Nach modernsten Kriterien ist die im Vorjahr eröffnete Ausstellung „Das Gedächtnis der Textilfasern“ im Ethnographischen Museum von Kronstadt gestaltet worden und zieht seither viele Betrachter an. Nun fand eine kulturelle Veranstaltung dort statt, die einen Dialog zwischen Zuschauern und noch praktizierenden Künstlern dieses Bereichs anstieß, und bei der der zweisprachige Ausstellungskatalog – rumänisch, englisch – vorgestellt wurde. Dieser ist eine eingehende, reich illustrierte Dokumentation, die zu einem Billigpreis von nur 10 Lei erworben werden kann. Die Ausstellung führt in diesen Nachlass an Textilien ein, zeigt Techniken des Flechtens von Baumwolle, Hanf, Flachs, Wolle. Vorgeführt wurde das Klöppeln von Berze Katalin, den jüngeren Noemi Laszlo, Anita Kovacs, Kinga Laszlo aus der Ortschaft Sâncrai, Kreis Harghita. Diese alte Handarbeitsmethode stammt aus der belgischen Stadt Brügge und wurde von Weltkulturorganisation UNESCO als nicht materielle weiterzuführende Tradition aufgenommen. Rodica Ispas aus Freck zeigte wie sie Quasten, erstellt mit denen sie Gewebe für die Innenausstattungen von Räumen schmückt. Valeria Neuvirt aus der Kronstädter Oberen Vorstadt/Schei führte das Erstellen von Zierschnüren in der Molte mit Klöppeln vor. Frauen aus S²c²date, Kreis Hermannstadt, boten Auskunft über ihre Trachten und die geflochtenen Gürtel. Auf dem vom Ende des 19. Jahrhunderts stammenden Webstuhl der Firma Fritz Faust aus Apolda, der Tüll bis 2,20 m Breite weben kann, machte Vasilic² Cociorv² eine Vorführung. Der Webstuhl befand sich früher in Besitz der Handwerkergenossenschaft S²celeana und konnte vom Museum erworben werden. Cociorv² nahm sich diesem als Fachmann an, und konnte den Webstuhl wieder funktionsfähig machen.
Die Direktorin des Ethnographiemuseums Dr. Ligia Fulga stellte den Ausstellungskatalog vor, in dem auf die Entwicklung der Kronstädter Textilindustrie eingegangen wird, betonte die wichtige Rolle, die Luise Treiber Netoliczka in der Erforschung der Stickereimethoden auch im Umfeld von Kronstadt gespielt hat. In den sächsischen Städten Siebenbürgens gab es Kleiderordnungen – Kronstadt 1732, Mediasch 1764 – durch die auch der Status der Träger zur Geltung kam.
Einen ausführlichen Rückblick über die Anfänge und frühere in Kronstadt entwickelten Textilien-, Stickerei- und Wirkwarenunternehmen erhält man in den Räumen des Museums, in dem es sich lohnt, einen Rundgang vorzunehmen.