Dort wo sich Sport, kriminelle Unterwelt und Show überschneiden, taucht auch Anatolie (alias Tolea) Ciumac auf. Der 43-Jährige, der aus der Nachbarrepublik Moldawien stammt, ist eine schillernde filmreife Figur, höchst umstritten, seit Jahrzehnten in den Schlagzeilen der Skandalpresse präsent.
Dabei hat alles so begonnen, wie man es sich nicht besser wünschen könnte. Tolea war vom Fußball begeistert, war ein guter Torwart, der mit seiner Großmutter auf dem Lande lebte. Das erste Geld, das er im Sport verdiente, teilte er mit seiner Oma. Er nutzte die Öffnung der Grenzen und kam nach Bukarest, wo er die Sporthochschule absolvierte. Schnell wechselte er zum Ringsport über, nicht weil es ihm gefiel, sondern weil da besser Geld verdient wurde. Tolea wurde einer der besten rumänischen Ringer, war Mitglied der rumänischen Landesauswahl – seine Olympia-Teilnahme in Sydney schien im Jahr 2000 greifbar nah. Aber Tolea, mit seinem imposanten Körpermaßen (1,90 m und über 120 kg) war auch als Leibwächter sehr gefragt. In diesem Job lernte er nicht nur Minister und Millionäre kennen, sondern auch Personen mit einem zweifelhaften Ruf aus der Unterwelt.
1999 kam es zu einem Zwischenfall mit Schusswechsel in Kronstadt vor dem Scotch Club in der Inneren Stadt, in dem auch Ciumac impliziert war. Ciumac war nicht mehr das beeindruckende Muskelpaket, sondern der böse Junge, dessen Platz hinter Gittern sein sollte.
Tolea flüchtete nach Spanien, wurde von dort ausgeliefert, saß einige Haftstrafen ab. Er machte irgendwie das Beste daraus dank seinem Humor, so dass er eher sympathisch als gefährlich angesehen wurde. Auftritte in Werbespots, bei Talkshows (unvergesslich sein Auftritt bei OTV, wo er den, zugegeben, eher schmächtigen TV-Moderator Dan Diaconescu einfach in die Luft hob und nahe dabei war, diesen in einen Müllcontainer zu versenken) und sogar in Filmen kombinierte Tolea mit einer erfolgreichen Karriere im Kickboxing. Vor einigen Tagen feierte er in Baia Mare sein Debüt als Profiboxer.
Der 43-Jährige, der in Bukarest trainiert, trat gegen einen 25 Jahre jüngeren Gegner an. Tolea klammerte sich an den Gegner, brachte ihm bald auch den nötigen Respekt ein, spaßte zwischendurch mit dem Publikum und erkämpfte sich ein Unentschieden. Leider wäre Tolea nicht er selber, wenn er nicht regelmäßig auch ins Visier der Polizei geriete. Zuletzt einige Tage vor seinem Kampf in Baia Mare, wegen seiner führenden Rolle in einer Gruppe, die Zigarettenschmuggel im großen Stil treibt.
Tolea hätte der gutmütige Riese sein können, der dank dem Sport wieder auf den rechten Weg gelangt ist. Er bleibt aber eine Skandalnudel die für hohe Einschaltquoten sorgt, weil es genügend Leute gibt, die ihre Freude an einem solchen Verhalten haben.