Als „ein trügerisches Spiel“ („un joc șmecheresc“) bezeichnete Bürgermeister Allen Coliban die Art und Weise wie der Bau und die Nutzung eines neuen Turnsaal im Laufe der letzten Jahre bei der Allgemeinschule Nr. 2 im Astra-Viertel behandelt wurde. Da kollidierten die Interessen zweier Lager aufeinander. Das eine bestand aus der Schulleitung und den rund 1500 Schülern und deren Eltern; das zweite aus dem Schülersportklub Brașovia, dessen Turntrainern und Leistungssportlern.
Beiden wurde in Aussicht gestellt, dass ihnen der neue Saal zustehen wird. 2018 ließ der damalige stellvertretende Bürgermeister Mihai Costel die Schuldirektorin Dorinela Agurișa Șerban wissen, dass der Stadtrat deren Antrag für den Bau eines neuen Turnsaals für die Schule genehmigt habe. Manche der Stadträte hätten aber nicht gewusst, was sie eigentlich bewilligt haben, sagt Coliban – und zwar einen rund 27 Millionen Lei teuren Saal, gedacht ausschließlich für Turn-Training und -Wettkämpfe, also mit der dafür notwendigen Einrichtung samt Zuschauertribüne.
Die Allgemeinschule 2 ist aus dem Zusammenschluss zweier Schulen (Nr. 10 und Nr. 22) hervorgegangen. Einen der Säle hatte „Brașovia“ bereits als Trainingsmöglichkeit genutzt. Vor Jahrzehnten trainierten die Brașovia-Sportler auch in einem Turnsaal im Erdgeschoß des Sportlyzeums (heute D-Gebäude des Honterus-Nationalkollegs). Nun hoffte der Klub, aber auch der Rumänische Turnverband, dass der neue Saal bessere Voraussetzungen mit sich bringt, damit Kronstadt, wie früher etwa Onești oder Deva zu einer Hochburg der inzwischen in eine tiefe Krise geratenen rumänischen Gymnastik wird. Andererseits waren Schüler, Eltern und Lehrkräfte der Allgemeinschule empört, dass sie auf ihrem Schulhof keinen Zugang zum versprochenen neuen Turnsaal haben werden.
Um diesen Konflikt zu klären hat die Exekutive des Bürgermeisteramtes eine außerordentliche Stadtratsitzung einberufen, die als Premiere nicht im Bürgermeisteramt, sondern im Patria-Saal abgehalten wurde. Das war auch richtig, denn beide Lager schickten ihre Wortführer und Unterstützer zur Sitzung um für ihre Sache vorzusprechen. Der Rumänische Turnverband appellierte einschließlich an Nadia Comăneci die aus Kanada in einer Video-Botschaft dazu aufrief, den Kronstädter Kindern nicht die Chance auf eine erfolgreche Sportlerlaufbahn zu verweigern. Vor Ort plädierten unter anderen Verbandspräsidentin Carmencita Constantin und der ehemalige Spitzenturner Dan Grecu für ein Hocheistungszentrum im Turnen das ja allen Kronstädter Kindern offen stehe.
Die zum Teil in ein erregtes Wortgefecht ausartenden Debatten dauerten rund sechs Stunden bis es zur Abstimmung kam. Mit 25 Stimmen bei nur einer Stimmenthaltung wurde eine Kompromisslösung befürwortet. Der neue Saal soll für rund 3,5 Millionen Lei in vier Monaten so umgestaltet werden, dass er zum Teil auch für die üblichen Turnstunden von den Schülern genutzt werden kann. Die Turner/innen von Brașovia können im Hauptbereich des Saales mit ihrem Training beginnen. Gleichzeitig wird der alte Turnsaal abgerissen, wobei ein provisorischer Bau (eine mit Zeltplanen überdeckte Halle – Typ „Ballon“) aufgerichtet wird in dem auch Ballspiele ausgetragen werden können. Diese Zusatzvariante wurde vom Stadtrat versprochen um der Schulleitung entgegenzukommen denn diese wollte ursprünglich nur die Variante der ausschließlich eigenen Nutzung akzeptieren.
Teil der Übergangslösung ist auch der Bau eines zweiten neuen Turnsaals auf dem Gelände des Schulhofs der in zwei Jahren fertig gestellt werden soll. Diesmal soll es sich um einen Saal nach dem Standardtyp der Landesgesellschaft für Investitionen (CNI) handeln. Das Ganze kostet rund 12 Millionen Lei, wobei man beim Bürgermeisteramt auf eine Finanzierung über Regierungsgelder setzt. Wenn dieser Saal fertig ist, gehört er nur der Allgemeinschule Nr. 2. Der neue bereits errichtete Saal wird dann nur als Gymnastiksaal vom Brașovia-Sportverein genutzt werden.