Nach Jahrzehnten kann der rumänische Tennissport wieder einen großen Erfolg melden: einen Grand-Slam-Titel. Er kam irgendwie überraschend, weil Horia Tecău beim Australian Open in Melbourne, zusammen mit seinem Partner, der Schwede Robert Lindstedt, eher mit einem Sieg im Männer-Doppel rechnete.
Sie gehörten zu den Favoriten, da sie es z.B. 2010 und auch 2011 in Wimbledon bis zum Endspiel schafften. Im letzten Jahr verloren sie dort gegen das wohl beste Doppel der Welt – die Brüder Bryan aus den USA. Auf dieselben Gegner stießen sie im Januar in Melbourne im Halbfinale. Tecău und Lindstedt scheiterten denkbar knapp, nachdem sie sogar einen Matchball vergaben.
Unter solchen Umständen kann die Enttäuschung besonders bitter sein. Nicht aber beim 27-jährigen, in Kronstadt geborenen Horia Tecău. Zusammen mit seiner gleichaltrigen Partnerin Bethanie Mattek-Sands setzte er sich im Mixed-Doppel-Finale gegen Jelena Wesnina (Russland) und Leander Paes (Indien) mit 6-3, 5-7, 10-3 durch. Die Zwei hatten auch im Vorjahr zusammen gespielt und scheiterten erst im Halbfinalspiel.
Aber sowohl Horia als auch Bethanie (Spitzname Killer Bee wegen ihrem unkonventionellen, angriffslustigen Look: dunkle Kniestrümpfe und zwei unterhalb den Augen sozusagen als „Kriegsbemalung“ aufgetragene kleine Flaggen) glaubten wohl nicht so recht an ihre Chancen. So spielten sie aber ohne zusätzlichen Druck und konnten siegen. Horia sprach bei der Pressekonferenz von einem hervorragend gutem Gefühl, erstmals einen Grand-Slam-Titel vorweisen zu können, vor allem weil er auch hart umkämpft werden musste. Nur zum Feiern war nicht Zeit, denn Horia wollte sein Flugzeug nicht verpassen.
Bereits vor fast zehn Jahren hatte der heute bei Dinamo Kronstadt unter Vertrag stehende Horia in der Tennis-Juniorenszene für Aufsehen gesorgt: zusammen mit seinem damaligen Partner Florin Mergea siegten sie in Wimbledon im Junioren-Doppelfinale in den Jahren 2002 und 2003. Horia erkannte rechtzeitig, dass er bessere Erfolgsaussichten im Doppel und nicht im Einzel hat. Der erste Erfolg im Herren-Doppel konnte er, zusammen mit Mergea, 2007 im Challenge-Tournee seiner Heimatstadt feiern. Heute befindet er sich in der Weltrangliste der Doppel-Spieler auf Rang acht.