Bis Juni l.J. ist die im Museum der Städtischen Wohnkultur am Kronstädter Marktplatz die im Dezember unter dem Titel „Kronstädter Schultraditionen – Honterus-Lyzeum und Andrei Şaguna-Lyzeum“ eröffnete Ausstellung zu sehen. Diese vom Etnografiemuseum organisierte Schau, dem dieses Museum als Abteilung angehört, konnte mit der Unterstützung folgender Partner organisiert werden: Kunstmuseum und „Casa Mureşenilor“ (beide aus Kronstadt), Siebenbürgisch-Sächsisches Museum Gundelsheim, Friedrich Teutsch-Haus Hermannstadt, Kronstädter Kreisbibliothek „George Bariţiu“, Kreisdirektion Kronstadt der Nationalarchive, evangelische Honterusgemeinde A.B. Kronstadt, Demokratisches Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK), Landeskolleg „Andrei Şaguna“, die Privatsammlungen Hübner, Titus Mâzgăreanu, Steluţa Pestrea Suciu und Werner Kuchar (Deutschland), wie auf dem Ausstellungsplakat vermerkt wird. Sicher hätte bei einer so zahlreichen und kompetenten Mitwirkung die Ausstellung weit reicher ausfallen können. Zu dem bezieht sich diese nicht nur auf die angegebenen beiden Schulen, sondern auch auf den Coetus Mercurii der Evangelischen Handelsschule. Sicher spricht die Ausstellung auch die weniger mit der Kronstädter Schulgeschichte Eingeweihten an - besonders Schüler, die die Ausstellung, angeleitet von ihren Klassenlehrern, auch besuchen. Ein weiteres Kennzeichen ist die auch hier im Schulbereich verzeichnete Interferenz der Sitten und Bräuchen der da lebenden Nationalitäten, was durch die Einführung der „Comanda Şagunistă“ der rumänischen Schule ersichtlich ist, die praktisch die Rolle des Coetus an der Honterusschule übernahm.
Die erste Coetussatzung geht auf die Schulordnung von Johannes Honterus zurück, die er 1543 öffentlich bekannt gegeben hatte. Darauf erschienen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an den humanistischen Gymnasien die ersten Schülervereinigungen, als „Coetus“ bezeichnet, die eine wichtige Rolle im Schulbereich spielten.
Auf Schautafeln, die kurze informative Texte und zahlreiche Archivfotos umfassen, Jahrbücher dieser Gymnasien, Musikinstrumente, die zuständige Bekleidung darstellen, wird man in das Wirken und Leben der Coeten eingeführt. Innerhalb dieser waren die Rangordnungen von der Leitung bis zur Basis laut Satzung genau festgelegt. Die Coetisten kleideten sich mit dem schwarzen verschnürten Flaus, schwarze Hose, die bunte Studentenmütze in unterschiedlicher Farbe von Schule zu Schule. Der Coetus war fest in das Schulleben eingebunden und hatte die Vorbereitung der Studenten für das Leben zum Ziel. In deren Rahmen gab es Bildungsvereine für Musik, Literatur, Sport, Kunst. Angeführt werden in der Ausstellung das Siebenbürgenlied von Johann Lukas Hedwig, nach dem Text Max Moltke, das „Honteruslied“ und „Ich kenn ein Fleckchen“ von Rudolf Lassel die von den „Studenten“ bei den Festlichkeiten gesungen wurden.
Ab 1845 als am 30. Juni , 300 Jahre seit der Gründung der Honterusschule mit einem großen Fest begangen wurde, ist das Honterusfest dann jährlich organisiert worden, wobei auf der Honteruswiese der Pfarrer und Kurator die Eröffnungsansprachen hielten. Um 14 Uhr gab der Trompeter der Blaskapelle das Zeichen zum Aufmarsch zur Honterusquelle, wo am Nachmittag Spiele und Wettbewerbe stattfanden. Am Abend marschierte der Coetus Honteri unter den Klängen der Blasmusik zurück in Stadt, wo am Kirchhof vor der Schule dann „Gaudeamus igitur“ gesungen wurde.
Kurz zitiert werden Erinnerungen von Prof. Dr. Paul Philippi an den Coetus Honteri im 20. Jahrhundert.
Die Mitglieder des Coetus beteiligten sich auch an dem politischen Leben. In diesem Sinne wird in der Ausstellung auch die Schlacht von Marienburg dokumentiert, wo Kronstädter Studenten, wie die Gymnasiasten der Honterusschule genannt wurden, ihr Leben verloren haben.
Ausführlich dokumentiert wurde in einem Gedenkband 1994, die Höhere Evangelische Handelsschule von Kronstadt anlässlich des 75. Gründungsjahres. Der Autor, Werner Kuchar, nimmt darin ausführlich Bezug auch auf den da bestehenden Coetus Mercurii. Dieser Schule wird in der Ausstellung ein Sonderteil gewidmet. Der Coetus Mercurii wurde nach dem Vorbild des Coetus Honteri organisiert. Und betrachtet man weiter die Exponate und Dokumente zur „Comanda Şagunistă“ stellt man ebenfalls die vielen Ähnlichkeiten mit dem Coetus Honteri fest, angefangen von der Kleidung, der Organisation, der eigenen Blaskapelle, des von dieser organisierten Maifestes. Hervorgehoben wird auch die rege da entfaltete literarische und musikalische Tätigkeit. Bezug wird genommen auf die rumänischen Komponisten Ciprian Porumbescu und Gheorghe Dima, die an dieser Schule gewirkt haben.
In die Ausstellung, die vor dem Heiligen Abend, am 23. Dezember, eröffnet wurde, führten ein Museumsdirektorin Dr. Ligia Fulga, DFDKK-Vorsitzender Wolfgang Wittstock, die Schriftstellerin Steluţa Pestrea-Suciu als ehemalige Şaguna-Absolventin, die sich auf die Rolle dieser Schülervereinigungen, auf deren Traditionen bezogen.
Die Einladung zur Besichtigung der Ausstellung ist somit ausgesprochen. Nun muss der Schritt in die Mansarde des Museums der Städtischen Wohnkultur am Marktplatz unternommen werden. Und man wird es nicht bereuen.