Zwei europäische Fernwanderwege (E3 durch die Westkarpaten von der serbischen zur ungarischen Grenze und E8 über den Karpatenbogen von der Donauklamm zur ukrainischen Grenze im Norden des Landes) sollen die rumänischen Karpaten ans europäische Fernwandernetz anbinden. Das Festlegen der Trasse und das Zusammenstellen der dazu notwendigen Datenbank sind bereits in Absprache mit der Europäischen Wandervereinigung (EWV) im Gange, wobei der Siebenbürgische Karpatenverein (SKV) als einziges rumänisches EWV-Mitglied dieses ehrgeizige Vorhaben koordiniert. Unterstützung kommt dabei aus der Schweiz, das für das Projekt im Rahmen des Schweizerisch-Rumänischen Kooperationsprogrammes insgesamt 241.565 CHF zur Verfügung stellt.
Arbeitstreffen bei der Julius-Römer-Hütte
Partner des SKV sind die Schweizer Wanderwege, die mit ihrem Know-how vor allem die Trassenfestlegung und -markierung unterstützen. Wie es zur Zeit mit der Markierung der Wanderwege in unseren Bergen bestellt ist und wie das in den Nachbarstaaten aussieht – das war das Hauptthema eines Arbeitstreffens zu dem der SKV am 31. Oktober in die Julius-Römer-Hütte am Schuler/Postăvarul eingeladen hatte. Diese Hütte ist bekanntlich die bisher einzige dem SKV rückerstattete ehemalige Vereins-Schutzhütte. Da hat seit einigen Monaten die Kronstädter Sektion des SKV ihren Sitz. Die Hütte ist im Besitz der Kronstädter Sektion und wurde an Rolf Truetsch verpachtet.
Der SKV-Einladung leisteten die wichtigsten Wandervereine aus der Region sowie Vertreter der Landesbehörde für Tourismus Folge. Mit dabei waren SKV-Landesvorsitzender Thomas Luczay, Mitglieder von den SKV-Sektionen Kronstadt und Hermannstadt sowie von den neugegründeten Sektionen aus Zărneşti und Viktoriastadt, letztere vertreten durch Tomas Bross, von „Amicii Salvamont“, dem ungarischen Wanderverein EKE, dem Salvamont-Bergrettungsdienst, den Berggendarmen, dem Verein der Bergführer, von „Asociaţia Montană Carpaţi“, dem Klub für Naturschutz und Tourismus Kronstadt (CPNT) u.a. Zwei bekannte Namen des rumänischen Alpinismus, Alexandru Floricioiu und Mircea Noaghiu, trafen sich da wieder.
Der Direktor des Nationalparks Königstein, Mircea Vergheleţ, nutzte die Gelegenheit, um diesen Nationalpark vorzustellen und dabei das Problem der Wegmarkierungen sowie des Zutritts zu unmarkierten Pfaden anzusprechen. Allein die Tatsache, dass es dem SKV-Geschäftsführer Marcel [ofariu gelungen ist, all diese Leute an einen Tisch zu bringen, unterstreicht die führende Rolle des SKV in diesem Unternehmen. So war es auch logisch, dass dem abschließenden Vorschlag problemlos zugestimmt wurde, unter SKV-Koordinierung eine Arbeitsgruppe zu gründen, die Vorschläge sammeln und ausarbeiten soll für Verbesserungen der aktuellen Wegmarkierungen.
Mängel beim Namen genannt
Einleitend zu diesem Treffen stellten Vlad Spiru und Andrei Dumitrescu, beide Mitglieder der SKV-Sektion Zărneşti, die Wegmarkierungen in Serbien, Rumänien, der Ukraine, Polen und der Slowakei vor. Sie konnten das auf Grund eigener Erfahrungen tun, da sie bekanntlich (wie auch die ADZ berichtete) unlängst ihre 93 Tage dauernde Fußwanderung entlang der Karpaten, von Serbien bis nahe an Bratislava, auf der „Via carpatica“ erfolgreich beendet hatten.
Eine der Schlussfolgerungen war, dass in Rumänien durch die Kombination der drei verwendeten Farben (Rot, Blau, Gelb) und der vier Symbole (Band, Kreuz, Dreieck, Punkt) viele Wegabschnitte, Verbindungen, Umwege oder Abzweigungen über eigene, gesonderte Markierungen verfügen, während im Ausland die Markierungen einheitlicher sind und die wichtigsten Infos (Zielort, Weglänge und -dauer, eventuell Höhenangabe) gut leserlich an Wegweisern bei Kreuzungen und an den Start-/Endpunkten der Trassen angegeben werden. Hinzu kommt, dass jeder Wegweiser eine eigene Nummer zur leichteren Identifizierung trägt, was zur besseren Orientierung führt und einen schnellen Ersatz bei Beschädigung ermöglicht.
Marcel Şofariu legte eine Analyse mit Bildbeispielen vor, wobei er vor allem auf die Schwachpunkte der Wegkennzeichnung in den rumänischen Karpaten einging. Diese sei sehr uneinheitlich, weil bei der Markierung, bei Wegweisern und Tafeln verschiedene Materialien und Abmessungen anzutreffen seien. In manchen Gebieten fehlen die Markierungen ganz oder man trifft ältere und neuere an, was die Orientierung erschwert. Eine Aktualisierung sei dringend notwendig, weil z.B. einzelne Wegweiser den Wanderern Schutzhütten angeben, die inzwischen verschwunden sind (z.B. zur vor Jahren abgebrannten Hütte „Cristianul Mare“ am Schuler)! Der Mangel an Schutzhütten in vielen Massiven ist allerdings ein Thema für sich. Zu viele Tafeln und Wegweiser fallen immer wieder dem Vandalismus zum Opfer. Durch manche Tafeln und Hinweise wird das Landschaftsbild verunstaltet. Frisch markierte Wegabschnitte werden nachträglich bei Waldarbeiten zerstört, so dass die ganze Arbeit vergeblich war, ergänzte der Vertreter von „Montana Carpaţi“. Die Dezentralisierung in Sachen Tourismus habe sich negativ ausgewirkt bei Neumarkierungen und Weginstandhaltung, weil dabei viele Lokalbehörden und Vereine ihre eigenen, oft falschen „Wege“ gehen. Der SKV-Geschäftsdirektor ließ es aber nicht nur auf Klagen beruhen, sondern nannte auch Lösungsvarianten: strikte Einhaltung der bestehenden Normen, Ausarbeitung neuer klarer Bestimmungen, dort wo es der Fall ist, regelmäßige Überprüfungen der Wege durch „Trasseninspektoren“, die schnell notwendige Ausbesserungen weitermelden, Einbinden der Wandervereine und der Freiwilligen bei den Markierungsarbeiten, wobei Anträge auf EU-Geldmittel und auf Zuwendungen aus lokalen Budgets gestellt werden sollten.
SKV und Schweizer Wanderwege nehmen sich vor, beispielgebende Wegmarkierungen auf der E3 zwischen Dubova an der Donau und Semenic anzulegen, wie auch, bei der E8, am Schuler und in den Cindrel-Bergen. Laut dem Schweizerisch-Rumänischen Kooperationsprogramm das drei Jahre läuft (vom 1. März 2015 bis zum 28. Februar 2018) sollen unter Schweizer Beratung durch Freiwillige auch rund 250 km Wanderwege neu markiert werden oder ältere Markierungen aufgefrischt werden.