Noch sind es wenige Tage, bis die Fußball-EM in Frankreich beginnt und knapp zwei Monate, bis die olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro starten. Rumäniens Beteiligung an den beiden sportlichen Großereignissen des Jahres werden mit Spannung, aber auch mit einer gewissen Skepsis erwartet. Bei der EM müsste es für das Überwinden der Gruppenphase reichen, was ja zumindest einen Sieg gegen Albanien und vielleicht ein Unentschieden gegen die Schweiz voraussetzt. Denn gegen Gastgeber Frankreich ist wohl wenig auszurichten, zumal die von „Papa“ Puiu Iordănescu trainierten Spieler eher ultradefensiv eingestellt sein werden und kaum im Angriff was zu melden haben.
Für Rio werden rumänische Medaillenhoffnungen vorsichtig geäußert. Eher spricht man von der Krise des rumänischen Sportes und dass nun dafür die Quittung ausgestellt werde; dass es also einem Wunder gleichkomme, wenn rumänische Vertreterinnen und Vertreter aufs Siegerpodest steigen. So ist es nicht verwunderlich, dass im harten Kampf um olympische Medaillen und fürs sportliche Prestige des Landes auf Kompromisse eingegangen wird und Hilfe aus dem Ausland geholt wird. Es geht dabei aber nicht nur um ausländische Trainer unter Vertrag oder um Sportler aus dem Ausland, die rumänische Wurzeln ihrer Vorfahren nachweisen können oder um die Sportler mit rumänischem Namen und Blut, die in der Nachbarrepublik Moldau geboren sind, sondern um Spitzensportler, die nun schnell eingebürgert werden im Namen des durch Gabriel Oprea sprichwörtlich gewordenen „nationalen Interesses“.
Die Praxis der Einbürgerung ist inzwischen nicht einmal in Rumänien eine Neuheit.
Der Rugby-Verband hat es vorgemacht und für die letzte Weltmeisterschaft gleich mehrere Ausländer aus Georgien, Neuseeland, Südafrika und Tonga zu rumänischen Staatsbürgern erklärt. Ein russischer Ringer mit reellen Erfolgschancen, Albert Saritow, vertritt Rumänien im Freistil bei der Gewichtskategorie 97kg. Zwei Ringerinnen aus der Ukraine wurden eingebürgert, schafften es aber bei den Vorentscheidungen nicht, sich für Brasilien zu qualifizieren. Im Handballteam der Frauen wünscht sich der rumänische Nationaltrainer aus Schweden, Tomas Ryde, gern auch Verstärkung aus der Ukraine oder Russland. International ist die Praxis der schnellen Einbürgerung weit verbreitet, selbst dort, wo gerade gegen Flüchtlinge heftig gewettert wird. Boxer aus Afrika in skandinavischen Teams, asiatische Tischtennisspielerinnen und -spieler für Deutschland und andere westeuropäische Länder, Läufer aus Kenia oder Äthiopien, die für die Türkei oder die reichen Emirate am Persichen Golf antreten – das wundert inzwischen niemanden mehr. Die Zeiten des sturen Nationalismus sind (erst recht) im Sport vorbei.