Obwohl sie durch ein Objektiv entstehen, haben Kunstfotografien immer etwas Subjektives in sich. Sei es die Angehensweise an das Thema, der erfasste Augenblick oder besondere, mit persönlicher Note genutzte Blickwinkel – durch die Kamera festgehaltene Momente bringen immer auch die eigenen Eindrücke des Autors in das Bild. Erwartungsgemäß müsste also auch die Fotoausstellung von Christel Wollmann-Fiedler die Orte, an welchen Friedrich Schiller weilte, viel Persönliches enthalten.
Das stimmt – zum Teil – und stimmt auch nicht. Denn die Autorin definierte ihre Haltung zu dem Thema folgendermaßen: „Ich habe mich ins Thema Schiller vertieft und versucht, die Welt in welcher er sich bewegte mit seinen Augen zu sehen. Es ist der Versuch, die Stationen seines Lebens so zu betrachten wie er es gemacht haben könnte.“
Der Betrachter der Ausstellung steht also vor Aufnahmen welche einen Eindruck vermitteln, der eigentlich in der Zeit weit zurückliegt. Das ist tatsächlich in den großformatigen Schwarzweiß-Fotos zu spüren: die Zeitlosigkeit der Orte, Gebäude und Landschaften.
Ob es nun ein Landstraßenabschnitt ist, just an jener Stelle erfasst, wo Schiller zum Grenzgänger wurde, ein Bild in dem die Zeit eingefroren erscheint oder eine Parkecke mit einer Nixe in der Wandnische, immer wieder wird man als Betrachter von der gekonnt erfassten Zeitverrückung überrascht. Ja selbst der Berliner Gendarmenmarkt, aus einem unkonventionellen Winkel erfasst, verliert in dem Bild von Christine Wollmann-Fiedler seine moderne Erscheinung.
Zu dem eigentlichen Auslöser für gerade dieses Thema wiederum die Autorin der Bilder und Begleittexte: „Ich habe dem Weg der Dichter die aus der Ecke Deutschlands kommen aus der ich auch komme, folgen wollen, eigentlich schon immer.
Erst die Wende, Mauerfall und Wiedervereinigung haben es mir jedoch ermöglicht, all die Orte zu besuchen welche ich sehen und fotografieren wollte. Das machte und mache ich nun, in Schwarz-Weiß nach guter alter Schule. Es ist der Weg und die Ausdrucksweise welche ich gewählt habe, ohne dass Farbe das Auge in Versuchung führt, nur durch das Spiel welches Licht und Schatten schafft.“
Und eben dieses Zusammenspiel heller und dunkler Tiefen in den Bildern machen aus der Ausstellung, welche bis zum 10. Dezember im Deutschen Kulturzentrum Kronstadt/Langasse Nr. 31 geöffnet ist, etwas Besonderes.