Ab nächstem Jahr wird der bekannteste Mannschaftswettbewerb im Tennis, der Davis-Cup, nach einem ganz anderen Austragungsmodus laufen. Es wird eine Endrunde in Madrid zwischen dem 18. und 24. November geben, an dem sich 18 Teams beteiligen. Gesetzt sind die vier Halbfinalisten dieses Jahres: Frankreich, Kroatien, Spanien und die USA. Für Argentinien und Großbritannien gab es zwei Wildcards – sie müssen sich nicht an der Qualifikationsrunde beteiligen, die Anfang Februar stattfindet. Die Matches bestehen aus zwei Einzel- und einem Doppelspiel und werden über zwei Gewinnsätze ausgetragen.
Diese radikale Reform wurde von der Internationalen Tennis-Föderation (ITF) durchgesetzt und hat ein Konsortium zum Veranstalter, dessen leitende Figur der Fußballstar Gerald Pique vom FC Barcelona ist. Gelockt wird mit drei Milliarden Dollar, die in den nächsten 25 Jahren für den traditionsreichen, 118 Jahre alten Davis-Cup-Wettbewerb geboten werden.
In der Tenniswelt herrschte zunächst Unverständnis, ja sogar Empörung über diese Entscheidung. Der Davis-Cup sei zerstört worden; die Spieler selber hätten gar nicht mitentscheiden können. Tennisgrößen wie Boris Becker, Michael Stich, Yannick Noah oder Rod Laver bedauern diese Entscheidung und glauben, dass nun die Tennis-Fans dem neuen Format den Rücken kehren. Roger Federer ist zurückhaltend. „Es ist wie es ist!“ sagt er. Aber über Piquets Rolle wundert er sich.“Für uns Tennis-Spieler ist es schon komisch, einen Fussballer in unserer Welt zu haben.“
Viel drastischer war die Stellungnahme der rumänischen Tennislegende Ion Țiriac. Er habe mit Piquet geredet und ihm mitgeteilt, dass er mit Sepp Blatter auch eine Reform im Fußball angeregt habe und zwar Elfmeter-Schießen mit dem Kopf. Piquet verstand nichts, was Țiriac zum bissigen Kommentar veranlasste, das sei weiter nicht verwunderlich – schließlich handle es sich um einen Fußballspieler.
Die Hintergründe dieser Wandlung sind jedoch offensichtlich: Tennis ist eine der attraktivsten, bestbezahlten und im Fernsehen meistübertragenen Einzelsportarten. Da wird ein Teamwettbewerb eben komprimiert, wobei die Großen unter sich bleiben sollen. Der Spielplan der Superstars ist sowieso dicht gedrängt. Das hatte zur Folge, dass immer öfter die großen Spieler auf eine Teilnahme im Davis-Cup verzichteten. Kein Wunder, dass Djokovic und Nadal die Reform begrüßen. Djokovic: „Niemand von den Topspielern kann sich vier Wochen im Jahr für sein Land zur Verfügung stellen. Das war früher anders, da gab es weniger Turniere, aber heute geht das nicht mehr.“