekauft hatte, brachten ihm diese nicht nur Gewinn ein. Schaden hatte er zu verzeichnen durch die Überschwemmungen 1912 und 1913, der Missernte ein Jahr darauf. Hinzu kam auch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, dann der Mangel an Arbeitskraft.
Der Vereinigung vom 1. Dezember 1918 und Bildung von Großrumänien stimmten die verschiedenen deutschen Siedlergruppen zu unterschiedlichen Terminen bei. Am 26. November 1918 waren es die aus der Bukowina, am 9. Dezember 1918 waren es die in Bukarest lebenden Deutschen, die Siebenbürger Sachsen taten dieses am 8. Januar 1919 auf der sächsischen Nationalversammlung in Mediasch, die aus Bessarabien taten es im März 1919, am 10. August 1919 bei der Vollversammlung der Banater Schwaben in Temeswar folgte deren Zusage. Bei den Wahlen für das rumänische Parlament stellte sich auch Wilhelm Kopony, nun als Vertreter der Schwaben im Modoscher Wahlbezirk, und wurde am 7. November 1919 in den rumänischen Senat gewählt. Als die Deutsch-Schwä-bische Volksgemeinschaft gegründet wurde, wurde er zu einem der Stellvertreter gewählt.
Gab es vor der Vereinigung und Bildung Großrumäniens zwischen den deutschen Siedlungsgruppen nur sporadische Verbindungen, waren mit der Bildung des einheitlichen Nationalstaates die Voraussetzungen geschaffen, dass sich auch diese Bevölkerungsgruppen zusammenschließen. Am 6. September 1919 hatten sich in Temeswar die Vertreter aller deutschen Siedlungsgruppen zu einer Versammlung getroffen, wobei ein gemeinsames Wahlprogramm unter Anleitung von Rudolf Brandsch angenommen wurde. Daraufhin konnte 1921 der Verband der Deutschen in Rumänien gegründet werden, dessen erster Vorsitzender Rudolf Brandsch bis 1931 war, und ihm dann der Schwabe Kaspar Muth von 1931 bis 1935 folgte. Laut der Volkszählung vom 29. Dezember 1930 lebten auf dem damaligen Landesgebiet 18.057.028 Bewohner, davon 12.981.324 Rumänen, 745.421 Deutsche, 728.115 Juden. Was die damalige Zahl der deutschen Siedlergruppen auf dem heutigen Gebiet Rumäniens betrifft, waren es insgesamt 625.000 deutsche Angehörige, davon 280.000 Banater Schwaben, 238.000 Siebenbürger Sachsen, 22.000 Sathmarschwaben, 40.000 Bukowinadeutsche, 12.000 Dobrudschadeutsche, 33.000 Deutsche in anderen Gebieten des Landes. Diese gehörten dem Verband der Deutschen in Rumänien an, der dann dem 1922 von Rudolf Brandsch gegründeten Verband der deutschen Volksgruppen in Europa beitrat, dessen Vorsitzender er fast zehn Jahre bleiben sollte. Wilhelm Kopony stand ihm zur Seite und unterstützte ihn in allen seinen Unterfangen.
Kopony hat auch einen Verdienst bei der Schaffung der Hymne der Banater Schwaben. Bei den verschiedenen Versammlungen, die stattfanden, gab es kein repräsentatives Lied, das für die Schwaben ansprechend war. Als Kopony zu Weihnachten 1919 in den Parlamentsferien sich in Waldau aufhielt, erhielt er eine Einladung für einen Kulturabend in Moritzfeld für den 24. Januar 1920. Es gab kein Gemeinschaftslied dafür. Dann kam ihm in Erinnerung „das Lied ohne Melodie” von Maximilian Moltke, der auch Autor des Siebenbürgenliedes war. Es handelt sich um ein Gedicht in acht Strophen, das Moltke 1842 oder 1843 in Kronstadt, oder später in Leipzig verfasst hat wie Dr. Anton Peter Petri in seinen Kurzbiographien, München 1979 schreibt. Kopony verkürzte den Text auf fünf Strophen, ließ diesen auf der Schreibmaschine mehrmals tippen, wobei die Teilnehmer nach der Melodie „Heil dir im Siegeskranz“ sangen. Das Lied wurde mit Begeisterung aufgenommen, so dass dieser Tag als Geburtstag der Banater Hymne betrachtet werden kann.
Wilhelm Kopony blieb von den wirtschaftlichen Problemen der Zeit nicht verschont. Während seiner in Bukarest im Senat verbrachten Zeit wurde sein Gut in Neu-Schoschdea von seiner Frau und deren Bruder verwaltet. Doch verlor er dieses durch die Agrarreform von 1920, sodass er mit seiner Familie nach Temeswar zog, und nach weiteren zehn Jahren nach Wien mit den beiden Söhnen Eckardt und Horst. Er kaufte in Budapest ein großes Mietshaus, das auch wirtschaftlich sich als versprechend erwies. Dann investierte er in zwei Hotels, die er ankaufte, die „Krone“ in Temeswar und „Kaiserin Elisabeth“ in Wien. Zu den hohen Gästen, die in diesem gelegentlich untergekommen waren, zählten Mozart, Wagner, Liszt, Grieg. In Wien musste er sich dann dafür einsetzen, das Hotel vor dem Ruin zu retten.
In einem Empfehlungsschreiben der Hauptstelle der deutsch-schwäbischen Volksgemeinschaft aus Temeswar vom 8. Februar 1928 wird um Unterstützung für ihn bei den österreichischen Behörden gebeten: „Gefertigte Hauptstelle der Donau-Schwäbischen Volksgemeinschaft bestätigt, dass Herr Senator Wilhelm Kopony, Mitobmann der Deutsch-Schwäbischen Volksgemeinschaft im rumänischen Banate, g. Abgeordneter und Mitglied des rumänischen Senat als führende Persönlichkeit in der deutschen Bewegung im Banate teilnahm, und sich unerschrocken für die Minderheitenrechte des deutschen Volkstums eingesetzt hat. Herr Senator Kopony reist in den nächsten Tagen nach Wien, aus welchem Anlass er unserseits bestens an allen p.t.österreichischen Behörden, dem Deutschen Schulvereine Südmark und dem Banater Schwabenverein empfohlen wird.“ Auf dem Schreiben, das vom Österreichischen Konsulat Temeswar bestätigt wird, ist vermerkt „Herr Senator Kopony ist dem Amt persönlich bekannt und werde hiermit vorstehend über seine Person angeführten Daten amtlich bestätigt“.
Der Wiener Aufenthalt ging 1936 zu Ende, als die Familie wieder nach Temeswar zurückkehrte. Das Hotel in Wien wurde versteigert. Ein Schlaganfall setzte ihn außer Gefecht. Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau starb auch er am 24. Dezember 1939 und wurde auf dem Innerstädtischen Friedhof von Temeswar beigesetzt. Eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Rosenau wäre zu empfehlen, um an den Senator des ersten rumänischen Parlaments nach 1918 zu erinnern.