Nachdem Titus Spânu vor wenigen Jahren mit „Golani de lux“ (Luxus-Vagabunden) sein recht erfolgreiches literarisches Debüt feiern konnte, hat der bekannte Kronstädter Anwalt und Unternehmer kürzlich im Aro-Hotel seinen zweiten Band vorgestellt. Er heißt „Sărbătoreşte ziua de ieri“ („Feiere den gestrigen Tag“) und bietet, locker erzählt, weitere Begebenheiten, die der rüstige Rentner vor und nach der Wende erlebte.
Spânu und sein Buch stellten vor: Florea Firan, Chefredakteur der in Craiova erscheinenden Zeitschrift „Scrisul Românesc“ und Leiter des gleichnamigen Verlags, bei dem dieser Band erschienen ist, der Maler Gabriel Stan, der auch grafisch den Buchumschlag gestaltete, die Literaturkritiker Virgil Borcan und Alexandru Oprescu. Anwesend war ein ganz gemischtes Publikum, von Jugend- und Sportfreunden bis Berufskollegen, von Künstlern (z.B. der Schlagerkomponist Horia Moculescu) bis Geschäftsleuten, die alle etwas gemeinsam haben – sie kennen den Autor und schätzen seine weltoffene, lebensfrohe, manchmal unkonventionelle Einstellung.
Es ist eher ein Witz, Titus Spânu in einem Atemzug zu nennen mit anderen Advokaten, die besser als rumänische Schriftsteller bekannt sind (Titu Maiorescu, Barbu Ştefănescu Delavrancea, N.D. Cocea, Duiliu Zamfirescu). Aber auch der Kronstädter Rechtsanwalt hat vieles zu erzählen und er tut das mit einer gewissen Genugtuung, mit Stolz, Selbstironie und nie langweilig. Er feiert eben das Gestern aus der Sicht eines jung gebliebenen Rentners – ein Gestern mit vielen schönen Frauen, mit Freiheiten, die er sich im kommunistischen Rumänien nahm, was ihn schnell auffällig und verdächtig in den Augen der Securitate erscheinen ließ, wobei auch damit verbundene, zum Glück nur zeitweilige Konsequenzen nicht ausbleiben konnten. Er hatte und hat einen sehr großen Bekanntenkreis, wobei ihn das Verbrechermilieu bis zu einem Punkt auch faszinierte.
Der Leser erfährt etwas über seine galanten Abenteuer, über besondere Figuren vom Rande oder der oberen Schicht der Gesellschaft und somit auch vieles über die Lebensbedingungen, Anpassungen und Realitäten im grauen Alltag des Kommunismus. Ein kleines Beispiel: Ion Pârşot, der als ausgewanderter Rumäne in Frankfurt unter dem Namen John Parzot recht erfolgreich Pelzhandel betrieben haben soll, wollte unbedingt eine junge Rumänin heiraten. Eine Kandidatin konnte schnell gefunden werden und die Heirat fand, sozusagen über Nacht, in Ploieşti statt.
Die junge Braut hatte aber Pech, da der anscheinend vom Trinkgelage matte Pârşot dennoch wach genug war, um die Pläne seiner Anvertrauten mitzubekommen, die diese ihrer Mutter tröstend mitteilte. Daraus ging hervor, dass diese nur an eine Scheinehe dachte und ihren Mann in Deutschland sofort zugunsten ihres in Italien lebenden Liebhabers verlassen wollte. Dank Spânu kam es zu einer Blitzscheidung mit den Schauspielern Ştefan Bănică sen. und Gelu Furdui als Zeugen. Abschließend erwähnt der Autor das Begräbnis von Pârşot in Frankfurt, wo auffällig viele Frauen in Pelze der Marke Parzot erschienen. Das nutzt Spânu zu einer anekdotischen Parallele mit Dr. Petru Groza. Der kommunistische Spitzenfunktionär nutzte seine Paris-Besuche auch dazu, seinen Geliebten im Heimatdorf bei Deva schöne, teure Kopftücher zu schenken. Am Sonntag, beim Kirchengang, konnten diese es nicht lassen, sich mit den neuen Kopftüchern zu schmücken. So konnte aber das ganze Dorf leicht erfahren, welche und wie viele Geliebte Groza hatte.
Solche und ähnliche kleine Geschichten gibt Titus Spânu in seinem Band zum Besten und nennt dabei auch Namen. Unterhaltsame Lektüre mit einem Haupthelden der aus dem Vollen geschöpft hat und der keinen Grund hat, das zu verheimlichen.